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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Nachbarn vor sich hin oder in die wachsenden Flammen, die schon an der Theke leckten.
    Da packte Herr Ulpius Gerd Märzenich vorn am Kragen: »Was ist? Warum steht ihr nur und seht zu, wie ein Haus abbrennt?«
    Der Schmied schüttelte Herrn Ulpius ab, zog sich die Jacke wieder zurecht und sagte: »Sie haben es herausgeschrien, bevor sie den Brand legten. Sie wollen jedem das Haus über dem Kopf anzünden, der hier Hand anlegt und löscht.«
    Spöttisch hielt er Herrn Ulpius zwei Eimer hin. »Wenn Sie es selbst versuchen wollen, bitte schön.«
    Herr Ulpius riss ihm die Eimer aus der Hand.
    »Komm!«, befahl er Karl. Schweigend öffnete sich der Halbkreis. Sie rannten die paar Schritte zur Pumpe. Karl pumpte mit aller Kraft. Der Strahl schoss in den Eimer, Herr Ulpius goss das Wasser in die Flammen. Es zischte auf. Weiße Dampfwolken mischten sich mit dem beißenden Qualm. Irgendwer stellte noch zwei Eimer unter die Pumpe. Als Herr Ulpius zum siebten oder achten Male gelaufen war, stieß er hervor: »Los, Karl, los! Wir schaffen es. Waldhoff und Sigi löschen von innen. Sie holen das Wasser vom Brunnen im Hof.«
    Karls Herz hämmerte. Die Brust schmerzte. Die Arme waren taub. Er stieß den schweren Pumpenschwengel hoch und riss ihn herunter, wieder und wieder. Allmählich wurde der Feuerschein schwächer, dunkler. Noch zwei, vier Eimer. »Es ist genug, Junge.«
    Herr Ulpius schleppte die letzten vollen Eimer weg. Die Nachbarn waren in ihre Häuser zurückgegangen. Nur Mehlbaum grollte: »Das werden Sie noch bereuen, Herr Ulpius. Bereuen werden Sie es.«
    Er schüttelte seine Faust gegen das Waldhoff’sche Haus.
    »Kommen Sie herein«, bat Waldhoff. Karl entdeckte Sigi. Sie gingen ins Wohnzimmer. Frau Waldhoff hatte den Docht hochgedreht. Hell leuchtete das Licht.
    »Du siehst vielleicht aus!«, sagte Karl, als er das rußgeschwärzte Gesicht von Sigi sah.
    »Sieh dich mal selbst an«, lachte der.
    Frau Waldhoff goss Beerenschnaps in kleine Gläser. Die Männer stießen an und tranken. Herr Waldhoff atmete ein paarmal tief und wollte irgendetwas sagen. »Wir sind Ihnen sehr …«
    »Lassen Sie es gut sein, Waldhoff«, fiel Herr Ulpius ins Wort. »Wenn es bei mir einmal brennen sollte, dann vergessen Sie die Eimer nicht.«
    »Ganz bestimmt nicht, Herr Ulpius«, rief Sigi.

23
    Es roch nach frisch gehobeltem Holz in Waldhoffs Haus. Nur feine Nasen entdeckten eine Spur des Brandgeruchs. Frau Waldhoff und Ruth arbeiteten emsig in der Küche. Es war Freitag. Das Essen musste in die Röhre. Morgen durfte es lediglich auf den Tisch gestellt werden. Um sechs Uhr am Abend begann der Sabbat. Alles musste dann für den Ruhetag gerichtet sein. Niemand arbeitete an diesem Tag bei Waldhoffs. Kochen, fegen, spülen, das ist Arbeit. Der Sabbat ist ohne Arbeit; Ruhetag; Tag zum Lobe des einen Gottes.
    In der Werkstatt war es lebendig. Seit langem hatte Waldhoff die erste Arbeit unter den Händen. Mendel Sosanner aus dem Nachbarort hatte einen Grabstein bestellt. Arbeit! Wie schwang Waldhoff den Hammer! Wie herrlich klang es in seinen Ohren, wenn der Meißel den Stein traf. Sigi half. Der Grabstein war fast fertig. Lediglich einige Buchstaben der Schrift fehlten noch. Waldhoff hatte die Brille aufgesetzt. Feiner weißer Staub haftete auf seiner Haut. Sigi reichte ihm den schmalen Meißel. Sicher und ruhig führte Waldhoff das Eisen. Die feinen Rillen gruben sich in den Stein. »Darf ich versuchen den letzten Buchstaben zu schlagen, Vater?«
    »Meinst du, du schaffst es?«
    »Ganz bestimmt. Du kannst ja zusehen und mir raten.«
    »Man muss es in der Hand spüren, Junge, mit sprechen ist gar nichts getan.« Unschlüssig wog er einen Augenblick den Meißel in der Hand, warf ihn dann aber Sigi zu. Sigi setzte den Stahl an, schlug zu, schob den Meißel weiter, Schlag auf Schlag, nicht zu hart, eher ein wenig geschmeidiger als Waldhoff selber, und führte den Buchstaben aus, ohne zu stocken oder gar auszugleiten.
    »Bravo, Junge. Ich glaube, du hast es tatsächlich in den Händen. Was meinst du dazu, wenn wir später in eine größere Stadt ziehen und du dort eine Lehre als Steinmetz beginnst?«
    »Das möchte ich gern, Vater.« Mit einem Ziegenhaarpinsel säuberte Sigi die Grabplatte.
    »Darf ich zu Karl?«, bat er schließlich. »Wir wollen nach dem Lernen Schlittschuh fahren.« Waldhoff sah, dass Sigi seine Arbeit gut gemacht hatte. Das Brennholz lag in der Küche gestapelt, die Schuhe standen geputzt an ihrem Platz. Er stimmte

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