ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Erscheinen der Herrschaften ankündigen und sie kurz danach zur Türe herein kämen. Aber nicht s dergleichen passierte. Jan machte einen fast schon überheblichen Gesichtsausdruck, der eine Art ‚ahnte ich es nicht’ transportierte. Es war mittlerweile 2 Minuten über der Zeit und das erste Mal, wenn die beiden nicht pünktlich erschienen wären. Waren sie krank? Alle beide zugleich? Haben sie verschlafen? Alle beide? Sitzen sie womöglich im Wohnzimmer und machen sich einen Jux daraus, nicht im Esszimmer zu erscheinen, oder haben sich im Garten versteckt? Gregory hatte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend wie damals in der Schule, als man ihn dabei erwischte, wie er durch das Loch in der Wand zur Mädchenumkleidekabine schielte. Jans Gesicht schien mit diesem ‚ich weiß alles’ Ausdruck eingefroren zu sein. Gregory stand im Esszimmer wie paralysiert. Er kam sich vor wie ein am Ufer Stehender, der eine Monsterwelle auf sich zukommen sieht und wie einbetoniert stehen bleibt. Wie oft hat er schon geträumt, er würde verfolgt werden und will wegrennen, doch er kommt nicht von der Stelle, so sehr er sich auch bemüht. Er steht im Traum da, als wäre er festgeklebt. Genauso stand er jetzt da. Wie ein Kleinkind, das darauf wartet, von einem Erwachsenen an die Hand genommen und sicher über die Straße geführt zu werden. Sagte Jan darum ‚warten’? Aber wie lange und auf was? Warten ist grausam, warten ist Folter und warten lässt die Zeit stehen. Seit 20 Minuten waren sie überfällig. Gregory rührte sich nicht von der Stelle und auch Jan spielte mit sich selbst ‚nicht bewegen, auch wenn’s weh tut’. Eine merkwürdige Stille erfüllte die Räume. Entfernt hörte man die Umwälzpumpe des Pools. Aber dazu musste wirklich absolute Ruhe herrschen, denn die hatte Gregory noch nie gehört. Gregory hatte mit Jan durch die Scheibe der Luke Sichtkontakt. Gregory signalisierte „Was sollen wie tun?“ und Jan signalisierte „Gemach, gemach“ zurück. Also nichts. Jan trat langsam an die Luke, schob die Scheibe zur Seite und sagte ganz leise: „Wir warten noch ca. 15 Minuten ab und schauen uns dann im Haus um. Ok?“ Gregory eröffneten sich keine Alternativen, also stimmte er Jans Vorschlag kopfnickend zu.
Die folgenden 15 Minuten vergingen ebenso ereignislos, wie die Zeit davor. Jan winkte Gregory zu sich. „Du wolltest doch immer schon die oberen Zimmer inspizieren. Ich glaube Heute ist dein Glückstag.“ Gregory hatte dieses mulmige Gefühl im Magen und auf das konnte er sich verlassen. Es kündigte immer etwas an und es hätte auch Jan auffallen müssen. „Die oberen Zimmer laufen nicht weg“, sagte Gregory. „Aber was fällt dir noch auf?“ Jan antwortete mit Schulterzucken. „Die Reinigungstruppe ist nicht da!“ Jan wurde weiß wie eine Kalkwand. „Irgendwas stimmt hier nicht, irgendetwas Seltsames geht hier vor!“ sagte er bewusst laut. „Komm mit.“ Jan kommandierte Gregory ihm zu folgen. Jan lief die Treppe hoch und nahm gleich drei Stufen auf einmal. Ein bisschen merkwürdig erschien Gregory das alles schon. Zuerst predigte Jan Ruhe und jetzt stürzt er die Treppe hinauf, als bekäme er einen Pokal dafür. Im oberen Stock standen alle Türen auf. Zwei Schlafzimmer mit angrenzendem Bad, zwei Arbeitszimmer mit jeder Menge Bildschirmen und eine Rumpelkammer. Vielleicht war es einst ein Kinderzimmer. Groß genug wäre es gewesen. Die Bildschirme waren noch aktiv und zeigten das Haus aus sämtlichen Winkel von außen. Mit den kleinen Joysticks ließen sich wahrscheinlich die einzelnen Kameras steuern. Hier verbrachten die beiden also ihre Stunden.
„Das Nest scheint leer zu sein und die Vögel scheinen ausgeflogen zu sein.“ Jan sprach schon wieder erkennbar lauter als sonst. Auch schaute er nicht in Gregorys Richtung, wenn er sprach. Es schien, als meinte er ihn gar nicht und würde mir einem Unsichtbaren sprechen, der schwerhörig ist.
Gregory hatte die Lage begriffen, wusste aber nicht wo er steht, was als Nächstes passiert und wie er sich verhalten soll. Er sprach daher zu Jan, um dieser Stelle zu entweichen: „Du wirst dich nach einem neuen Job umsehen müssen.“ Es war das Singen in der Dunkelheit, das Pfeifen im Wald und das Gespräch mit dem eigenen Spiegelbild. Jan meinte: „Ja, das werde ich wohl müssen.“ Und nach ein paar Sekunden fragte er: „Und was machst du?“
„Gute Frage Herr Doktor.“ Im selben Augenblick brausten Einsatzfahrzeuge der Spezial
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