ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Fauler… weißt du wer auch Fauler heißt, Jan?“
„Lass mich nicht raten. Ich hasse Ratespiele!“
„Der Typ von Innenministerium auf der Party, der heißt auch Fauler. Di Lauro sagte manchmal KayJay zu ihm.“
„Kann Zufall sein…“ raunte Jan.
„Kann“, konterte Gregory. „Muss aber nicht.“
„Ich hab da einen Bekannten, der soll das mal checken“ meinte Jan.
„Gar nicht mal so übel, für Alles und Jedes einen Bekannten zu haben.“ Gregory sagte es so, als meinte er es anders.
„Ich befinde mich schließlich nicht auf der Flucht, Kollege.“
„Nicht neidisch werden.“ Gregory fühlte sich manchmal schon in seiner Position so, als trüge er eine Zwangsjacke. Alles was er tat, musste irgendwie unauffällig oder geheimnisvoll umgesetzt werden. „Dieses Versteckspiel hat hoffentlich bald ein Ende“, dachte er. Und nur der feste Glaube daran ließ ihn am Leben.
Jan ging angesichts der fortgeschrittenen Uhrzeit zur täglichen Routine über und befasste sich mit dem Herrichten des Frühstücks. „Schau“, sagte er zu Gregory und blickte aus der Türe, die morgens öfter offenstand. „Die Sonne lacht.“
„Sie lacht uns aus!“ Gregory ging lachend ins Esszimmer und deckte den Tisch. Die Nachwehen der Party waren überstanden. Jeder Beteiligte holte schon am Montag sein Equipment ab. Das Wohnzimmer und der Poolbereich befanden sich wieder im vertrauten Zustand.
Wenige Tage später.
Wie jeden Morgen betrat Jan das Haus durch den Nebeneingang und wie jeden Morgen öffnete Gregory ihm die Türe. Noch bevor Jan Gregory einen ‚Guten Morgen’ wünschte oder einen sonstigen Gruß äußerste, nahm er Gregory links und rechts an den Oberarmen, rüttelte ihn und legte los: „Du musst mir etwas versprechen.“
„Noch was? Was ist es denn diesmal?“
„Frag mich nicht, woher ich das habe, aber in einem notariellen Schreiben heißt es hier:
„Klaus-Jürgen ‚KayJay’ Fauler war der Stiefbruder von Karl-Heinz ‚Charly’ Fauler. Klaus-Jürgen war als Sohn aus erster Ehe väterlicherseits hervorgegangen und besaß in der neuen Ehe keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Erbe aus mütterlicher Hinterlassenschaft, zumal er auch nie adoptiert wurde. Sowohl das Haus, als auch das Grundstück erbte allein Karl-Heinz Fauler, zu dem schon seit Jahren ein Überwürfnis existierte.“
„Wo hast du das denn her?“
„Du hast mir versprochen, nicht danach zu fragen, Klugscheißer!“
„Aha, so sieht das also aus. Und irgendwann bekam der Herr Staatssekretär heraus, dass in den nördlichen Gegenden zwischen der Hauptstadt und der Ostsee ‚Zuchtfarmen’ für Funklöcher existieren und darum Mobilfunkmasten errichtet werden sollen. Das Grundstück seines Stiefbruders war plötzlich ein Vermögen wert und der liebe ‚Charly’ hatte davon keine Ahnung. Also heuerte der Herr Staatssekretär die geldgeilen Di Lauros an und ließ seinen Stiefbruder aus dem Weg räumen.“
„So oder so ähnlich muss es wohl passiert sein.“ Jan machte ein nachdenkliches Gesicht.
„Was ist mit ihm? Er wirkt so bedrückt, mein König.“ Gregory sprach wieder so merkwürdig. Vielleicht glaubte er Jan dadurch aufzuheitern.
„Wer waren die anderen 9 Leichen? Von denen ist nix mehr übrig. Kein Labor der Welt könnte da weiterhelfen. Gib mal’n Tipp, Kollege.“
„Man muss das auf einer Landkarte sehen. So toll war ich in Geographie damals auch nicht.“
„Ich hab’ eine im Auto. Soll ich sie holen?“ Jan war schon fast zur Nebentüre raus, als er Gregory noch rufen hörte.
„Zu klein, der Maßstab ist bestimmt zu klein. Vielleicht brauchen wir aber auch gar keine Karte, sondern nur jemanden, der alle dortigen Lokalzeitungen, Fremdenverkehrsvereine, Touristikzentren und so was anruft.“ Gregory fühlte sich tatsächlich wie ein Vogel im Käfig. Säße er jetzt an seinem Schreibtisch, wären die Anrufe gar kein Problem für ihn, aber jetzt muss er sich aufs Wesentliche beschränken.
„Du scheinst eine Riesenidee zu haben“, staunte Jan.
„Klugscheißer!“ Jan guckte fragend, was Gregory meinte. „Du hast ‚Klugscheißer’ vergessen!“
„Ich weiß nicht was du meinst, aber du hast bestimmt recht.“
„Vielleicht ist der Verblichene nicht die einzige vermisste Person aus dieser Region innerhalb einer Zeit von xy Monaten oder Jahren?!“
„Hey“, kam es begeistert aus Jan heraus. „Gar nicht mal so übel, für einen Butler. Das macht bestimmt die neue Dienstkluft,
Weitere Kostenlose Bücher