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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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raschelte, war zu
hören.
    »Ich bin schuld«, sagte Angela
mit erstickter Stimme. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Wie kannst du so was sagen!
Bild dir das nicht ein.«
    »Es ist die Wahrheit, Trixi.
Denn ich habe zu dem Verbrechen angestiftet.«
    »Wie bitte?«
    Angela versuchte ein bitteres
Lächeln, das aber jämmerlich entgleiste.
    »Es ist ein Komplott (Verschwörung),
T rixi. Hier bei dir bin ich an diesen zwei Tagen nur, damit ich ein Alibi
habe. Und damit der vermeintliche Dieb Gelegenheit hat, bei mir einzubrechen.«
    Entgeistert starrte Trixi ihre
Freundin an. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Du weißt doch, dass ich Geld
brauche. Die Hypotheken, die Schulden. Harald Riemer ist in mich verschossen,
liebt mich — wie er sagt — bis zum Wahnsinn, fordert aber nichts. Ich vertraue
ihm. Er hat mir den Coup vorgeschlagen. Während ich hier bin, wollte er bei mir
einbrechen und die Bilder rauben. Für die hat er, sagt er, ein sicheres
Versteck, denn er stecke mit irgendwelchen Profis unter einer Decke. Es geht um
das Geld der Versicherung, Trixi. Ich kriege über 400 000 Euro. Damit tilge ich
alle Schulden. Und die Bilder sind auch noch da. Wenigstens als Gespenster im
Hintergrund, denn während der nächsten Jahre darf ich nicht mal einen Blick
darauf werfen. Trotzdem ist es ein wärmendes Gefühl, dass sie noch existent
sind. So haben wir uns das gedacht.«
    »Ich werde wahnsinnig«, sagte
Trixi zum zweiten Mal.
    »Ich auch. Himmel, wie kann das
zusammengehen?! Welcher Teufel führt da Regie?! Es kann doch nur so sein:
Ausgerechnet heute kommt ein echter Einbrecher. Ob er vor Harald da war oder
nach ihm, ist dabei unerheblich. Jedenfalls hat dieser Mistkerl jetzt meine
Gemälde und damit sind sie verloren. Vermutlich für immer. Sicherlich — aus dem
verabredeten Komplott ist jetzt ein echter Kunstdiebstahl geworden, aber
Harald, der mir helfen wollte, büßt seine Gesundheit ein, bleibt vielleicht für
immer behindert. Und nur er und ich und jetzt auch du wissen die Wahrheit. Es
ist, als hätten die Schicksalsmächte selbst eingegriffen, um uns zu bestrafen.«
    Trixi schwieg eine Weile, sagte
dann: »Alles nur ein grässlicher Zufall. Jemand hat beobachtet, dass du nicht
da bist, und die Gelegenheit genutzt. Deine Villa ist schmuck. Das verlockt die
Ganoven. Der Mistkerl muss gar nichts gewusst haben von deinen Gemälden. Aber
ein Kunstkenner ist er wohl, denn er hat ja das Richtige mitgenommen.«
    Angela begann zu weinen. »Wie
soll ich Harald nur gegenübertreten?«
    »Der weiß doch, dass du keine
Schuld hast.«
    »Ich hätte es ihm ausreden
müssen. Aber ich war begeistert.«
    Trixi griff zum Nachttisch, wo
eine Pralinenpackung lag. Die Hand schwebte über den Leckereien, zögerte aber,
denn Trixi hatte sich die Zähne schon geputzt. Doch dann nahm sie ein Konfektstück.
Angela schüttelte den Kopf, als ihr die Bonbonniere hingehalten wurde.
    »Hoffentlich«, sagte Trixi,
»ist die Polizei nicht zu schlau. Ich meine, kann sie rausfinden, dass dein
Harald selbst als Einbrecher kam?«

    »Ich weiß es nicht, Trixi.
Harald hat offenbar eine kurze Aussage gemacht und behauptet, er hätte bei
einem Spaziergang Licht in meinem Haus bemerkt und wäre gekommen, um
nachzusehen.«
    »Das klingt doch gut.«
    »Aber er wollte Werkzeug
mitnehmen. Und eine Tasche.«
    »Vielleicht hatte der echte
Einbrecher dafür Verwendung.«
    Angela trocknete ihre Tränen
mit dem Ärmel. »Jedenfalls, Trixi, fahre ich morgen in aller Frühe zurück.«
    »Soll ich dich begleiten?«
    Angela schüttelte traurig den
Kopf.

9. Stickerei
im Seidenfutter
     
    Mit der Internatsschule, ihrem
zweiten Zuhause, hatten Tim und Klößchen an diesem Wochenende keine Probleme.
Beide waren — wie schon so oft — bei den Viersteins eingeladen und nächtigten
in Karls großem Zimmer, wo übers Wochenende zwei Klappbetten zusätzlich
aufgestellt waren. In einem schnarchte Klößchen wie eine Motorsäge der neusten
Bauart, im anderen träumte Tim von Gaby.
    Während der Nacht hatte der
Regen aufgehört. Der Samstag versprach ein trockener, kühler Märztag zu werden.
Allerdings mit grau bedecktem Großstadthimmel, gegen den die Sonne machtlos
war.
    Karls Mutter bereitete den
Jungs ein üppiges Frühstück. Klößchen schwelgte, Tim und Karl teilten sich die
anspruchsvollere der beiden Tageszeitungen, die die Viersteins abonniert
hatten. Dann drängte Tim zum Aufbruch und Klößchen stopfte sich zwei dick
belegte Semmeln in die Jackentasche.
    Sie

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