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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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kurzen
Spaziergang verkraften?« fragte sie Shirley. Sie sammelte die Abfälle ein und
trug sie zum nächsten Papierkorb.
    Nach der vergleichsweisen Ruhe in Memorial
Gardens und dem Schatten der großen Bäume war es auf der Uferpromenade sengend
heiß, und es herrschte ein unglaubliches Gedränge. Gemma nahm Shirleys Arm und
bahnte sich einen Weg, wobei sie Kindern auswich, die Lutscher in giftigen
Farben schwangen. Sie blieben stehen, um über das Geländer auf die Gestalten
hinunterzusehen, die auf dem groben Strandkies langsam rösteten.
    »Ich hätte meinen Bikini mitbringen sollen«,
bemerkte Gemma und zog ihre Leinenjacke aus, unter der sie ein schlichtes
weißes Baumwollhemd mit Trägern trug.
    »Es heißt, daß das schlecht für die Haut ist. Du
wirst dich verbrennen, verstehst du.« Ihre Tante warf einen besorgten Blick auf
Gemmas nackte Schultern.
    »Nur für ein paar Minuten«, sagte Gemma lachend
und erinnerte sich daran, wie inständig sie als Kind darum gebettelt hatte,
sich in der Sonne ausziehen zu dürfen.
    Es herrschte viel zuviel Lärm, als daß man sich
hätte wohl fühlen können. Gemma hängte sich bei ihrer Tante ein, und sie liefen
langsam nebeneinander her, bis sie die Ladenzeile erreichten, in der Ken und
Shirley ihr Geschäft gehabt hatten.
    »Oh, was für ein Jammer!« sagte Gemma und blieb
abrupt stehen.
    Wo früher saubere blaue und weiße Kacheln
gewesen waren, war jetzt grelles Plastik, und anstelle des Schriftzugs »Smith’s
Fish«, der auf die Scheibe gemalt war, befand sich dort eine Neonschleife, die
besagte: »Bu ger Ke ab Fri s«. Im Innern drehte sich unter gespenstisch
ausgebleichten Fotografien von Imbißgerichten langsam ein Kebabspieß mit
reichlich ausgefransten Fleischstücken, und Bröckchen, die bereits
abgeschnitten worden waren, suhlten sich in dem Fett, das in eine Metallschale
unter dem Spieß tropfte. Die Resopalplatte, an der die Leute früher ihr
Abendessen, das in Zeitungspapier eingewickelt war, mit Salz und Essig würzten,
war durch einen Spielautomaten ersetzt worden, und oben in der
Einliegerwohnung, in der sie so viele glückliche Stunden damit vertrödelt
hatte, einfach nur aufs Meer hinauszuschauen, war jetzt eine Spielhalle
untergebracht, mit weiteren Spielautomaten und Videospielen bestückt. Als sie
näher kamen, drang ein betäubendes elektronisches Getöse in ihre Ohren, ein
Pfeifen und Piepen und schrille Sirenen.
    »Tja, sie haben mir einen guten Preis dafür bezahlt«,
sagte Shirley resolut. »Ich komme nicht oft hier vorbei. Besonders lieb ist mir
dieser Anblick nicht.«
    »Oh, das tut mir leid«, sagte Gemma.
    Wie hatte sie bloß so rücksichtslos sein können?
Sie hatte angenommen, Shirleys Zögern, ehe sie eingewilligt hatte, über die
Strandpromenade zu spazieren, hätte an ihren Knien gelegen.
    »Komm«, sagte sie, weil sie ihre Unsensibilität
wiedergutmachen wollte. »Jetzt trinken wir Tee im Royal. Ich lade dich ein.«
     
    »Dann macht dir dein Job also Spaß?« fragte
Shirley und wählte von dem dreistöckigen Kuchenteller, den der Kellner vor sie
hingestellt hatte, ein Teilchen mit Erdbeeren aus.
    Gemma hatte gerade in ein winziges Mokkaeclair
gebissen, dessen Schlagsahne, Mokkafüllung, süße Glasur und Brandteig eine
sündhaft köstliche Verbindung miteinander eingingen.
    »Ja, vermutlich schon.« Ihr Job war der einzige
Bereich in ihrem Leben, in dem Gemma uneingeschränktes Selbstvertrauen
entwickelte.
    »Und du hast eine hübsche Wohnung gefunden?«
    »Ja. Aber nichts Dauerhaftes. Ich werde mir
demnächst Gedanken darüber machen müssen, irgendwo etwas zu kaufen.«
    »Und hast du netten Umgang?«
    Subtilere Formulierungen waren von Shirley nicht
zu erwarten, wenn sie sich erkundigte, wie es mit einem Freund stand. Gemma
fand es traurig, sie enttäuschen zu müssen. Plötzlich sah sie zu ihrem eigenen
Erstaunen Ralph vor ihren Augen. Sie mochte ihn, aber er war wirklich nicht ihr
Typ. Ehe sie dazu kam, die Frage zu beantworten, sagte Shirley: »Das mit deinem
Mann hat mir furchtbar leid getan. Ich meine, ich weiß, daß es nur eine
Freundschaft war, aber trotzdem habt ihr es länger miteinander ausgehalten als
die meisten Leute heutzutage...«
    Gemma hatte ihr geschrieben, um ihr zu erklären,
daß es keine echte Ehe war, aber sie hatte ihr nie etwas darüber erzählt. Sie
war sich nicht sicher gewesen, wie ihre Tante das aufnehmen würde.
    »Ja. Er war mein bester Freund...«
    Shirley beugte sich über den Tisch. »War

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