Es geschah in Hollywood
sein.
»Ich heiße Holman«, sagte ich.
»Ich...«
»Sie werden erwartet, Mr.
Holman«, sagte er mit gleichmütiger Stimme. »Ich bin Tino — der Hausdiener .«
»Sehr schön«, sagte ich
zerstreut. »Ist Miss Russo... ?«
»Sie ist draußen beim
Schwimmbecken hinter dem Haus«, unterbrach er mich erneut. »Ist es Ihnen recht,
wenn ich Ihnen in einiger Zeit ein paar Erfrischungen bringe, Mr. Holman ?«
»Das klingt ja großartig .« Ich warf einen Blick auf meine Uhr und stellte fest, daß
es immerhin elf Uhr vorbei war. »Ein Martini würde eine freundliche Geste
darstellen, eins zu acht gemischt—«
»-und achten Sie darauf, daß
der Gin nicht verpantscht wird ?«
Er lächelte müde.
Ich blickte ihn eine Sekunde
lang an und lächelte dann ebenso müde zurück. »Ich habe das immer für sehr
komisch gehalten«, gestand ich. »Und ich weiß nicht, was Miss Russo trinkt,
aber...«
»Wodka mit Tonic«, sagte er
milde, »und Würfeleis, kein zerstoßenes .«
»Ich wette, Mr. Neilsen hat Sie
persönlich unterwiesen«, sagte ich in überzeugtem Ton. »Sie zeichnen sich durch
genau dieselbe widerwärtige Tüchtigkeit aus, Tino .«
»Danke .« Seine Augen betrachteten mich eine Sekunde lang spöttisch. »Kann ich sonst noch
etwas für Sie tun ?«
»Ich finde vermutlich selber
den Weg hinter das Haus«, sagte ich. »Sie haben nicht zufällig irgendwelche
verrückten Hunde frei auf dem Grundstück herumlaufen ?«
»Nein, seit ich hier bin nicht
mehr.« Er lächelte — oder jedenfalls zuckten seine dünnen Lippen ein wenig.
»Ich habe sie überflüssig gemacht .«
»Sagen Sie mir das nächste Mal
Bescheid, wenn Sie frei auf dem Grundstück herumlaufen«, bat ich. »Das möchte
ich gern sehen .«
»Würden Sie gern zu den Drinks
ein paar selbstgebackene Kekse haben, Mr. Holman ?« Er
zuckte sachte die Schultern. »Ich möchte nicht, daß Ihnen in der zweiten Hälfte
des Vormittags der Dampf ausgeht .«
Ich wandte mich mit einem respektvollen
Ausdruck auf dem Gesicht von der geöffneten Haustür ab. »Wenn die Leute geahnt
hätten, daß eine neue Generation von Hausdienern im Kommen ist«, sagte ich über
meine Schulter weg, »hätten sie wohl angefangen, größere Häuser zu bauen .«
Ein paar Sekunden später
stellte ich fest, daß sich das Schwimmbecken tatsächlich hinter dem Haus
befand, wie er behauptet hatte. Carola Russo lag auf dem Rücken ausgestreckt
daneben und fügte ihrem bereits hübsch warmbraun getoasteten Körper eine neue
Schicht Sonnenbräune zu. Ich blieb zwei Schritte weit vor ihr stehen und
blickte auf sie hinab. Sie trug einen schwarzen Baumwollbikini, der so ziemlich
die spärlichste Konzession an die Schicklichkeit darstellte, die sie machen
konnte. Ein dünner Streifen umspannte fest ihre Hüfte, während ein anderer
hoffnungslos bemüht war, den Schwung ihrer hohen, spitzen Brüste einzudämmen.
Wenn man das Ganze analysierte,
so sagte ich zu mir selber, handelte es sich einfach um ein Mädchen — ein
Mädchen mit langen schlanken Beinen, knabenhaften Hüften und einem
unverhältnismäßig großen Busen. Warum also, so fragte ich mich hilflos, wurde
ich jedesmal , wenn ich sie ansah, von dieser beinahe
unbezähmbaren Begierde erfaßt? Darauf gab es natürlich keine Antwort. Wie, zum
Kuckuck, soll jemand das Unerklärbare erklären, diese magische Ausstrahlung
plus Sex-Appeal, mit denen unter hunderttausend Mädchen vielleicht eins geboren
wird?
Irgendein von der Natur
eingebautes Radarsystem warnte sie, daß sich ein von räuberischen Absichten
erfülltes männliches Wesen in allzu nächster Nähe befand, und ihre Augen
öffneten sich weit. Ich starrte hinab in die jadegrünen Tiefen und befand mich
plötzlich selbst wieder im Dschungel. Nur war er diesmal friedlich und
leuchtete in tropischem Glanz, ungestört von einem unerbittlichen Jäger.
»Mr. Holman?« Sie richtete sich
langsam auf und streckte mit einer genußvollen Bewegung die Arme über den Kopf, so daß sich ihre Brüste beinahe über den Rand
des Bikinis schoben. »Was tun Sie hier ?«
»Ich wollte mich ein wenig mit
Ihnen unterhalten, Miss Russo. Ich habe Sie hoffentlich nicht gestört ?«
»Nein.« Sie blickte in meine
Augen und ließ plötzlich die Arme seitlich herunterfallen. »Aber ich habe Sie
verstört, wie ?«
»Es ist Ihr Schicksal, alle
Männer zu verstören, Miss Russo«, sagte ich. »Vielleicht können Sie nichts
dafür, aber die Männer auch nicht .«
»Sie teilen mir einfach
Tatsachen mit und
Weitere Kostenlose Bücher