Es geschah in Hollywood
anderen .« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Es ist erst Viertel
nach neun. Die beiden werden nicht allzufrüh kommen,
weil sie glauben, das würde nach Übereifer aussehen .«
»Und haben sie den nicht ?« fragte ich.
»Als ich Sam anrief und dieses
Zusammentreffen vorschlug, um mit den beiden zu verhandeln, konnte ich ihn am
anderen Ende keuchen hören .« Neilsen kicherte erneut.
»Na ja, wir werden sehen .«
Die Gruppe bestand aus drei
Leuten, stellte ich plötzlich fest, als wir näher kamen, und die dritte war
Lenore Palmer. Sie sah sehr chic aus und wirkte gänzlich unbefangen, wie sie so
angeregt mit Amaldi plauderte, während Carola Russo mit einem Ausdruck totaler
Langeweile auf dem Gesicht und mit leerem Blick auf das Schwimmbecken starrte.
»Nun, da sind wir«, verkündete
Neilsen in seinem schönen tiefen Baß . »Sie kennen
natürlich alle, Rick. Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen ?«
»Gern«, sagte ich, und er
entfernte sich forschen Schrittes von der Gruppe, wobei er vor sich hinsummte .
»Hi, Rick !« sagte Lenore vergnügt.
Sie trug einen Cheongsam aus üppigem Seidenbrokat, der in den hellen
Lichtern schimmerte und funkelte. Der hohe Kragen und der anliegende Schnitt
brachte ihre Figur aufs vorteilhafteste zur Geltung, betonte ihre Größe, die
langen Beine, die volle Brust und die schmale Taille. Ihre Diamantohrringe
blitzten bei jeder Kopfbewegung auf, und irgendwie trug das kurze blonde Haar
dazu bei, dem schönen Oval ihres Gesichtes einen fast hoheitsvollen Ausdruck zu
verleihen.
Im Vergleich dazu hätte Carola
Russos einfaches schwarzes Kleid, das einige Zentimeter oberhalb ihres Knies
endete, eigentlich düster wirken müssen. Aber trotzdem war es das rothaarige
kleine Gassenmädchen mit dem vollen, sinnlichen, eigensinnigen Schmollmund und
dem unerwarteten Schwung der unverhältnismäßig großen Brüste unter der geraden
Linie ihres Kleids, das die Aufmerksamkeit auf sich zog.
Amaldi blickte während einer
kurzen Pause in Lenores kontinuierlichem Geplapper zu mir auf, nickte und sagte
dann zu Carola etwas auf italienisch .
Sie zuckte lustlos die
Schultern und wandte sich dann an mich: » Poppa Gino
möchte wissen, warum der verrückte Mann jetzt schon wieder da ist .«
»Hat Neilsen das nicht erklärt ?« fragte ich sie.
»Doch, aber Poppa Gino hat nicht zugehört. Ihre letzte Redesalve heute
vormittag hat ihn bewogen, der englischen Sprache endgültig den Rücken
zu kehren !«
Neilsen kehrte zurück und
drückte mir ein Glas in die Hand. »Noch fünf Minuten.« Seine milden blauen
Augen blickten eine Sekunde lang geradewegs in Lenores Gesicht und der
krampfhafte Ruck, mit dem sie den Kopf abwandte, hatte etwas von einer
plötzlich ausbrechenden Panik an sich.
»Sie sehen heute
abend tatsächlich blendend aus, Lenore«, sagte Neilsen leichthin. »Das heitere
Leben einer Junggesellin bekommt Ihnen offensichtlich. Haben Sie schon
Gelegenheit gehabt, sich im Haus umzusehen? Ich lasse eben Ihr altes Zimmer neu
streichen. Wenn es fertig ist, wird es heller und sozusagen jünger aussehen.
Zuvor war es so deprimierend. Ich fand immer, es hatte das Aussehen einer Frau
mittleren Alters — Sie nicht ?«
Lenore biß sich heftig auf ihre
Unterlippe und schüttelte dann den Kopf, da sie offensichtlich ihrer eigenen
Stimme nicht traute.
»Ich mag Frauen mittleren
Alters«, sagte Amaldi plötzlich. Er streckte die
massiven Hände aus und machte eine langsame Greifbewegung mit den Fingern.
»Nette, runde Hüften«, sagte er träumerisch. »Ein weicher, großer Busen, auf
dem man den Kopf ausruhen kann! Keine Jungfrau, die kreischt, wenn man sie ein
bißchen zwickt. Ältere Frauen zwicken nur zurück !« Er
stand da, ein seliges Lächeln auf dem Gesicht, und nach einer Weile merkten die
anderen, daß er nicht mehr beabsichtigte, das Gespräch weiterhin an sich zu
reißen.
»Nun ja, es ist eine provozierende
Vorstellung«, sagte Neilsen gut gelaunt. »Wie steht’s damit, Lenore, zwicken
Sie zurück ?«
Sie versuchte tapfer zu
lächeln, konnte aber das Zittern ihrer Lippen nicht mehr unterdrücken.
»Ach ja!« Neilsens Stimme war
von liebenswürdiger Toleranz. »Vermutlich wollen Mädchen — aller Altersklassen
— ihre kleinen Geheimnisse für sich behalten. Wie steht es mit Ihnen, Carola ?«
Sie starrte mürrisch auf das
Schwimmbecken, und ihr Gesicht war von ihm abgewandt. Während etwa fünf langer
Sekunden dachte ich, sie würde ihm überhaupt nicht antworten, aber dann
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