Es geschah in einer Sommernacht
Stimme machte ihr nichts mehr aus. Sie versuchte, die Wahrheit zu begreifen.
„Ich weiß nicht, was Carlisle Ihnen erzählt hat“, fuhr er fort, „aber er hatte dabei nur seinenVorteil im Auge. Er war schon länger auf ihre kleine Firma scharf. Meine Leute haben es mir gesagt, deshalb wollte ich schneller sein.“
Sie sah zu ihm auf. Er beobachtete sie gespannt.
„Ich hätte vorsichtiger sein sollen“, fügte er hinzu und zuckte die Achseln. „In letzter Zeit habe ich ein paar Geschäfte gemacht, die mir nicht gut bekommen sind. Weil Carlisle immer noch Interesse hatte, habe ich Marina Enterprises an ihn verkauft. Er wollte den Laden schon die ganze Zeit.“ Jetzt schüttelte er den Kopf und grinste sein Haifischgrinsen. Marina schauderte hilflos.
„Sie dachten, ich wäre gierig, mein Schätzchen. Aber ich war immer ehrlich zu Ihnen. Carlisle wollte Sie und die Firma, und er hat sich beides auf seine Weise verschafft.
Er Ihnen vorgemacht, dass er Ihnen hilft, aber in Wahrheit ging es ihm nur um eine kleine Bettgeschichte.“
Wakefields Worte hallten in der Stille nach. Fieberhaft las Marina immer wieder die Papiere durch. Schließlich fielen sie ihr aus den zittrigen Händen.
Das konnte doch nicht wahr sein! Sie wusste, dass Ronan sie nicht liebte. Aber sie hatte ihm vertraut. So, wie sie noch keinem Menschen zuvor vertraut hatte.
„Und noch was.“ Wakefield stand auf. „Sobald Ronan merkt, dass Sie ihm auf die Schliche gekommen sind, ist Ihre Zeit hier abgelaufen. Er hat bestimmt keine Lust auf eine hysterische Frau in seinem Haus.“
An der Tür drehte er sich noch einmal um. „An Ihrer Stelle würde ich gehen, bevor er Sie rauswirft. Sie sind ja ganz hübsch, aber eigentlich nicht sein Typ. Der Reiz des Neuen ist bestimmt schon verflogen. Wenn Sie auch nur einen Funken Stolz übrig haben, dann gehen Sie, bevor es zu spät ist.“
Marina saß da wie vom Donner gerührt. In ihrem Kopf herrschte Chaos.
Es konnte nicht sein. Es konnte einfach nicht sein.
Nicht Ronan. Er hatte sie doch gern. Oder nicht?
Tränen füllten ihre Augen. Hatte er ihr die ganze Zeit nur etwas vorgemacht? Sein Hass auf Wakefield war echt gewesen. Aber hatte er ihr wirklich helfen wollen? Oder war sie sein gutgläubiges Opfer gewesen? Schließlich hatte sie ihn nie gebeten, es ihr schriftlich zu geben, dass sie die Firma zurückbekam.
Sie war so dumm gewesen. So naiv. Selbst nach allem, was Seb passiert war. Sie hätte sich denken müssen, dass die Familie Lucchesi nichts in der Welt der Reichen und Mächtigen verloren hatte.
Ihre Brust schmerzte, als sie gegen die Tränen ankämpfte. Vergeblich. Heiß und bitter liefen sie ihr über das Gesicht.
Ronan schuldete ihr nichts. Aber konnte es denn wirklich wahr sein? Sie wiederholte sich wieder und wieder diese Frage.
Ein Bettabenteuer, hatte Wakefield gesagt. Sah Ronan sie so? Waren seine glühende Leidenschaft, sein wunderbares Begehren nur die Lust auf etwas Ablenkung gewesen?
Wenn Wakefield ihr nicht die Papiere dagelassen hätte, sie hätte es noch immer nicht geglaubt.
Ihr wurde schwindelig, als der Schmerz sie erneut durchzuckte. War das alles? Hatte Ronan ihr das neue Aussehen nur verpasst, um sich selbst einen Gefallen zu tun?
Sie holte tief Luft und kauerte sich zusammen, die Arme fest um die Knie geschlungen. Als ob sie so die Qual in ihrem Innern betäuben könnte. Hatte Ronan die ganze Zeit heimlich über sie gelacht? War es einfach ein Spaß gewesen, sie vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan zu verwandeln?
Er konnte unmöglich so grausam sein.
Seine Komplimente, wie schön er sie fand, hatte sie ihm nie wirklich geglaubt. Sie wusste, dass er es nur sagte, um sie aufzumuntern. Aber tief in ihrem Innern hatte sie gehofft, dass sie sich zumindest ein bisschen verändert hatte. Ein klein wenig attraktiver geworden war.
Sie schaukelte auf der Couch hin und her. Als sie aufsah, stand Ronan in der Tür. Seine Krawatte hing lose um seinen Hals. Die Haare standen in alle Richtungen ab, auf seinen Fingerknöcheln war Blut.
Geistesabwesendrieb Ronan seine Faust. Wer hätte gedacht, dass Charles Wakefield so einen harten Schädel hatte?
Sein dummes Gesicht, als er ihn zu Boden schlug, hatte ihn zutiefst befriedigt. Auch wenn es nur eine kleine Genugtuung war für das, was er Cleo und Marina angetan hatte. Aber immerhin ein Anfang.
Jedenfalls sah Wakefield jetzt nicht mehr so blasiert und selbstgefällig aus, seit sein Vermögen um die Hälfte
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