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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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stürzte alles auf die Straße, schleppte Holzbohlen, Matratzen, Kisten, Stroh und Lumpen heran, schichtete sie übereinander und setzte sie mit Petroleum in Brand. Die Flamme schlug blitzartig empor und reichte bis zum zweiten Stock der Häuser hinauf. Die Rostocker Straße, die eben noch im Dunkel gelegen hatte, war nun hell erleuchtet. Die Feuerwehr rückte mit einem Automobillöschzug heran. Danach war alles erschöpft.
    Kappe und Galgenberg hatten sich aus allem heraushalten können und keinerlei Blessuren davongetragen, aber auch ihr Ziel verfehlt, Albert Priebisch zu finden und zu verhören. Sie hatten offenbar zu sehr auf den Zufall gehofft. Was nun - sollten sie nach Hause gehen, oder gab es noch eine Chance, des Verdächtigen habhaft zu werden?
    «Von der Wiege bis zur Bahre is der Suff det einzich Wahre», reimte Galgenberg. «Ob wir noch ’n Rundgang durch alle Kneipen machen? Vielleicht sitzt er da noch.»
    Kappe winkte ab. «Ich habe keine Lust, mich überall anpöbeln zu lassen. Vielleicht stellen wir uns vor den Bahnhof Beusselstraße und gucken, ob er da auftaucht, um nach Hause zu fahren.»
    Galgenberg lachte. «Gute Idee - doch wenn er nun von Bellevue abfahren will? Und außerdem scheitert das Ganze daran, dass um diese Zeit keine Züge mehr fahren werden.»
    «Lassen Sie uns noch mal nachdenken. ..»
    «Erst können vor Lachen.»
    «Beim Streikkomitee haben wir noch nicht nach ihm gefragt», fiel Kappe ein.
    «Ick will endlich in’t Bette.» Galgenberg zeigte sich wenig begeistert von Kappes Idee, konnte aber schließlich überredet werden, doch noch mitzumachen. «Aber haben Sie ’ne Ahnung, wo det werte Streikkomitee zu finden is?»
    «Nein, durchaus nicht.» Kappe fragte einen der Zeitungsschreiber, die sich an der Ecke Rostocker / Wittstocker Straße zu einem kleinen Plausch zusammengefunden hatten, und bekam den Hinweis, dass er es einmal in der Kneipe ein paar Häuser weiter versuchen sollte. «Da sitzt der Gustav Dlugy, das ist einer der Strippenzieher. Der kennt garantiert auch den Priebisch.»
    Sie gingen hinüber und öffneten die Tür der Destille mit äußerster Vorsicht. Der Gedanke, einen Bierseidel an den Kopf zu bekommen, wenn man sie als Kriminalschutzleute erkannte, war wenig verlockend. Aber nichts geschah. Die Leute waren alle zu müde und zu abgekämpft. Als sie den Zapfer nach Dlugy fragten, zeigte er auf einen Hünen hinten in der Ecke. «Der da, der wie ’n Boxer aussieht und quatschen kann wie ’n Professor.» Sie bedankten sich und gingen hin.
    «Wir suchen einen Herrn Priebisch», sagte Kappe.
    Dlugy sah sie lange und durchdringend an. In seinem Gesicht zuckte es. «Albert Priebisch. ..» Er zögerte. «Sie sind ein Kriminaler?»
    «Ja.»
    «Dann setzen Sie sich mal. Das, was Ihnen der Albert Priebisch erzählen wird, das kann ich Ihnen viel besser erzählen. Wenn es um den Mörder von Paul Tilkowski gehen sollte. ..?»
    «Ja, um den geht es.» Kappe schob den Stuhl, den Dlugy ihm anbot, wieder unter den Tisch zurück. «Aber wir hätten den Priebisch schon gern selbst gesprochen.»
    «Geht erst wieder morgen früh. Er hat heute nicht mitgemacht bei uns hier, weil er für seine Firma nach Königs Wusterhausen musste, einen Dachstuhl fertigmachen.»
    «Schade. Na, dann. ..»
    Sie verließen die Destille und machten sich auf den Heimweg.

NEUN
Mittwoch, 28. September 1910
    ALBERT PRIEBISCH wohnte in Rixdorf, und zwar im Hause Bergstraße 6, in dem das «Vermessungs-Bureau Voegelke» und der «Rixdorfer Vorschuss-Verein» ihren Sitz hatten. Zudem gab es drei kleinere Ladenlokale, davon ein Geschäft im Keller. Um sich hier eine Wohnung mieten zu können, reichte sein Lohn als Zimmermannsgeselle bei weitem nicht, aber er kannte den Hausbesitzer, und der hatte ihm erlaubt, sich eine Remise auf dem Hof als Wohnstatt herzurichten. Priebisch war im «roten Rixdorf» geboren worden und hing an seinem Kiez.
    Als er gestern von der Baustelle in Königs Wusterhausen nach Hause gekommen war, hatte er sich noch die Abendausgabe des Berliner Lokal-Anzeigers gekauft, war aber zu müde gewesen, noch darin zu blättern. So hatte er jetzt gleich seine Frühstückslektüre. Aber was er da las, verdarb ihm den Appetit.
    Die Ausschreitungen in Moabit, die heute früh in kleinerem Maße fortgesetzt wurden und deren Wiederholung in womöglich noch größerem Umfange für heute Abend befürchtet wird, können gar nicht scharf genug verurteilt werden. Aber gegen solche Exzesse, wie sie in

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