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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht
eventuelles Ableben, aber Querschnittslähmung.«
    Gaby fröstelte und hakte ihren
freien Arm bei Tim unter. Oskar beschnupperte einige Stuhlbeine, hockte sich
dann auf die Hinterläufe und blickte auf zu seinem Frauchen.
    Karl runzelte die Stirn.
»Stimmt das, Wespe: Riemer hatte Handschuhe an? Mir ist das nicht aufgefallen.
Ich war so erschrocken, als ich sein fahles Gesicht sah — überhaupt ihn sah.
Aber für Handschuhe ist doch kein Wetter.«
    Wespe nickte. »Wir haben uns
auch gewundert. Ich habe ihn gefragt. Er sagte, dass er meistens bis Pfingsten
bei abendlichen Spaziergängen Handschuhe trägt. Weil er unter kalten Händen
leidet. Und kalten Füßen.«
    »Ah ja.« Karl wandte sich etwas
ab und sah Tim durch seine Brillengläser an. Es war ein fragender Blick. Der
TKKG-Häuptling kapierte sofort. Karl war auf eine Unstimmigkeit gestoßen.
Unmerklich schüttelte Tim den Kopf, was bedeutete: Lass noch nichts raus, erst
kauen wir mal unter uns alles durch.
    Gaby hatte sich in der
Zwischenzeit im Zimmer umgesehen. »Hat der Einbrecher Beute gemacht? Oder wurde
er rechtzeitig gestört — und hat sich dann nicht mehr getraut, weil er die
Nerven verloren hat?«
    Wespe verzog das Gesicht, was
wohl Nichtwissen ausdrücken sollte. »Durchwühlt wurde nichts. Ob was herumlag,
wissen wir nicht. Wirklich feststellen kann das nur die Frau Parth.«
    Karl bewegte sich ein paar
Schritte zu dem Durchgang, der zur Treppe führte. Er deutete auf die Wand
daneben.
    »Wo sind denn die Bilder?«

    »Bilder?«, fragte Wespe.
    »Ich war zwar noch nicht hier,
aber Angela Parth hat uns im Kunstverein von ihren Schätzen erzählt. Sie hat
diese Villa von ihrem verstorbenen Onkel geerbt, einschließlich acht sehr
wertvoller Gemälde. Sechs Expressionisten und zwei Gemälde, die kurioserweise
von ihrem verschollenen Verlobten stammen, dem Kunstmaler Ludwig Simonka.
Zusammen sicherlich ein Wert von einer halben Million. Angela sagte, sie hätte
noch jedes Mal freudiges Herzklopfen, wenn sie die Treppe rauf- und runtergeht.
Weil an der Wand daneben die Bilder hängen.«
    Wespe pfiff durch die Zähne.
    Tim trat zur Treppe, die mit
rotem Sisalläufer ausgelegt war, und beäugte die Wand. »Acht feste Haken sind
eingedübelt — für die Hängung. Man sieht auch die acht Rechtecke, wo die Bilder
hingen. Dort ist der Untergrund um einen Ton heller als das Umfeld. Das heißt
also«, er drehte sich um, »der Einbrecher hat superfette Beute gemacht. Aber
mit dem Kunstraub beim Landesmuseum besteht sicherlich kein Zusammenhang,
obwohl auch da ein Simonka geraubt wurde, sein Hauptwerk, der ›Tanzende
Tiger‹.«
    »Wovon redest du?«, fragte
Wespe. »Wann war denn das?«
    »Vor ‘ner Stunde.« Tim grinste.
»Und wir — Gaby und ich — waren mittendrin. Wir wollten Gabys Vater oder dich
benachrichtigen, haben aber nur den Kolloschke erwischt. Und der«, Tims Blick
streifte die beiden uniformierten Polizeimeister, die interessiert zuhörten,
»kann ja noch schlimmer sein als du. Und so war’s dann auch. Nachdem wir ihm
auf die Sprünge geholfen hatten, wurden wir mit harscher Geste vom Tatort
verbannt.«
    »Berichte mal Einzelheiten«,
meinte Wespe, »bevor ich euch vom hiesigen Tatort verbanne.«

7. Gabys
Idee
     
    In den Streifenwagen hätte man
zu siebt plus Oskar nicht hineingepasst, aber es war auch nicht nötig, ein Taxi
zu bestellen; denn einer der Polizeimeister wusste, dass in der Nähe eine
U-Bahn-Station war. Dorthin sockten TKKG nun, und endlich war Gelegenheit, die
Fakten zu bewerten.
    »Karl, was hat dich an Riemers
Handschuhen stutzig gemacht?«, fragte Tim.
    »Dass seine
Kalt-Pfoten-Behauptung in totalem Gegensatz steht zu dem, was er mal im
Kunstverein geäußert hat. Dort sagte er, er stünde immer so unter Dampf, dass
ihm immer heiß sei und er auch im Winter nie lange Unterhosen oder Wollsocken
trage. Handschuhe besitze er nur zum Skifahren, hat er gesagt.«
    »Das ist ja ein Hammer«, meinte
Klößchen und schob sich Schokolade in den Mund.
    »Wahnsinn!«, rief Gaby. »Auch
sein dunkles Outfit bekommt jetzt Tarnfarben-Bedeutung.«
    »So zieht man sich an«, nickte
Tim, »wenn man nachts was Heimliches vorhat. Und eine Schwerverletzung ist ja
noch kein Unschuldsbeweis.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Ich
kann mir einfach nicht vorstellen, dass Riemer bei Angela den Einbrecher macht.
Er verehrt sie. Meistens guckt er sie an, als wollte er sie fressen. Nicht aus
Wut, sondern aus Begehrlichkeit. Dass Riemer bei ihrer

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