Es duftet nach Liebe (German Edition)
ich denken soll, wie ich reagieren soll, was ich machen soll. Nur eins weiß ich mit absoluter Sicherheit: Das war das Wundervollste und Verstörendste, das ich je erlebt habe. Und ich fühle, dass ich mehr davon haben möchte. Diese eigenartige Vertrautheit, dieses unbedingte sich fallen lassen können hat mir bisher bei allen Beziehungen zu anderen Menschen gefehlt. Wie schmerzlich, das wird mir erst jetzt bewusst. Aber was soll ich nur tun? Mir einen neuen Termin geben lassen? Wie unendlich peinlich würde es werden, wenn er herausbekommen sollte, dass ich explizit ihn als Masseur angefordert habe? Meine Gedanken schlagen Kapriolen in dem fluffigen Schaum, der sich normalerweise Gehirn schimpft und mein Körper schnurrt zufrieden wie ein Kätzchen, das sich an der verbotenen Sahne gütlich getan hat. Und das ohne den Hauch eines schlechten Gewissens nach dem nächsten Schälchen mit der exquisiten Leckerei schielt.
In diesen eigenartig abwesenden Zustand rauscht ein Wirbelwind namens Bea herein. Jedenfalls denke ich, dass sie es ist, die sich in dem sexy Meerjungfrauenkostüm verbirgt, welches mehr von ihrem zierlichen Körper zeigt als verhüllt. Ich glaube, das größte zusammenhängende Stück Stoff ist die mit grünen Pailletten bestickte Maske, welche nur ihren Mund mit den silbern geschminkten Lippen freilässt. Ehe ich auch nur ansatzweise reagieren kann, hat sie mich in ein, von ihr mitgebrachtes Indianerinnenkostüm samt dazugehöriger Federmaske gestopft. Ja, gestopft! Denn es sitzt wirklich, wirklich eng. Aber sie ist begeistert. Flitzt um mich rum und jubelt kleine Freudenkiekser. Wie gut es mir stehen würde, wie toll das helle Leder zu meiner blassen Haut passt, wie schön der tiefsitzende Rock meinen Rücken und das knappe Oberteil meinen Busen betont. Ja sicher! Meine Möpse machen sich bereit, einen Ausbruchsversuch zu starten und quellen wie in einem Mieder geschnürt wogend aus dem Ausschnitt. Der Rock ist knielang und so eng geschnitten, dass ich nur kleine Schrittchen machen kann. Obendrein habe ich das dumme Gefühl, dass man meine Grübchen und die Ritze sieht. Der mich einengende Schnitt des Rockes kommt den hochhackigen, hellen Wildlederpumps zupass, die Bea aus den Tiefen meines Kleiderschrankes zaubert. Genau die Pumps, die sie mich vor Kurzem zu kaufen genötigt hatte. Moment!
„Sag mal, wie lange planst du das eigentlich schon?“ Ihr gespielt unschuldiger Blick verrät mir alles. Also ist auch dieses unanständige Kostüm absichtlich so eng ausgefallen. „Wirklich, ich weiß nicht, was du meinst!“ Wütend schnaube ich durch die Nase. „
Ja. War ja klar. Und wen hast du dir diesmal als meinen Erretter auserkoren? Ich dachte, in der Firma hättest du jetzt langsam alle durch?“ Wieder dieser unschuldige Blick. „Ganz ehrlich! Diesmal hab ich keinen Kerl für dich im Auge. Ich dachte nur, wenn wir schon losgehen, dann kann ich doch deine Chancen allgemein ein wenig erhöhen.“ Meine Augenbrauen wandern erstaunt nach oben.
„Du denkst allen Ernstes, dass ich nach so einem abgekarteten Spiel jetzt noch mit dir losgehen würde?“ Wütend stemme ich die Hände in die Seite, während sie leise lächelnd ein Handy aus ihrem Kostüm zaubert und kurz drauf tippt. Wo, zum Teufel hat sie in diesem Fetzen noch Platz für ihr Handy? Und warum wird genau jetzt an meiner Tür Sturm geklingelt? Mit einem strahlenden Lächeln flitzt sie aus meinem Schlafzimmer und lässt die Höllenhunde rein. Ich wusste es! Ich bin geliefert!
***
Eine Stunde später habe ich den dritten Drink in der Hand, stehe in einer mir fremden Disco, umgeben von verdammt sexy aussehenden Kerlen, und fange ganz langsam an mich zu entspannen. Nachdem die „Mädels“, von mir liebevoll „Dämonen des Satans“ tituliert, mich ohne viel Federlesens aus der Wohnung in ein wartendes Taxi geschleppt hatten, musste ich zähneknirschend eingestehen, dass sie alle perfekte Verschwörerinnen abgeben. Dieses von langer Hand scheinbar minutiös geplante Attentat auf mich nötigt mir einen Hauch Respekt für ihre administrative Planung ab. Wenn sie davon ein wenig mehr in ihre Arbeit einfließen lassen würden, wären sie nicht nur Sekretärinnen und Assistentinnen in unserer Firma, dann würden sie wohl sämtliche Chefsessel perfekt ausfüllen. Aber meine dahingehenden Förderversuche haben sie bisher unisono lachend abgelehnt. Sie wollen gar nicht den Stress und die Verantwortung tragen, die ich mir mit so viel
Weitere Kostenlose Bücher