ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
sein. „Die müssen sich doch noch umziehen und sich waschen.“ Gregory war verwundert, denn er sah niemanden gehen.
„Ach so“, sagte Jan. „Die habe ich vorhin alle hier raus gelassen und ihnen gesagt, das sie auch hier wieder reinkommen sollen.“ Jan deutete auf den Nebeneingang.
„Und wo war ich da?“ Gregory glaubte an ein Blackout.
„Du warst in deinem Zimmer und hast einen anderen Menschen aus dir gemacht.“
„Stimmt! Haben die Leute gesagt, wann sie wiederkommen?“
„Irgendwann um 14 oder 15 Uhr oder so. Du wirst doch nicht schon wieder nervös, oder?“
„Keine Bange“, beruhigte Gregory Jan. „Ich bin die Ruhe selbst“, sagte er laut und fügte kaum hörbar „oder so ähnlich“ hinzu. Gregory hatte einfach nur Angst. Angst, dass etwas bei der Party schief gehen könnte und er die Schuld bekäme. Angst, dass im Labor nichts von Bedeutung herausgefunden würde. Und Angst, dass ihm dadurch jegliche Möglichkeit genommen würde, wieder ein halbwegs normales Leben zu führen. An Tagen wie diesen, benahm er sich Jan gegenüber sehr schofelig. Für ihn musste Verständnis aufgebracht werden. Auf ihn musste man Rücksicht nehmen und auf ihn sei Acht zu geben, wie auf einen Säugling. Ein bisschen viel von allem, aber nach Gregorys Ansicht war seine Situation auch nicht alltäglich. Immerhin war er ein Mörder und wohnte unter einem Dach mit einer anderen Person, die ebenfalls ein Mörder sein könnte. Sein Mord ist unstrittig und darüber liegt ein Videobeweis vor. Di Lauro des Mordes zu überführen, gestaltete sich als anderes Kaliber. Der Mann war offensichtlich völlig emotionslos und ging sehr bedächtig und planvoll vor. Wahrscheinlich hatte er selbst nie den Finger am Abzug, sondern einer seiner Handlanger. Er befahl und sie gehorchten.
Das Mittagessen gestaltete sich wie gewohnt.
“Zwischen 15 und 16 Uhr werden wahrscheinlich die ersten Gäste eintreffen“, sagte er. „Bis dahin wird „Es“ dafür gesorgt haben, dass alles auf Position ist.“ Gregory stand an der Wand direkt neben der Durchreiche und nickte tief. Gregory wurde zwar irgendwann einmal von ihm eingeladen am Tisch Platz zu nehmen, aber das Stehenbleiben erwies sich angesichts des ständigen An- und Durchreichens und des Vorlegens und Nachschenkens, als praktischer. In Ruhe konnte Gregory essen, wenn beide auf ihre Zimmer gegangen waren. Während des Mittagessens klingelte das Handy in Gregorys Hosentasche öfter. Jedesmal hieß es nur, dass weitere Gäste eingetroffen waren.
„Die Lokalpresse wird mit Fotograf erscheinen und Bilder machen wollen“, sagte sie. Es schien offenbar ihrer Eitelkeit Vorschub zu leisten, warum sonst hätte sie es erwähnen sollen. „Spätestens an der Haustüre hätte ich es auch bemerkt“, dachte sich Gregory. Sie tupften sich mit der Serviette den Mund ab, ließen sich von Gregory den Stuhl nach hinten rücken und gingen mit einem „bis später“ auf ihre Zimmer. Kaum drei Minuten später gongte es an der Haustüre und Gregory schaute erschrocken zur Küchenuhr. „Die ersten Gäste werden doch noch nicht eintreffen?“ Gregorys Worte klangen mehr wie ein Wunsch, weniger als eine Frage.
„Geh hin, dann weißt du’s genau!“
„Manchmal ist Jans Argumentation unübertroffen“, dachte Gregory, als er sich schon auf dem Weg befand. Er öffnete die Haustür und ein freundliches „Hallo“ kam ihm entgegen. Eine attraktive Frau mit einem Köfferchen stand vor ihm.
„Ich bin die Friseurin. Frau Di Lauro erwartet mich“, sagte sie selbstsicher.
„Treten sie näher! Sie kennen den Weg, oder soll ich voraus gehen?“ Gregory betete, dass sie den Weg kennt und er nicht vorausgehen muss. Es würde ihn vor Scham im Boden versinken lassen, wenn er an der falschen Türe klopft, zumal er noch nie sah, in welches Zimmer seine Herrin ging.
„Kommen Sie mit mir mit?“ erklang hinter ihm eine bekannte Stimme. „Ich habe Sie aus ihrem Wagen steigen sehen. Sie müssen die Friseurin sein.“
„Genau“, sagte die Friseurin und ging auf das Geburtstagskind zu und gratulierte. Beide verschwanden dann über die Treppe in eines der Zimmer. Gregory eilte schnellen Schrittes zu Jan in die Küche, um ihn davon zu unterrichten, dass Claudia die Friseurin aus dem Wagen steigen sah, wobei die Fenster dieser Zimmer keinen direkten Blick zur Straße besitzen.
„Dann sah sie sie über den Monitor, ganz klar.“
„Was für ein Monitor?“
„Überall am Haus befinden sich Kameras. Noch nie
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