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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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scharfer Feder einen Skandal heraufbeschwören wollten. Die Prüfung kam für die Menschen der Stadt zu unerwartet, zu plötzlich. Dreikönig war gerade vorüber, da stiegen aus dem Nachtzug mehr als vierzig Männer. Vor dem Bahnhof stellten sie sich in Reih und Glied der Größe nach auf. In Dreierreihen marschierten sie in die Stadt ein. Längst waren in den Häusern die Lichter erloschen. Nur aus den Kneipen leuchtete noch trüb der Lampenschein. Die Stiefel der Marschkolonne schlugen auf das Pflaster. Sie hämmerten den Takt zu ihren Liedern. Von Deutschland, von Freiheit, vom Kampf und Sieg sangen sie. »Soldaten«, dachte mancher und drehte sich auf die andere Seite.
    Aus Schollendorfs Gaststube torkelte ein später Zecher. Es war der Kutscher Johann Maluk. Eine Weile stierte er in die Kolonne, schulterte dann seinen Peitschenstock und schloss sich dem Zuge schwankend an. Der Gleichschritt riss seine unsicheren Beine mit. Mit den Liedern ging es nicht so leicht. Schließlich tat er seiner schweren Zunge den Gefallen und grölte das Heideröslein.
    Die Männer im Glied machten mit ihm nicht viel Federlesens.
    »Schwein« war das einzige Wort, das sie für ihn hatten. Eine Faust warf ihn zu Boden. Hart schlug er mit dem Kopf gegen den Bordstein. Still lag er im schmutzigen Schnee. Der Gleichschritttausendfüßler zog weiter. Unbeirrt. Ohne Umweg. Voran ein Mann, der sich auskannte. Keinen Schritt gingen sie zu viel.
    »Es sind keine Soldaten«, sagte Karl, der hinter den Vorhängen herausschaute. »Es sind Männer ohne Uniformen.«
    Herr Ulpius lag halb im Schlaf.
    »Sie biegen in die Mühlenstraße ein.«
    Herr Ulpius richtete sich auf. Er horchte.
    »Öffne das Fenster, Junge.«
    »Sie singen nicht mehr. Ihr Marschtritt ist nicht mehr zu hören.«
    Herr Ulpius zog sich hastig an.
    »Wo willst du hin, Theo?«, fragte Mutter ängstlich.
    »Ich will nachsehen, was dort getrieben wird.«
    »Halt dich doch heraus, Theo. Was geht uns das an? Leg dich ins Bett, und zieh dir die Decke über die Ohren.«
    »Sei still. Das verstehst du nicht.«
    »Warum mischst du dich ein? Die Leute sehen uns schon wieder schief an. Ich verstehe dich nicht.«
    »Tschüss, Mutter«, sagte Herr Ulpius und knöpfte den Mantel zu. In der Tür drehte er sich noch einmal um und rief ihr zu: »Du verstehst mich schon, nicht wahr? Ich möchte am liebsten auch den Kopf in den Sand stecken. Aber das ist nicht richtig. Bequem ja. Aber nicht richtig. Willst du einen bequemen Mann, der es auch noch falsch macht?« Er lachte, als sie sich umdrehte und »Ach, geh schon« sagte. An der Tür wartete Karl bereits.
    »Bleib du mit der Nase zu Hause, Junge. Diese Nacht ist nicht für Kinder.«
    »Das wäre doch nicht richtig, Vater, wie?«
    Der Vater gab ihm einen Klaps. »Du hast es faustdick hinter den Ohren. Bei dir möchte ich später nicht Schüler sein.«
    Sorgfältig schloss Vater die Tür hinter sich ab. Sie hasteten die Straße entlang.
    »Riechst du nichts?«, fragte Karl.
    Herr Ulpius schnüffelte. »Verbrannt riecht es, nicht?«
    »Ja.«
    »Der Rauch aus den Schornsteinen wird durch das Wetter niedergedrückt.«
    »Riecht aber stark.« Sie gelangten in die Mühlenstraße. Da sahen sie, dass es nicht der Qualm der Kamine war. Vor Waldhoffs Haustür loderten die Flammen.
    »Männer, angetreten!«, schrie der, der die Kolonne hergeführt hatte. Das Durcheinander der dunklen Gestalten reihte sich und erstarrte im Block.
    »Männer!« Der Anführer schrie, als ob er ein ganzes Bataillon Soldaten vor sich hätte. »Wir haben heute dem Vaterland einen Dienst erwiesen. Wir haben einen Schandfleck in dieser Stadt ausgemerzt. Freiheit und Gerechtigkeit müssen erkämpft werden. Was eine lahme Justiz nicht fertigbringt, das schafft deutsche Männerkraft!« Er warf noch einen Blick in die Flammen und war zufrieden. Die Tür brannte hellauf.
    »Rechts um!« Die Absätze klapperten. »Abteilung – marsch!«
    Herr Ulpius lief auf den Brandherd zu. Krachend barst die Haustür. Im Flammenschein sah Karl, wie Waldhoffs erschrocken die Treppe hinaufrannten. Die Glut war bis an den Treppenfuß gefallen.
    »Feuer! Feuer! Nachbarn! Feuer!«, schrie Herr Ulpius. Zögernd öffneten sich die Türen. Die Männer und Frauen traten heraus. Bald standen sie im Halbkreis vor Waldhoffs Haus. Herr Ulpius rannte von einem zum andern und schrie: »Die Eimer! Holt die Feuerwehr! Warum löscht ihr nicht? Ruft Brandmeister Hoppe. Helft! Helft doch!«
    Schweigend starrten die

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