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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Parth!«,
sagte Karl. »Ach so, ich darf ja Angela sagen. Hier spricht Karl Vierstein.
Schlafen Sie schon?«
    »Nein, Karl. Eben hat mich
Inspektor Bienert angerufen.«
    »Ich habe ihm Ihre Nummer
gegeben, Angela. Dann wissen Sie also alles?«
    »So ziemlich. Aber er konnte
oder wollte mir nicht sagen, wie es um Harald steht.«
    »Das erfahren wir erst morgen.
Wir müssen ganz fest hoffen, dass er nicht gelähmt bleibt.«
    »Nur das nicht! Mein Gott, nur
das nicht!«
    »Die Ärzte tun, was sie können.
Aber Herr Riemer hat offenbar einen sehr harten Schlag erhalten — ins Genick,
auf die Halswirbelsäule.«
    Angela unterdrückte ein
Schluchzen. »Was ist da nur geschehen? Was hat sich abgespielt in meinem Haus?«
    »Über den Tathergang besteht
noch Unklarheit. Aber alles spricht dafür«, meinte Karl, »dass Herr Riemer
einen Einbrecher überrascht hat und in Ihrem Terrassenzimmer niedergeschlagen
wurde. Leider hat der Täter die Beute — Ihre acht Gemälde — eingesackt. Die
sind weg.«
    »Ich weiß«, sagte sie matt.
    »Aber die Gemälde sind doch
versichert?«
    »Das sind sie.«
    »Na, wenigstens das.«
    »Den Verlust, Karl, kann kein
Geld ersetzen.«

    »Ich weiß. Trotzdem möchte ich
Sie trösten. Viele Kunstwerke tauchen irgendwann wieder auf. Der schwarze Markt
für Beutekunst ist nicht groß, allerdings ist er international.«
    Angela schwieg. Und Karl, dem
nichts weiter einfiel, verabschiedete sich.
    Angela schaltete ihr Handy aus.
Sie wusste, dass sie diese Katastrophe nicht in sich begraben konnte. Sie wäre
daran erstickt — jetzt jedenfalls, jetzt, da sich alles ganz anders entwickelt
hatte. Ja, sie musste darüber reden. Und dafür gab es nur einen Menschen auf
der Welt: Beatrix. Ihr Vertrauen zu der Freundin war grenzenlos.
    Die beiden waren Nachbarskinder
gewesen, hatten zusammen im Sandkasten gespielt, im Kindergarten ihre
Freundschaft gefestigt und bis zum Abitur in der Schulbank nebeneinander
gesessen. Eine Freundschaft fürs Leben. Später hatten sich beide für den Beruf
der Grundschullehrerin entschieden und auch eine Zeit lang an derselben Schule
unterrichtet. Dann war Beatrix nach Schnierlhausen versetzt worden. Natürlich
hatte es bei beiden Beziehungen mit Männern gegeben, und jedes Mal erfuhr die
Freundin brühwarm, was mit dem jeweiligen Lover los war. Von der Ehe hielten
allerdings beide nicht viel. Unabhängigkeit war ihnen wichtig.
    Angela legte das Handy auf den
Nachttisch. Ihr Gesicht glänzte fettig, denn sie hatte eine Pflegecreme
aufgetragen. Sie trat auf den Flur. Hier brannte kein Licht, aber die Tür zu
Beatrix’ Schlafzimmer stand einen Spalt offen und der gedämpfte Schein einer
Nachttischlampe drang heraus.
    »Du schläfst noch nicht,
Trixi?«
    »Ich habe doch gehört, dass du
telefonierst.«
    Angela trat in das gemütliche
Schlafzimmer. Die Fenstervorhänge waren lindgrün und mit stilisierten Pflanzen
bedruckt.
    Beatrix lag im Bett und hatte
einen Ellbogen aufgestützt. In der flachen Hand ruhte ihr Kinn. Neugierig hatte
sie ihr rundes Gesicht Angela zugewandt.
    Angelas Freundin war hübsch,
hatte milchige Haut und nachtschwarzes Haar. Der Mund wirkte immer wie
geschminkt, aber das war ein natürliches Rot und benötigte keinen Lippenstift.
Beatrix war kleiner als Angela und etwas füllig, aber durchaus attraktiv. An
Angelas Schönheit reichte sie nicht heran, doch das war niemals ein Thema
gewesen und erst recht kein Grund zu Eifersüchtelei.
    »Mein Gott, Angela! Du siehst
aus wie Braunbier mit Spucke.«
    »So fühle ich mich auch.«
    »Was ist los?« Beatrix setzte
sich auf. »Du wurdest zweimal angerufen, wenn ich richtig gehört habe.«
    Angela ließ sich auf einem der
zierlichen Sessel nieder und zog die Beine unter sich.
    »Der erste Anruf, Trixi, war
von der Kripo. Der zweite von einem jungen Freund aus dem Kunstverein, der mich
trösten wollte.«
    »Wie? Was?«Trixis
porzellanblaue Augen wurden rund.
    »In mein Haus wurde
eingebrochen. Vorhin. Der Täter hat alle Gemälde gestohlen.«
    »Ich... ich... werd
wahnsinnig.«
    »Aber das ist noch nicht alles.
Harald Riemer — von dem habe ich dir erzählt — hat offenbar den Täter
überrascht. Und wurde von ihm niedergeschlagen.« Angela schluchzte auf. »Harald
ist schwer verletzt. Vielleicht bleibt er querschnittgelähmt.«
    »O nein!«
    Angela berichtete alle
Einzelheiten, die sie wusste. Trixi hörte fassungslos zu. Dann herrschte für
einen Moment Stille. Nur der Wind, der draußen in den Büschen

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