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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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packte ihn im Rücken und drückte ihn vorwärts. Waagrecht jagten die Flocken dahin. Hier und da schimmerte Licht durch eine Scheibe. Kein Mensch war auf der Straße. Der neue Bahnhof lag vor der Stadt, eine Lichtinsel in aller Dunkelheit. In dicke Kleider gehüllt, saß etwa ein Dutzend Personen in der Wartehalle. Die Männer hatten die Hände tief in die Taschen gesteckt, die Frauen hauchten gegen die kalten Finger oder wärmten sie in den Ärmeln. Der Bahnbeamte schloss die Tür auf. Bald musste der Zug kommen. Irgendwo in dem Gebäude schrillte eine Klingel. Der Schrankenwärter Brambusch, der im Krieg den rechten Arm verloren hatte, drehte die Schranke herunter. Gelbe Lichtaugen schoben sich heran. Von dem Stampfen der Lokomotive war nichts zu hören. Selbst ihr Läutezeichen wurde vom Heulen des Sturmes übertönt. Die Maschine fauchte, hüllte sich in Wasserdampf, stand schließlich. Viele Wagentüren öffneten sich. Die Frauen hatten Weihnachtseinkäufe gemacht und erfüllten mit ihrem Schwatzen und Lachen den Bahnsteig. Sigi entdeckte Mutter bereits, als sie die Tür des Abteils öffnete. Er rannte zum Ende des Zuges und nahm ihr die Tasche ab.
    »Gib mir auch das Paket«, sagte er.
    »Nein, das wirst du später bekommen.« Sie machte ihn neugierig.
    Sie kämpften sich gegen den Wind zur Stadt hin. Zwischen den Häusern blies er weniger stark. Doch Stirn und Brust waren mit einer dicken Schneekruste überzogen, als sie schließlich den Laden betraten. Sie stampften den Schnee von den Schuhen. Ruth trug die Hausschuhe herbei und half der Mutter, den schweren Mantel abzulegen. Mutters Finger waren von der Kälte so steif, dass sie die Knöpfe gar nicht öffnen konnte.
    »Wir essen heute im vorderen Wohnzimmer«, kündigte sie an. Sigi wunderte sich. Im vorderen Wohnzimmer wurde sonst nur an Feiertagen gegessen. Hatte er irgendein Fest vergessen? Noch mehr staunte Sigi, als er den Tisch festlich gedeckt vorfand. Im großen Kerzenleuchter brannten alle sieben Lichter.
    »Was soll die Verschwendung? Haben wir eine Erbschaft gemacht?«
    Einen Augenblick schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Vater vielleicht freigesprochen sei. Doch er verwarf ihn wieder. Erst in der Vorwoche hatte Mutter darüber geklagt, dass es immer noch zu keiner Verhandlung gekommen war und dass auch vorläufig nicht mit Gericht und Urteil zu rechnen sei.
    Mutter trat herein. Sie hielt das Paket in der Hand. Sigi stellte sich an seinen Platz. Da kam Mutter auf ihn zu, reichte ihm das Paket, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und sagte: »Dein Vater ist sehr stolz auf dich, mein Junge. Ruth und ich sind es auch.«
    Er wurde feuerrot und stammelte: »Aber das war doch nichts Besonderes, was macht ihr denn daraus?« Als sie ihn nur anlachten, fuhr er fort: »Diese Sachen hier auf dem Tisch, die Kerzen, das alles kostet doch Geld!«
    »Mach dir keine Gedanken darüber, Junge. Es ist alles bezahlt.«
    Mutter tat es nicht einmal leid, dass sie den Ring verkauft hatte, das letzte Geschenk ihres Vaters.
    »Willst du denn nicht nachsehen, was ich dir aus der Kreisstadt mitgebracht habe?«
    »Doch, doch.« Er nestelte an der Schnur, doch in seiner Verwirrung zog er den Knoten nur fester.
    »Gib her, du Bär«, sagte Ruth und knüpfte die Verschnürung auf. Er löste das Papier und öffnete den bunten Pappkarton. Der Atem stockte ihm.
    »Eine Mütze, eine neue Stoffmütze.« Gleich stülpte er sie bis über die Ohren und rannte zum Spiegel. Erst als er den Karton wegstellen wollte, entdeckte er, dass Mutter ihm auch noch einen Schal und ein Paar Fausthandschuhe mitgebracht hatte. Sie passten genau. Er rannte zu Mutter hinüber, fasste sie um den Hals und küsste sie.
    »Na, na«, wehrte sie sich, »die Wolle kratzt. Lass mich.«
    »Das leckere Essen wird kalt«, maulte Ruth. Doch auch sie wurde stürmisch in Sigis Armzange zusammengepresst.
    »Junge, Junge, wenn du das Liebe nennst?«, lachte ihn Ruth aus.
    »Übermut ist es, reiner Übermut«, sagte Mutter.

21
    Der Heilige Abend brach mit einer Überraschung an. Am Vormittag brachte Hein Bökeloh ein Paket. Die Mutter wunderte sich, dass er es gerade zu der Zeit brachte, in der viele Leute unterwegs waren, um die letzten Besorgungen für die Festtage zu machen. Jeder konnte Hein sehen. Er schien sich gar nichts daraus zu machen. Auch wohl sein Vater nicht, der Bauer Bökeloh, der ihn geschickt hatte.
    »Ein Paket für uns?«, fragte Ruth ungläubig.
    »Ja. Und einen schönen Gruß von

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