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Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord

Titel: Es Geht Noch Ein Zug Von Der Gare Du Nord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Philosoph ist. ›Ja‹, antworte ich ihm, ›aber wie redet man gerade und bestimmt?‹«
    »Und wenn wir's versuchen würden?« fragte Adamsberg. »Arbeiten Sie?«
    »Sie werden es mir nicht glauben. Ich heiße Mathilde Forestier.«
    Adamsberg steckte seinen Bleistift in die Tasche.
    »Mathilde Forestier«, wiederholte er. »Dann sind Sie die bekannte Meereskundlerin... Stimmt das?«
    »Es stimmt, aber das soll Sie nicht vom Zeichnen abhalten. Ich weiß auch, wer Sie sind, ich habe Ihren Namen an der Tür gelesen, und Ihren Namen kennen alle. Das hält mich nicht davon ab, kreuz und quer Beliebiges zu erzählen - und das noch mitten im Ende einer Phase 1.«
    »Wenn ich den schönen Blinden finde, werde ich es Ihnen sagen.«
    »Warum? Wem wollen Sie einen Gefallen tun?« fragte Mathilde argwöhnisch. »Mir oder eher der bekannten Meereskundlerin, deren Name in den Zeitungen steht?«
    »Weder der einen noch der anderen. Einer Frau, die ich in mein Büro gebeten habe.«
    »Das ist mir recht«, erwiderte Mathilde.
    Sie blieb einen Moment sitzen, ohne etwas zu sagen, als ob sie mit einer Entscheidung kämpfte. Adamsberg hatte erneut eine Zigarette und sein Papier hervorgeholt. Nein, diese Frau würde er nicht vergessen, dieses Stückchen Schönheit der Welt, die dabei war, zu zerbrechen. Und er war nicht in der Lage vorauszusehen, was sie ihm sagen würde.
    »Wissen Sie«, nahm Mathilde plötzlich das Gespräch wieder auf, »die Dinge geschehen bei Einbruch der Nacht - im Meer wie auch in der Stadt. Alles erhebt sich, die Hungrigen wie die, die Schmerzen haben. Und diejenigen, die suchen, wie Sie, Jean-Baptiste Adamsberg, erheben sich auch.«
    »Sie glauben, daß ich suche?«
    »Ganz ohne jeden Zweifel, und noch dazu eine Menge Dinge gleichzeitig. Genauso verläßt auch der Mann mit den blauen Kreisen das Haus, wenn er Hunger hat. Er streift umher, er späht herum, und plötzlich zeichnet er. Ich kenne ihn. Ich habe ihn ganz am Anfang schon gesucht und habe ihn an dem Abend mit dem Feuerzeug und dem mit dem Puppenkopf gesehen. Und gestern auch, in der Rue Caulaincourt.«
    »Wie haben Sie das geschafft?«
    »Das werd ich Ihnen gerade sagen; das ist ohne Bedeutung, das sind so meine Kniffe. Es ist komisch, man könnte fast meinen, er ließe mich ein bißchen machen, der Mann mit den Kreisen, als ob er aus der Ferne zutraulich würde. Wenn Sie ihn eines Abends sehen wollen, dann kommen Sie zu mir. Aber nur von ferne zusehen, sich nicht nähern und ihn nicht stören. Das Angebot, mein Geheimnis zu teilen, mache ich nicht dem bekannten Bullen, sondern dem Mann, der mich in sein Büro gebeten hat.«
    »Das ist mir recht«, sagte Adamsberg.
    »Aber was wollen Sie von dem Mann mit den blauen Kreisen? Er hat nichts verbrochen. Warum interessiert er Sie?«
    Adamsberg sah auf und blickte Mathilde an.
    »Weil das eines Tages größer wird. Die Sache in dem Kreis wird langsam größer werden. Fragen Sie mich nicht, woher ich das weiß, ausgerechnet Sie, ich bitte Sie, denn ich habe keine Ahnung, aber es ist unvermeidlich.«
    Er schüttelte den Kopf und wischte sich die Haare zur Seite, die ihm in die Augen hingen.
    »Ja, die Sache wird größer werden.«
    Adamsberg löste seine übereinandergeschlagenen Beine und machte sich daran, vage die Akten auf seinem Schreibtisch zu ordnen.
    »Ich kann Ihnen nicht verbieten, ihn zu verfolgen«, fügte er hinzu. »Aber ich rate Ihnen davon ab. Seien Sie wachsam, passen Sie auf sich auf. Vergessen Sie das nicht.«
    Er sah aus, als sei ihm nicht wohl, so als ob ihm die eigene Überzeugung Übelkeit bereitete. Mathilde lächelte und ging.
    Als er wenig später hinausging, legte Adamsberg Danglard die Hand auf die Schulter und sagte leise:
    »Versuchen Sie gleich morgen früh herauszufinden, ob es in der Nacht einen neuen Kreis gegeben hat. Und untersuchen Sie ihn wirklich gründlich, ich verlaß mich auf Sie. Ich habe dieser Frau gesagt, sie soll aufpassen: Die Sache wird größer werden, Danglard. Seit einem Monat werden die Kreise zahlreicher. Es beschleunigt sich. Darin liegt etwas Gräßliches, spüren Sie das nicht?«
    Danglard dachte nach. Zögernd antwortete er: »Vielleicht einfach nur etwas Krankhaftes. Vielleicht ist es aber auch nur ein monströser Scherz...«
    »Nein, Danglard, nein. Die Kreise sondern Grausamkeit ab.«
     
    ***
     
    Charles Reyer verließ ebenfalls sein Büro. Er war es leid, für die Blinden zu arbeiten, die Prägung und die kleinen Löcher all dieser gräßlichen

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