Es geschah in Hollywood

mehr einbringen sollte .«
    Lou Martell stellte sein Glas
vorsichtig auf die Bar und blickte mich mit düsterem Blick an.
    »Natürlich mit Unkosten, wie
sie in der Industrie heutzutage üblich zu sein pflegen«, sagte er fast
pedantisch. »Sie verstehen, Rick? Einen wirklichen Spitzenfilm zu machen — was
voraussetzt, daß man mindestens acht Millionen hineinstecken muß—, bedeutet
etwas Ähnliches wie eine Fünf-Pferde-Kombinationswette. Man hat zum Beispiel
einen Bestseller zur Hand, und damit bekommt man vielleicht einen Spitzenstar,
der Ihnen wiederum einen Spitzenregisseur verschafft — und mit dieser Art Kombination
werden Sie von der Bank finanziert oder von den Burschen, die Ihren Film unter
die Leute bringen .«
    »Das war es genau, was Oscar
hatte«, sagte Sam düster, »eine kombinierte Sache! Er erklärte uns, er wäre in
Europa an einen klassischen Bestseller herangekommen, den irgendein Franzose
geschrieben hat; der große italienische Star Carola Russo sei wild darauf,
mitzuspielen; aber Gino Amaldi, der ihre geschäftlichen Interessen wahrnimmt,
wollte nicht unterschreiben, bis Oscar einen großen amerikanischen Star
gefunden habe, der die Partnerrolle übernähme.«
    »Dieser Amaldi ist ein
gerissener Hund«, brummte Lou. »Er weiß, daß seine Puppe zwar wirklich spielen
kann, daß aber ihr Name hierzulande nichts bedeutet. Wenn also ein großer
amerikanischer Name mit von der Partie ist, dann bedeutet das hier Kasse .«
    »Oscar behielt seine beste
Nachricht bis zuletzt für sich«, knurrte Brunhoff. »Er wußte, daß Don Gallant
verrückt darauf war, einen Film mit dem italienischen Frauenzimmer zu drehen,
seit er sie letztes Jahr in Europa kennengelernt hatte. Alles, was Oscar
brauchte, waren fünfzigtausend, um Gallants Agenten glücklich zu machen,
behauptete er, und damit hätten wir die ganze Chose in der Tasche!«
    »Es klang gut«, sagte Lou
sanft, »wirklich sehr gut. Also trieben wir die fünfzigtausend auf. Erst als
uns Oscar dann mitteilte, er habe sich entschlossen, aus der Firma
auszuscheiden und wir könnten die fünfzigtausend aus seinem Anteil der Aktiva
nehmen — was für Aktiva, verdammt noch mal?—, kamen wir dahinter, daß er den
ganzen Handel auf seinen Namen abgeschlossen hatte. Er hatte die Cadenza aufgemacht und persönliche Verträge mit dem
Schriftsteller, dem italienischen Star und Gallant abgeschlossen! Und mit all
den Trümpfen in der Hand muß er nun förmlich die Leute abwehren, die ihn in
ganzen Heerscharen finanzieren wollen .«
    »Oscar Neilsen ist also ein
dreckiger Betrüger und ein stinkender Schweinehund«, grollte Sam. »Und
vielleicht habe ich seinerzeit eine Menge harter Dinge über ihn gesagt und sie
auch so gemeint! Aber daß ich versuche, Löcher in seinen schönen Gallant zu
schießen...«
    »Es ist natürlich absurd«,
sagte Martell. »Wir werden diesem hinterhältigen Halunken schon an den Wagen
fahren, und zwar kräftig! Aber auf legitime Weise und innerhalb der Industrie
selbst.«
    »Vielleicht dauert es noch ein
Weilchen .« Brunhoff lächelte häßlich. »Wir können
warten .«
    Ich trank mein Glas leer und
stellte es auf die Bar neben das von Lou. Dann glitt ich vom Hocker.
    »Vielen Dank für den Drink und Ihre
Informationen«, sagte ich höflich. »Ich muß Ihre Schwierigkeiten anerkennen und
auch, daß Sie mir davon erzählt haben .«
    »Vielleicht haben Sie sich
jetzt eine Ansicht gebildet, Rick ?« fragte Martell mit
gleichgültig klingender Stimme.
    »Worüber?«
    »Spielen Sie nicht den
Neunmalklugen, Sie Knülch !« zischte er. »Was ich nicht
ausstehen kann, ist, wenn jemand mir gegenüber den Neunmalklugen spielt .«
    »Immer sachte, Lou!« Brunhoff
grinste breit zu mir herüber, aber in seinen Augen lag ein kalt berechnender
Ausdruck. »Was Lou meint, ist, daß Sie nun unsere Version der Geschichte gehört
haben und daß Sie vielleicht der Version Neilsens keinen Glauben mehr schenken ?«
    »Ich vermute, die Wahrheit
liegt in der Mitte«, sagte ich der Wahrheit entsprechend. »Wenn Sie meine
ehrliche Meinung hören wollen, soweit sie etwas anderes betrifft, so würde ich
sagen, Sie sind ein recht guter Schauspieler, Sam. Und Lou ist einer der besten
Stichwortsouffleure in der Branche. Die Art, wie Sie Ihre Rolle abgezogen
haben, war brillant. Ich könnte beinahe glauben, es sei wirklich lächerlich,
daß einer von Ihnen irgend etwas mit der Schießerei
zu tun hat — wenn ich nur Lous intime und seit zwanzig Jahren