ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Ideen und seine Reden erzeugen aber auch eine gewisse Unwucht. Wir wünschen jedoch ein reibungslos funktionierendes System der Ausgewogenheit, auch wenn es dem W ähler oftmals anders erscheint. Und ein Herr Längsfeld ist vielleicht sympathisch, aber überhaupt nicht im Sinne des Volkes, wenn du verstehst was ich meine.“ Di Lauro verstand sofort. Aber er verstand ebenso, dass Champagner eine zungenlösende Wirkung besitzt.
Wenige Stunden später.
Langsam löste sich die Party auf. Aus dem Pool musste niemand gefischt werden und die Band spielte zum Abschluss „Auf Wiederseh’n, bleib nicht so lange fort…“ Von fast jedem Gast verabschiedete sich Gregory per Handschlag. Für einige war es wohl eine Art Souvenir. Manche wurden mit dem Limousinen-Service zurück ins Hotel gefahren und andere brausten mit dem eigenen Wagen davon. Irgendjemand rief: „Lasst alles so stehen, das räumen wir Morgen weg!“ und niemand widersprach.
KayJay sagte noch zu Di Lauro, dass ihm ein flüchtiger Blick auf einen Einsatzplan des BKA gelang, der im Innenministerium lag und ein OK benötigte, auf dem er die Worte „Di Lauro“ und „Operation Maskenball“ las und dass es ein tolles Geburtstagsgeschenk für Claudia wäre, wenn er sich mit ihr ins Ausland absetzte und dort seinen Ruhestand einläutet. Geld müsste er mittlerweile mehr als genug besitzen und nach einer derart langen und erfolgreichen Zusammenarbeit ist eh Schluss. Dann kommt sein Nachfolger dran.
Anschließend übergab Fauler seiner Frau die Autoschlüssel und sie fuhren gemeinsam nach davon. Die Außenscheinwerfer der Villa brannten noch bis zum nächsten Morgen. Jan räumte noch ein paar Sachen weg und lächelte und versicherte Gregory „Gute Nacht, Kollege. Bis morgen Früh in alter Frische!“. Jan streifte seine Jacke über, schnappte seine Tasche und ging wie immer durch die Nebentüre zu seinem Wagen.
Maskenball
Wenige Tage nach der Geburtstagsparty.
„Mein Bekannter hat mir die Datenauswertung des Labors gegeben und da heißt es:
‚Bei dem hier vorliegenden Artefakt handelt es sich um das erste Glied des linken Ringfinger einer männlichen Person, deren Lebensalter auf 40 bis 50 Jahre taxiert wird. Da das Stadium der Verwesung vollständig abgeschlossen ist, liegt der Tod mindestens 4 Jahre zurück. Durch eine bisher unerklärbare Teilmumifizierung, wurde eine Rekonstruktion der Fingerabdrücke möglich, welche eine Identifikation zuließ.“
„Ist also schon mal mit den Behörden in Berührung gewesen, der Tote.“
„Und dann stehen hier noch etliche andere Daten, die sich bei diesen Labortests ergeben, ich denke die muss ich nicht alle vorlesen.“
„Weiß man schon um wen es sich handelt?“
„Anderes Blatt, andere Abteilung, schätze ich, alles muss seine Ordnung haben.“ Jan sortierte die Zettelage und murmelt dabei. „Aha, da steht’s ja:
Die Fingerabdrücke sind Herrn Karl-Heinz ‚Charly’ Fauler zuzuordnen, letzte Meldeadresse ist Neustrelitz, In den Junkerswiesen 64, selbständig, Betreiber eines Saunaclubs.“
„Wo liegt denn Neustrelitz?“ Gregory kannte den Ort offensichtlich nicht.
„Wenn man mich fragt“, meinte Jan „liegt das alles ziemlich nördlich, so zwischen der Hauptstadt und der Ostsee. Neubrandenburg, Neustrelitz, alles Neue eben.“ Jan las wieder murmelnd in den Auswertungen, hob plötzlich seinen Zeigefinger und staunte:
„Charly Fauler wurde nach dem rechtmäßigen Verkauf seines Grundstücks als vermisst gemeldet.“
Jan legte die Laborauswertungen für einen Moment auf den Tisch und wetterte: „Andauernd werden irgendwelche Leute aus dem Rotlicht-Milieu als vermisst gemeldet, schlag mal die Zeitung auf! Bordell-König erschossen, Rotlichtgröße aus dem See gefischt, osteuropäische Frauen werden zur Prostitution gezwungen und später als vermisst gemeldet!“ Jan reagierte bei diesen Meldungen sehr zornig und giftete Gregory an, als ob den die Schuld dafür trifft: „Lies die Zeitung.“
„Wann wurde der Mann als vermisst gemeldet?“ fragte Gregory nicht unberechtigt.
„Vor 6 Jahren.“
„Und an wen verkaufte er welches Grundstück?“
„Das steht hier nicht, müsste aber rauszufinden sein.“ Jan kramte die ganzen Berichte wieder zusammen und stopfte sie in seine Tasche.
„Wollen wir eine Wette abschließen, dass der Käufer des Grundstücks Di Lauro mit Nachnamen heißt?“ Gregory hatte eine neue Spur, aber Jan ging die Wette nicht ein.
„Fauler, Fauler,
Weitere Kostenlose Bücher