Es duftet nach Liebe (German Edition)
besondere Duft nichts.
„Kirschmarmelade?“, fragt Christian und zieht genüsslich die Luft ein.
„Ich habe sie extra heute gemacht, damit du dir ein paar Gläser mitnehmen kannst", erwidert sie und legt ihren Arm auf Christians Schulter.
Sie gehen an mir vorbei, in einen Raum, der sich als Küche herausstellt. Ich weiß nicht, ob ich ihnen folgen soll, allerdings sieht der Raum auch nicht viel größer aus, als der Flur. Also warte ich hier und beobachte die beiden.
„Es riecht aber auch noch nach etwas anderem … Vanille, Marzipan, Schokolade?“
„Genau, ich habe ein wenig herumexperimentiert. Morgen zum Frühstück kannst du alles probieren.“
„Du hast keine Kostprobe aufgehoben?“, jammert er gespielt.
„Natürlich“, erwidert sie lachend. Sie dreht sich weg, zieht eine Schublade auf und hält Christian einen Löffel hin.
„Superlecker!“ Er schmatzt, dann reibt er sich den Bauch und drückt seiner Mutter einen Kuss auf die Wange.
Ich frage mich, ob Christian es bemerken würde, wenn ich ganz leise die Tür öffne und gehe.
„Renate ist der Junge da?“, ruft eine männliche Stimme.
„Ja, Papa“, antwortet Christian an ihrer Stelle.
„Na endlich! Dann sollten wir essen, die Nachrichten kommen auch gleich!“
„Wir sind gleich da.“
„Hast du deinen Besuch mitgebracht?“
„Ja, Papa!“
„Dann beeilt euch. Renate bringst du mir noch ein Bier?“
„Bin gleich da", erwidert sie.
Ich verfolge das Ganze schweigend. Ich bin bestimmt niemand, der ständig im Mittelpunkt stehen möchte, aber in diesem Flur löse ich mich nahezu auf. Christian kommt auf mich zu, hält mir einen Löffel mit dunkelroter Marmelade vor die Lippen.
„Kosten?“, fragt er leise.
Ein Schauer rinnt mir über den Rücken, als mir der Geruch in die Nase steigt. Ich nicke und öffne meine Lippen, während sich meine Lider von ganz allein schließen. Es ist wie ein Kuss, eine sinnliche Berührung … es schmeckt nach Christian, vielleicht ein wenig süßer. Ich kann mich kaum zurückhalten, möchte ihn in meine Arme ziehen und meine Zunge tief in seinen Mund schieben.
„Lecker“, murmle ich mit rauer Stimme.
„Ja, finde ich auch“, haucht er.
Neben uns räuspert sich Christians Mutter und zerstört den schönen Augenblick.
„Ich habe im kleinen Zimmer das Bett für deinen Freund bezogen.“
Ich schlucke hart. Ihr Tonfall zeigt so deutlich, dass ich nicht willkommen bin. Gespannt warte ich auf Christians Reaktion.
„Mach dir keine Gedanken, Mama. Ich weiß schon, wo Veit schläft", erwidert er und greift nach meiner Hand. Erstaunt sehe ich zwischen den beiden hin und her. Der Blick der Mutter verfinstert sich, als sie mich ansieht. Ich lächle sie an, fühle fast so etwas wie Triumph in mir.
Er ergreift meine Hand. Sein Daumen fährt über meinen Handrücken. Das fühlt sich verdammt gut an.
„Denk an deinen Vater“, ermahnt sie ihn.
Christian nickt, zieht mich die schmale Treppe nach oben.
Auch in der oberen Etage wird es nicht wesentlich heller. Durch das einzige Fenster im Flur kommt dank der vielen grünen Blätter kaum Licht.
Christian öffnet eine Tür, bleibt stehen und macht eine einladende Bewegung mit dem Arm.
„Willkommen in meinem Reich … oder na ja, wohl eher in meinem früheren Reich.“
Grinsend gehe ich an ihm vorbei. Der Raum ist nicht besonders groß, aber dafür fällt das Licht der Abendsonne ins Zimmer, vermittelt ein helles und angenehmes Gefühl.
Den meisten Platz nimmt ein großes Bett ein, daneben stehen brechend volle Bücherregale, ein Tisch und zwei Sessel, die ihre besten Zeiten bereits hinter sich haben … oder schon wieder Retro sind.
Christian lässt die Tasche auf den Boden fallen und wirft sich in meine Arme. Mit so einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Ich schwanke einige Schritte nach hinten, bevor das Bett mich stoppt. Ich verliere endgültig das Gleichgewicht. Vermutlich hat er das beabsichtigt, denn er lacht leise, als er hart auf mir landet und mich in die Matratze drückt. Ich schlinge meine Arme um ihn, vergrabe mein Gesicht an seinem Hals. Vielleicht sollten wir das Zimmer einfach nicht mehr verlassen.
„Sie mag mich nicht“, flüstere ich.
Christian hebt den Kopf und sieht mich nachdenklich an.
„Sie ist ein bisschen merkwürdig, aber das ist … vielleicht … sie muss dich doch erst einmal kennenlernen und sich … na ja, sich mit der Situation arrangieren.“
Ich schließe die Augen und fange an zu lachen. Er kann doch
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