ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Alles lief wie am Schnürchen, jeder war auf seinem Posten und die Gäste waren bestens versorgt. Einen Blick in die Küche, wollte sich Gregory nicht nehmen lassen. Er ging durch das Esszimmer, da besaß sein Erscheinen einen größeren Überraschungseffekt. Aber auch in der Küche lief alles wie vorher geprobt. Man nahm ihn noch nicht einmal wahr. Er hätte mit der Aufschnittmaschine unterm Arm davonlaufen können, es wäre niemandem aufgefallen. Ständig gongte es nun an der Haus- oder es klingelte an der Nebentüre. Und wenn es dort nicht klingelt, dann in Gregorys Hosentasche. Entweder kamen die später kommenden Gäste gerade an oder andere fuhren per Limo-Sercice zur Villa, die hell erstrahlte, wie eine Leuchtboje.
Wenig später.
Der Stimmung der Personen nach zu urteilen, war die Einladung ein Erfolg. Die Band spielte einen Tusch, betretenes Schweigen erfüllte den Raum und über die Lautsprecher ertönte es, wie bei einer Preisverleihung in Hollywood: „Ladies and Gentlemen, Mesdames et Messieurs, meine sehr verehrten Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir die Gastgeber des heutigen Abends Moris und Claudia Di Lauro!“ Zwei Scheinwerfer richteten sich umgehend in den Eingang, der das Wohnzimmer mit dem Flur verband. Erneut erklang ein Tusch, dem Beifall und Jubelrufe folgten. Di Lauros verharrten dort, es musste also noch etwas folgen. Wieder erklang es aus den Lautsprechern: „Frau Claudia Di Lauro feiert am heutigen Tage ihren Geburtstag. Den wievielten? Das steht nicht auf meinem Zettel!“ Ein dritter Scheinwerfer strahlte in diese Richtung und aus den Lautsprechern erklang ‚Happy Birthday to you’. Kaum einer der Gäste ließ es sich nehmen mitzusingen. Selbst die Gäste aus dem hinteren Bereich am Pool trafen vorne ein, um zu gratulieren. Der vorher noch leere Tisch erfüllte seinen Zweck und bot Platz für sorgsam Verpacktes. Nun mischten sich auch die Gastgeber unter ihre Gäste. Die Damen bewunderten gegenseitig ihre festlichen Roben und ihre sensationellen Frisuren, während die Herren sich über Sport, Karriere und Autos unterhielten. „Allein um den Schmuck der Damen zu stehlen, hätte sich ein Überfall gelohnt“, dachte Jan, der versonnen um die Ecke im Flur schaute. Gregory war ständig mit irgendwas beschäftigt. Er amüsierte, deputierte, inspirierte und assistierte. Er flirtete, machte Komplimente, trug weiße Handschuhe und seine Person schien überall zu sein. Einerseits wollte er sich bei den Di Lauros einschmeicheln und seine Loyalität zur Schau stellen und andererseits tat ihm jede Sekunde leid, die mit Dekadenz und Völlerei gefüllt war, anstatt gewissen Dingen mit fundierten Laborbeweisen an den Kragen zu gehen. Es lagen jedoch noch keine fundierten Laborbeweise vor und ob es jemals welche geben wird, entsprach allein Gregorys Wunschdenken.
Aus der Küche trugen viele fleißige Hände kalte und warme Platten, die mit allen möglichen Gaumenfreuden lockten, herein und stellten sie auf den eigens dafür präparierten Tisch. „Das Buffet ist eröffnet!“ schallte es aus den Lautsprechern und wer nicht im Stehen essen wollte, ergatterte sich einen Sitzplatz im Esszimmer, dessen Türe extra auf stand und somit von jedermann einsehbar war. Der Übergang zwischen Wohnzimmer und Poolbereich wurde zur Tanzfläche erkoren und der Fotograf der Lokalnachrichten beförderte eine Aufnahme nach der anderen in seinen Apparat. Selbstverständlich wurden auch die Herrschaften schon mehrfach abgelichtet, denn schließlich findet die Feier allein zu Ehren ihres Wiegenfestes statt.
Wer von den geladenen Gästen den Weg zur Party fand, kann nur spekuliert werden. Anwesend waren jedenfalls Kleinschmidt und Gattin, der EURATELE-Boss und Gattin, einige Lokal- und Kommunalpolitiker mit Gattin, viele Freunde und Bekannte der Di Lauros aus früheren Tagen, die über seinen Sprung in die Premium-Klasse teils verwundert, teils begeistert waren. Natürlich waren auch der Herr Staatssekretär Klaus-Jürgen Fauler und Gattin anwesend.
Und irgendwann bilden sich auf jeder Party diese Gruppen und Grüppchen. KayJay und Di Lauro waren so ein Grüppchen und KayJay fragte Di Lauro: „Siehst du die Leute da vorne am orangefarbenen Scheinwerfer stehen? Nicht hinschauen.“
„Ja , sehe ich.“
„Das sind Herr und Frau Längsfeld. Er ist ein aufstrebender Politiker, um den wir uns bald zu kümmern haben. Seine Meinung und seine Ideen rufen in der Fraktion viele Stimmen auf den Plan. Seine
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