Es duftet nach Liebe (German Edition)
Dorfbevölkerung überaltert … oder glaubst du, dass Chris jemals wieder zurückkommen wird?“
Alle Augen richten sich auf Christian, der schweigend kaut und mit den Schultern zuckt.
„Früher ...“
„Bitte fang nicht damit an!“, unterbricht die Mutter ihn jäh. Der Vater nickt, scheint regelrecht in sich zusammenzufallen, dann steht er schweigend auf und geht hinein.
„Nachrichten“, sagt Christian entschuldigend.
***
Ich stehe am Fenster und starre in die Dunkelheit. Den ersten Abend habe ich geschafft. Es war im Grunde nicht schwer, wenn man nichts anderes macht, als schweigend zuzuhören. Denn darauf ist es am Ende hinausgelaufen. Christians Mutter hat das Gespräch, nachdem der Vater aufgestanden war, dominiert.
Sie hat ihm sämtliche Neuigkeiten aus dem Ort und von diversen Nachbarn erzählt. Sich über den unglaublichen Skandal ausgelassen, dass der Sohn des Fleischers mit dem Grundschullehrer zusammen ist. Wut und Ekel waren ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass ich mich kaum zusammenreißen konnte. Einzig Christians flehentlicher Blick haben mich davon abgehalten, den Mund zu öffnen. Ich verstehe nicht, wieso er sich so verhält. Ich dachte, ich würde ihn auf dieser Reise besser kennenlernen, aber im Moment erscheint er mir vollkommen fremd. Ich kann nicht behaupten, dass es mir gefällt. Es verursacht eher ein mieses Gefühl in meinem Bauch. Und auch, wenn ich nicht gerade überschwänglich mit meinen Gefühlen bin, aber dieser Schmerz in meiner Brust ist echt. Dass ich nicht abschätzen kann, was am Ende des Wochenendes noch von uns übrig bleibt, macht mir Angst.
Der Vater hat aber auch nicht mehr viel gesagt. Allerdings hat er einige Male versucht, die Empörung seiner Frau über das schwule Paar im Dorf zu unterbrechen. Sehr erfolgreich war er nicht, aber trotzdem ist er mir sehr viel sympathischer. Es ist eigentlich schade, dass sich Christian nicht gut mit seinem Vater versteht. Ich finde ihn ausgesprochen angenehm, hätte mich gern mehr mit ihm unterhalten.
Nach einer Weile hat er aufgegeben und sich dann verabschiedet, um ins Bett zu gehen. Ich wäre auch gern aufgestanden, aber ich wollte nicht allein in Christians Zimmer sein.
Die Mutter hat noch eine Flasche Kirschwein auf den Tisch gestellt. Natürlich selbst angesetzt. Der Geruch hat Übelkeit in mir hervorgerufen. Ich konnte mich kaum überwinden, einen Schluck davon zu trinken.
„Hey“, flüstert mir Christian ins Ohr. Seine Arme umschlingen mich von hinten. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter, haucht mir einen Kuss aufs Ohr. Ich bekomme eine Gänsehaut, sehne mich nach seiner Nähe und möchte ihn am liebsten von mir stoßen.
„Schade, dass es so dunkel ist.“
„Hm.“
„Morgen zeige ich dir den Garten."
„Wenn deine Mutter es zulässt“, brumme ich.
„Warum sollte sie nicht?“, fragt er erstaunt. Ich drehe mich in seinen Armen, starre ihn ungläubig an.
„Christian! Wenn Blicke töten könnten, dann könntest du mich wahrscheinlich morgen in eurem Garten begraben. Erzähle mir nicht, dass dir das nicht aufgefallen ist.“
„Das ist doch Unsinn“, murmelt er, geht einen Schritt zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wir haben uns eben schon eine Weile nicht gesehen. Da gibt es viel zu erzählen. Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist.“
„Ich bin empfindlich? Nur, wenn unsere Art zu leben so abgewertet wird und wenn du nichts dazu sagst. Denn damit verrätst du auch unsere Liebe.“
Er starrt mich an. Ich kann den Unglauben in seinem Blick sehen.
„Aber … das stimmt doch gar nicht“, flüstert er und kommt wieder auf mich zu. „Das stimmt nicht, hörst du?“
Christian küsst mich. Ich spüre seine Lippen auf meinen, aber ich kann mich nicht bewegen, kann den Kuss nicht erwidern. Seine Hände wühlen durch meine Haare. Er schiebt sich dicht an mich.
„Bitte ...“, nuschelt er gegen meinen Mund und bricht meinen Widerstand. Grob presse ich meine Lippen gegen seine, zwänge meine Zunge in seinen Mund. Er keucht, antwortet ebenso heftig. Unser Kuss ist eher ein Machtkampf, gierig umspielen wir uns, saugen, beißen und stöhnen.
Ich spüre seine Härte. Er reibt sich an mir. Seine Hände liegen auf meinem Hintern. Ich mache es ihm nach, knete die festen Backen und drücke ihn dichter an mich.
Am liebsten würde ich ihn mit Haut und Haaren auffressen, all diese negativen Gefühle wegfegen … aber da ist immer noch ein wenig Vernunft in mir. Ich
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