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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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brach früh herein. Ruth setzte sich zu den Jungen. Sie zündeten kein Licht an. Die Flammen drangen durch die Ritzen und Spalten des Herdes. Wilde Schatten und roter Schein zuckten über die Wände. Die Herdplatte glühte dunkelrot. Der Herd füllte die ganze Schmalwand des Zimmers aus. Rote Blumen waren auf sein schwarzes Email gemalt. In der kupfernen Stange konnte man sich spiegeln, so blank putzte Ruth sie jeden Tag nach dem Essen. Sie hatte den Backofen aufgeklappt, damit alle Wärme ins Zimmer strahlen konnte. Drei mit Sand gefüllte Tonkrüge lagen darin. Jeden Abend nahm Mutter zwei ins Schlafzimmer. Ruth gehörte der dritte. Lange hatte Sigi herumgerätselt, warum Mutter sich nicht mit einem Krug begnügte, dann fand er heraus, dass sie den zweiten in Vaters Bett legte.
    »Warum tust du das?«, hatte er verwundert gefragt.
    »Er hat plötzlich gehen müssen, kann er nicht auch unvermutet wiederkommen?«, war ihre Antwort gewesen.
    Wie lieb muss sie ihn haben, war es Sigi durch den Kopf gegangen.
    Er hatte schnell fortgehen müssen, damit sie seine Tränen nicht sah.
    Sigi legte Holz nach. Er verbrannte gern Holz. Zwar musste er es im Wald suchen und dann sägen und hacken. Aber Holz macht das Feuer lebendig. Es knackt und zischt, schwelt und schleudert Flammen hervor. Außerdem war es billiger. In diesen Wochen war das für Waldhoffs eine entscheidende Frage. Zwar hatte Sigi hier und da Arbeiten verrichten dürfen, besonders in den letzten Tagen. Doch leicht rollen die Groschen aus der Hand, und schwer sind sie herbeizuschaffen.
    »Übermorgen ist Weihnachten«, sagte Karl.
    »Was hast du dir gewünscht?«, fragte Ruth.
    »Ich möchte eine Ledertasche haben und ein Taschenmesser mit Hirschhorngriffen.«
    »Wozu brauchst du eine Ledertasche? Übers Jahr kommst du aus der Schule. Wozu brauchst du dann noch eine Ledertasche?«
    »Ich gehe später weg. Ich will Lehrer werden.« Karl konnte immer noch nicht ohne Verlegenheit von seinen Plänen sprechen.
    »Lehrer? Ich denke, du wolltest zur Polizei?«
    »Ich habe es mir überlegt.«
    »Wie kommst du gerade auf Lehrer?«
    »Lehrer ist doch gut, oder?«
    »Nun, dein Vater wird sicher damit einverstanden sein, nicht wahr?«
    »Ja. Er ist froh darüber.«
    »Die Ferien, die Ferien!«, neckte ihn Sigi.
    »Nein, nicht die Ferien. Ich meine, als Polizist oder Kriminalkommissar klärt man Verbrechen und so was auf. Das ist spannend, aber Lehrer sein, das ist auch schön …« Er stockte. »Ich meine, so wie die Dutt oder wie Coudi. Man ist vorher da, kann erklären, Fragen beantworten, helfen …« Er stockte wieder. Schließlich fuhr er fort: »Na, eben wie Coudi. Jetzt in der Weihnachtszeit ist es besonders schön. Er weiß Geschichten und bastelt mit uns.«
    »Weihnachten«, sagte Sigi. »Geburt von Jesus, des Zimmermanns Sohn.«
    »Gottes Sohn zuerst«, antwortete Karl.
    »Glaubt ihr. Wir meinen, er ist es nicht gewesen, den wir erwarten.«
    »Streitet nicht«, mahnte Ruth. »Denkt lieber daran, dass wir alle an den Vater glauben.«
    »Eigentlich gar nicht recht zu verstehen, Karl, dass wir meist nur an das denken, was uns im Glauben trennt. Das, was wir gemeinsam haben, das wird kaum erwähnt.«
    »Na ja, schließlich habt ihr Jesus ans Kreuz geschlagen.«
    »Das alte Lied«, wehrte sich Sigi. »Wenn du es genau nimmst, waren es die römischen Soldaten, war es Pilatus genau so wie die Hohenpriester. Und außerdem, das ist mehr als 1 850 Jahre her. Was haben wir damit zu schaffen?«
    »Sie sagen, es liege ein Fluch auf den Juden seither.«
    »Das sagen sie gern. Oft genug haben wir Juden die Geißel zu spüren bekommen, die Geißel, die dann die Christen schwangen.«
    »Vielleicht ist doch wirklich etwas daran?«, sagte Karl nachdenklich.
    »Zwei Söhne hatte der Vater«, begann Ruth zu erzählen. Es war, als ob sie es in die Flammen hineinspräche. »Er hatte ihnen gesagt, er müsse für eine Weile fortziehen. Manchen Rat gab er ihnen, wie sie Haus und Gut verwalten sollten, während er an dem anderen Orte weilte. Kaum hatte er den Rücken gekehrt, da begann ein kleinliches Gezänke, der Vater habe dies so gemeint und jenes so. Einmal stand der jüngere gegen den älteren Bruder auf, einmal schlug einer auf den anderen ein. Es ging so weit, dass sie einander spinnefeind wurden. Sie redeten kaum miteinander, und wenn, dann waren es Worte voll Hass und Verachtung. Die Nachbarn, die den guten Vater kannten, wunderten sich, dass er so ungeratene Söhne großgezogen

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