Es geschah in einer Regennacht
den Namen des Mörders
auf der Zunge, hielt sich aber zurück.
Ulrike, die das merkte,
lächelte bitter. »Simonka entsann sich sogar, dass es zuvor einen bösen
Wortwechsel gegeben hatte. Dass ihm der Mörder ins Gesicht schrie, weshalb er,
Simonka, jetzt sterben werde.«
Ulrike hielt inne und sah
Angela an. »Es ging um Sie, Angela. Um hasserfüllte Rivalität. Der Mörder,
Besitz ergreifend in Sie vernarrt, wollte den Nebenbuhler, Ihren
Lebensgefährten, ausschalten. Vernichten. Und bis jetzt ist er damit
durchgekommen, ohne dass ein Stäubchen Verdacht auf ihn fällt.« Sie wandte sich
Tim zu. »Na?«
»Riemer«, sagte Tim. »Harald
Riemer.«
Stille.
»Und der«, fuhr Tim fort,
»hatte sich — wie wir von Karl wissen — ein feines Alibi gezimmert. Angeblich
war er krank und zu Hause, in selbst auferlegter Quarantäne. In Wahrheit ist er
dem armen Simonka also nachgereist.«
»Aber das Verbrechen«, sagte
Karl — und sprach zu Angela, »hat ihn nicht weitergebracht. Seit drei Jahren,
wie ich hörte, baggert er Sie an, Angela. Ohne Erfolg, weil Sie Ludwig Simonka
die Treue halten. Muss ziemlich frustrierend für Riemer gewesen sein. Daran
ändert auch die kleine Auszeichnung, dass Sie ihn zum Gemäldedieb auserkoren
haben, nicht viel.«
Hm!, dachte Tim. Das hätte Karl
auch etwas rücksichtsvoller ausdrücken können.
Angela war den Tränen nahe.
Nicht wegen Karls Worten, sondern wegen dem, was sie angerichtet hatte. Alle
wandten den Blick ab, um ihre Unsicherheit nicht zu schüren. Aber Angela gewann
die Fassung zurück.
»Ich werde zu Ludwig fahren«,
sagte sie. »Er soll wissen, dass ich für ihn da bin. Unsere Beziehung kann doch
nicht abhängen von Äußerlichkeiten. Ich verstehe ihn ja. Sein Selbstbewusstsein
stand immer auf schwachen Füßen. An mir wird es jetzt liegen, ihn zu
überzeugen, dass er noch derselbe Mensch, derselbe Künstler ist.«
Stark!, dachte Tim.
Ulrike lächelte und nickte.
»Ludwig darf auf keinen Fall mehr
abhängig sein von diesen beiden Kriminellen«, erklärte Angela. »Sein Geld ist
doch noch da. Ich habe Vollmacht für sein Bankkonto und habe es betreut. In den
drei Jahren hat sich sein Geld verzinst. Ludwig ist sehr wohlhabend.«
Spricht für sie, dachte Tim,
dass sie davon nichts für sich abgezweigt hat. Lieber ist sie das Risiko
eingegangen mit dem fingierten Gemälderaub.
»Hört sich gut an«, sagte
Ulrike.
»Was wird mit dem kriminellen
Paar?«, fragte Tim.
Ulrike hob die Schultern. »Die
beiden wissen genau, dass ihnen nichts passieren kann. Deshalb haben sie auch
so freimütig ihre Absichten eingestanden. Natürlich haben sie gemerkt, dass für
sie nichts mehr drin ist. Aber geplante Ausbeutung wird man ihnen nicht
nachweisen können. Stattdessen werden sie sich darauf berufen, dass sie Simonka
ja geholfen haben. Mit Wohnung und Geld. Letztendlich haben sie natürlich
draufgezahlt. Und damit sind Gierlappen wie die am meisten gestraft.«
Eine Weile schwiegen alle und
dachten nach über die dramatischen Ereignisse, die sich nun zusammenfügten.
Alles war verknüpft durch Personen und Motive.
»Mit diesem Riemer«, sagte
Klößchen und griff wieder in seinen Pizzakarton, »hatte ich erst riesiges
Mitleid. Jetzt überhaupt nicht mehr. Der Kerl ist ein hinterhältiger, abgefeimter
Mörder. In den Knast wird man ihn ja sicherlich nicht stecken. Aber gelähmt bis
zum Hals ist als Strafe noch schlimmer.«
Niemand sagte etwas dazu und
Tim wertete das als allgemeine Zustimmung für Klößchens Worte.
Dann sprach Gaby aus, was auch
der TKKG-Häuptling schon gedacht hatte.
»Ist Ihnen bewusst, Angela«,
sagte Tims Freundin, »dass Sie — ausgerechnet Sie als Simonkas Partnerin — für
Riemers Bestrafung gesorgt haben. Zwar nur indirekt und unabsichtlich. Aber
ohne Ihren Auftrag wäre er nicht mit Burkhard Öme zusammengetroffen und hätte
nicht den verhängnisvollen Schlag kassiert. Für mich ist das, als hätte das
Schicksal Sie zum Instrument gemacht. Ja, so kann’s manchmal laufen. Auch eine
Art von Gerechtigkeit.«
Angela nickte. »Und darüber bin
ich froh.«
Stefan
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