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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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anderen Jungen ihm gleich.
    Nur Karl heftete sich den Orden auf die Brust.
    Sigi stand da, die Tränen in den Augen, den Stern drehte er unschlüssig in der Hand.
    »Ich will es nicht, ich will es nicht«, flüsterte er leise.
    Da ging Fräulein Duttmeier mit kurzen, schnellen Schritten zu Siegfried Wolter hinüber. Sie reichte ihm kaum bis zur Schulter.
    »Dann nimm dies, du Flegel«, sagte sie ruhig und gab ihm eine schallende Ohrfeige.
    Siegfried Wolter lief vom Hof. Zwar rief der Rektor noch: »Halt, bleib stehen! Halt, bleib stehen!« Doch schon war er fort.
    Herr Coudenhoven ließ das Lied »Der Kaiser ist ein lieber Mann« anstimmen, und schnell beschloss der Rektor den Sedanstag. Das Hurra fiel dünn aus. Er brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was nun folgen würde. Und es folgte. Die Eltern beschwerten sich. Doch eigenartigerweise fand der Bauer Wolter wenige Bundesgenossen, die es auf Fräulein Duttmeier abgesehen hatten. Der ganze Ärger entlud sich über Sigi Waldhoff. Nach drei Tagen bereits erhielt Herr Waldhoff den Bescheid, dass es nicht mehr tunlich sei, seinen Sohn ferner in die hiesige Volksschule zu schicken. Sigi war vom Unterricht »bis auf Weiteres« ausgeschlossen.

15
    Willst du mal die Zügel halten?«, fragte Carlos Pfingsten. Sigi hatte sich das schon während der Hinfahrt gewünscht und antwortete: »Ich kann Pferde lenken, Carlos. Ich habe es schon oft beim Bauern Blümer tun dürfen.«
    »Umso besser. Aber halt die Zügel fest in den Händen. Die Braunen haben Feuer.«
    »Ja, das ist wahr.«
    Am frühen Morgen waren Waldhoff und Sigi bereits mit den Pfingstens losgefahren. Sigi saß vorn auf dem Bock neben Carlos. Waldhoff und Herr Pfingsten hatten das Verdeck der leichten Kutsche zurückgeschlagen. Sigi nahm die Lederzügel in die Hände. Er schnalzte mit der Zunge, wie er es von Carlos gehört hatte, und schnackte die Zügel leicht auf die Pferderücken. Die Braunen fielen willig in einen leichten Trab. Erst als die Straße bergan führte, ließ er sie wieder langsamer gehen.
    »Du kannst es wirklich«, lobte ihn Carlos. »Ich setze mich ein wenig zu den Männern. Wenn ein Fahrzeug entgegenkommt, dann rufst du mich, klar?«
    »Klar.« Carlos sprang vom Bock und schwang sich in den Kutschsitz.
    »Na, Sigi, schaffst du es allein?«, fragte Herr Pfingsten.
    »Er schafft es«, antwortete Carlos für ihn.
    Die Räder rollten in der ausgefahrenen Spur eines breiten Sandweges. Sigi konnte verstehen, was hinter ihm gesprochen wurde.
    »Es ist eine Riesendummheit, Waldhoff, was dort auf dem Markt geschehen ist.«
    »Was meinst du, Vater?«, fragte Carlos.
    »Na, dass die jüdischen Viehhändler diese Plakate an ihren Ständen ausgehängt haben.«
    »Was stand eigentlich darauf?«, fragte Waldhoff.
    »Israeliten kaufen nicht bei Bauern, die gegen Waldhoff hetzen«, gab Carlos Auskunft.
    »Wie unser Name überall herausgeschrien wird, das passt mir gar nicht.«
    »Viel schlimmer ist es, Waldhoff, dass es jetzt so aussieht, als ob wir Juden auch den Kampf der unsinnigen Fronten, hie Jude – hie Deutscher, aufnehmen wollten. Sind wir keine Deutschen, keine Bürger dieses Landes? Warum das alles? Nur weil man sagt, weil man gehört hat, weil man meint! Dieses ›man‹ macht uns alle verrückt.«
    »Wenn nur erst der Kriminalkommissar Hundt aus Berlin käme«, sagte Carlos. »Der würde schon Licht in diese Affäre bringen.«
    Kakabe, dachte Sigi.
    »Nun, der wird nicht mehr lange auf sich warten lassen«, sagte Herr Pfingsten. »Ich habe an das Ministerium geschrieben und versichert, dass wir bereit sind, der Regierungskasse alle Unkosten zu ersetzen, die durch die Aufklärung der Mordaffäre entstehen. Die Antwort aus Berlin war zustimmend.«
    »Wissen Sie denn etwas Genaueres?«, fragte Waldhoff begierig.
    »Nach den Ausschreitungen auf dem Grafenberg und vor allem nach dem Überfall auf Ihr Haus muss der Minister etwas unternehmen. Die Zeitungen berichten ja fast jeden Tag vom ›Fall Waldhoff‹. Ich habe so etwas läuten hören, als ob in dieser Woche noch die Ermittlungen von Berlin in die Hand genommen werden.«
    »Der Kommissar, der den Mord bearbeitet, wird Herrn Hundt alles übergeben.«
    »In erster Linie hat er ja mich bearbeitet und nicht den Mord«, spottete Waldhoff bitter.
    »Sie sehen nur einen Teil seiner Arbeit, Waldhoff«, antwortete Herr Pfingsten. »Ich weiß, dass er vielen Spuren nachgegangen ist. Ein Steckbrief soll bei der Suche nach den Landstreichern

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