Es duftet nach Liebe (German Edition)
nicht wirklich so naiv sein! Hatte er im Auto nicht gesagt, dass es mit seinem Vater kompliziert ist?
„Wieso tust du mir das an?“, frage ich und seufze gequält auf. Christian steht auf, reicht mir seine Hand. Seinen Blick kann ich nicht deuten. Als ich neben ihm stehe, verschränkt er seine Finger mit meinen.
„Weil du zu mir gehörst und weil … dass hier ein Teil von mir ist und es Zeit wird, dass du ihn kennenlernst. Meine Familie ...“
„Dann halte mich gut fest", murmle ich. Ich küsse ihn sanft, spüre sein Lächeln. Es ist ein kleiner, süßer Kuss, der nach einem mehr verlangt. Aber es wird wohl mehr an diesem Wochenende nicht geben. Trotzdem ist es, als würde er meine Brust mit Zuversicht füllen.
„Wir wollen jetzt essen", ruft seine Mutter laut von unten.
„Wir sind schon auf dem Weg“, antwortet Christian, dann dreht er sich zu mir. „Außerdem musst du endlich meinen Vater kennenlernen.“
Wir gehen ins Wohnzimmer, das genau so dunkel wie der Flur ist. Sämtliche Fenster sind von außen mit Blättern verdeckt. Der Fernseher läuft, aber Christians Eltern sind nicht zu sehen.
„Sie sind draußen“, sagt er erklärend und geht zu einer Glastür.
Meine Hand hat er bereits auf der Treppe losgelassen.
Tatsächlich sitzen seine Eltern auf der Terrasse, die ebenfalls mit Wein überwuchert ist.
„Hallo Papa“, sagt Christian und reicht einem Mann, der wirklich sein Opa sein könnte die Hand. Aber die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist so verblüffend, dass ich am liebsten laut aufgelacht hätte. Dort sitzt Christian als alter Mann! Eine absolute Kopie … Dunkle Augen sehen mich neugierig an, bevor er aufsteht und ein paar Schritte auf mich zukommt.
„Ich bin Wolfgang Hartmann, Chris Vater“, sagt er und streckt mir seine Hand entgegen.
„Ich bin Veit Millner. Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Hartmann“, erwidere ich.
Er hat einen festen Händedruck, während seine Augen mich interessiert mustern. Christian hat den gleichen Blick drauf. Es ist, als wenn er in mich hineinschauen könnte.
Ich hoffe, sein Vater kann das nicht, aber es fühlt sich ganz genau so an. Irgendwie als würde ich durchleuchtet werden, aber es ist weit weniger unangenehm, als die Begrüßung mit der Mutter.
„Sagen Sie doch Wolfgang zu mir.“
Ich nicke und murmle ein „Gern“, obwohl ich hoffe, dass ich nicht in die Verlegenheit komme, ihn beim Vornamen zu rufen.
„Dann können wir jetzt endlich essen.“ Er schaut auf die Uhr. „Die Nachrichten fangen gleich an.“
„Du wirst es bestimmt überleben, wenn du sie einmal verpasst“, brummt Christians Mutter genervt.
„Ehrlich gesagt nicht. Ich muss wissen, was in der Welt passiert.“
„Du interessierst dich ja sonst auch für nichts.“
Die Stimmung ist merkwürdig. Ich sehe zu Christian, aber der hält den Blick gesenkt.
Kaum sitzen wir, reicht der Vater auch schon den Brotkorb herum. Es gibt verschiedene Wurst- und Käsesorten und eine große Schüssel Salat.
„Was willst du trinken?“, fragt mich Christian.
„Cola?“, frage ich vorsichtig. Er lächelt mich an, nickt und zaubert eine Flasche unter dem Tisch hervor.
„Studieren Sie ebenfalls?“, fragt mich Christians Vater.
„Nein, ich … ich bin schon fertig.“
„Wirklich? Und was arbeiten Sie?“
„Sei doch nicht so neugierig!“, mischt sich die Mutter ein.
„Kein Problem“, sage ich schnell. „Ich arbeite bei der Stadt, beim Stadtmarketing ...“
„Stadtmarketing? Dauernd diese modernen Namen! Was heißt das denn genau?“
„Das ist ein Zusammenschluss von Vertretern der Stadt und verschiedener Gewerbe, um die Stadt zielgerichtet zu gestalten und vermarkten zu können. Eine bessere Lebensqualität für die Bewohner und natürlich auch, um die Stadt als Standort attraktiver zu machen.“
„Und so was kann man studieren?“
„Ich habe Geografie studiert, genau wie Christian.“
„Ich fange in zwei Wochen dort ein Praktikum an“, mischt sich Christian ein.
„Als wenn Städte so etwas nötig hätten. Es sollte wohl besser ein Dorf oder Gemeindemarketing geben. Die Leute ziehen doch alle in die Großstädte. Zurück bleiben nur noch die alten Leute. Hier bei uns gibt es nicht mal mehr eine Einkaufsmöglichkeit.“
„Wir haben einen Fleischer und einen Bäcker“, kontert die Mutter.
„Wer kann es sich schon leisten, immer beim Fleischer einzukaufen? Und man braucht ja auch ein bisschen mehr als Wurst und Brötchen, um zu überleben. Die
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