Es geschah in einer Sommernacht
gehalten hatte, hatte sie unter Schock gestanden. Diese Erklärung hatte Marina jedenfalls gefunden, um die eigene Schwäche zu entschuldigen. Doch jetzt konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das überwältigende Gefühl, von diesem Mann im Arm gehalten zu werden. Sie atmete Ronan mit jeder Faser ihres Körpers ein. Wie wunderbar sich seine Haut anfühlte, wenn sie sie ausVersehen berührte. Wie perfekt sie in seineArme passte. Wie sich die Leidenschaft in ihr regte – ein Gefühl, dass sie schon fast vergessen hatte.
„Ich … Ich kann alleine gehen.“ Doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst.
Ronan trug sie über den Hof und dann die Treppe hinauf, so als ob sie leicht wie eine Feder wäre. Keine Frau von fast 1,80 m Körpergröße.
Hastig kramte sie den Wohnungsschlüssel aus ihrer Handtasche und steckte ihn ins Schloss. „Vielen Dank.“ Sie sah ihm ins Gesicht, aber nicht direkt die Augen. Sein Blick machte sie noch immer nervös. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie mich nach Hause gefahren haben. Das war viel angenehmer als ein Taxi.“
„Mit dem größten Vergnügen“, antwortete er lächelnd. Seine samtige Stimme streichelte ihre angespannten Nerven. Anstatt sie abzusetzen, stieß er die Wohnungstür mit dem Fuß auf und betrat den Flur. Marina streckte automatisch die Hand aus und knipste das Licht an.
„Wo lang?“, fragte er.
„Ich schaffe das jetzt allein“, beharrte sie erneut. Sie versuchte, sich aus seinem Arm zu winden – als ob sie gegen ihn auch nur die geringste Chance hätte. „Nun bin ich ja zu Hause, und Sie sollten auch nach Hause fahren.“
„Marina.“ Er blieb stehen und sah sie an. Sein Blick war unergründlich, aber er lächelte, sodass winzige Grübchen sichtbar wurden. „Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich möchte nur sichergehen, dass es Ihnen gut geht. Das ist alles, was ich heute Abend von Ihnen will.“
Natürlich war das alles. Ein Mann wie er würde sich nie für jemanden wie sie interessieren. Selbst wenn er der reinste Playboy wäre, immer auf der Jagd, hätte sie nichts von ihm zu befürchten. Sie war nicht schön, nicht begehrenswert oder sexy. Sie war nicht einmal erfahren.
Sie tat ihm wohl einfach nur leid, weil sie sich vor der Geschäftswelt von Sydney lächerlich gemacht hatte. Und weil sie sich nicht allein auf den Beinen halten konnte. Das war alles.
Sie wollte sein Mitleid nicht.
Tränen brannten in ihrenAugen. Tränen derWut, weil sie heuteAbend versagt hatte. Weil sie es nicht geschafft hatte, Wakefield büßen zu lassen. Weil sie körperlich beinahe zusammen gebrochen war. Und weil dieser Mann, dieser aufregende Mann, sie in diesem verletzlichen Zustand gesehen hatte.
Sie hob das Kinn und deutete den Flur hinunter. „Schlafzimmer. Die dritteTür links“,murmelte sie. Sie sah ihn nicht an. Seine Absichten schienen gut zu sein, aber Schmerz und Enttäuschung machten sie unsicher.
Erblieb ander offenenTürstehen. Wieder streckte sie die Hand nach einem Lichtschalter aus. Sanftes Licht erhellte den vertrauten Raum. Die milden Creme- und Blautöne taten ihr gut. Marina hätte vor Erleichterung weinen können, als sie ihr Bett sah, das mit zurückgeschlagener Decke schon auf sie wartete.
Jeder einzelne Knochen tat ihr weh, und sie hatte nicht mal mehr genug Energie, um sich über Ronan Carlisle zu ärgern, der sich so einfach in ihr Zuhause eingeladen hatte.
Und dann legte er sie auf das Bett. So vorsichtig, als sei sie eine kostbare, zerbrechliche Porzellanpuppe. Dankbar ließ sie sich in die Kissen sinken.
„Es tut mir leid, dass ich Sie so angefahren habe“, sagte sie, während sein Blick durch den Raum schweifte. Er bemerkte die Krücken in der Ecke und die Medizin auf dem Nachttisch. Dann blickte er wieder auf sie hinab.
„Das war ungerecht von mir“, fuhr sie fort. „Ich bin froh über Ihre Hilfe. Allein hätte ich es nicht bis hierher geschafft.“
Er ignorierte ihre Entschuldigung und fragte stattdessen: „Ist sonst niemand zu Hause? Niemand, der Ihnen helfen kann?“
Marina biss sich auf die Lippen. Seine Worte taten ihr weh. Sie war müde. Sie hatte ihre Gefühle nicht unter Kontrolle.
„Ich lebe allein. Und ich komme sehr gut zurecht.“
Er runzelte die Stirn. Er schien ihr nicht zu glauben, also fügte sie hinzu: „Mein Bruder wohnt nur zehn Minuten von hier entfernt. Wenn ich etwas brauche, kann ich ihn jederzeit anrufen.“
Ronan schien zufrieden bei dem Gedanken, dass ein männliches Wesen
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