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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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auf sie zueilte, und daher war
sie sichtlich verblüfft, als Gemma sie auf die Wangen küßte. »Es tut mir ja so
leid«, sagte Gemma atemlos.
    »Ach, das macht doch nichts.« Kathy sah sie mit
unschuldiger Freude an. »Ich dachte schon, du hättest es vergessen...«
    »Hast du die Eintrittskarten gekauft?«
    »Ja. Wir haben noch nichts verpaßt, nur die
Werbung. Das Hauptprogramm läßt noch ein Weilchen auf sich warten.«
    Sie drängten sich an der Popcornschlange vorbei
und reichten einer Platzanweiserin die Eintrittskarten, und dann fragte Gemma:
»Sag mal, willst du dir diesen Film wirklich unbedingt ansehen?«
    Kathy erwiderte ein wenig besorgt: »Wie meinst
du das?«
    »Nun, ich meine, ich habe so selten Gelegenheit,
dich allein zu sehen. Warum gehen wir nicht einfach essen und plaudern
miteinander?«
    Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Kathys
Gesicht aus. Sie schien sichtlich erleichtert zu sein. »Eine prima Idee!« sagte
sie und drückte Gemmas Arm. Zum Erstaunen der Platzanweiserin machten sie kehrt
und verließen zielstrebig Arm in Arm das Kino.
    Obwohl es draußen schon dunkel wurde, war es
immer noch heiß, und die Luft war von Essensgerüchen getränkt. »Schweinefleisch
char siu«, sagte Gemma und atmete den süßen Grillgeruch tief ein. »Hast du Lust
auf chinesisches Essen?«
    »Im Grunde genommen ist es mir vollkommen
gleichgültig«, erwiderte Kathy.
    Es gelang ihnen, bei Mr. Kong einen Tisch an der
Tür zu bekommen. Im Restaurant war viel los, und neben ihnen begann sich eine
Schlange zu bilden. Sie mußten ziemlich laut reden, um sich verständigen zu
können, doch alle anderen Gäste waren mit ihrem Essen beschäftigt und in ihre
eigenen Gespräche vertieft, und daher hörte ihnen niemand zu.
    Kathy warf nur einen schnellen Blick in die
Speisekarte, ehe sie sie Gemma reichte. »Du bestellst. Ich bin sicher, daß du
dich wesentlich geschickter dabei anstellst als ich.«
    Gemma fiel nicht zum ersten Mal auf, daß Kathy
im Lauf der Jahre ihr Selbstvertrauen verloren zu haben schien. Als sie in
Oxford studierten, hatte Kathy zu fast jedem Thema eine nahezu unumstößliche
Meinung gehabt. Gemma schien sich noch daran zu erinnern, daß sie besonders
lautstark von Chilikrabben geschwärmt hatte. Daher bestellte sie eine Portion,
gemeinsam mit etlichen anderen kleinen Gerichten, deren Hauptzutaten
Meeresfrüchte waren.
    »Müssen wir mit Stäbchen essen?« fragte Kathy.
Sie wirkte besorgt.
    »Wir müssen gar nichts«, erwiderte Gemma und
bestellte zwei Gabeln, damit Kathy nicht allein mit einer Gabel aß und sich unwohl
dabei fühlte. »Wie geht es dir überhaupt?« fragte sie.
    »O Gem«, sagte Kathy, und Tränen traten in ihre
Augen, als hätten sie schon dort gelauert und nur darauf gewartet, freigelassen
zu werden. »Ich glaube, Roger hat eine Affäre... also, im Grunde genommen weiß
ich es sogar. Du weißt ja, woran man so etwas erkennt? Ich weiß nicht, was ich
tun soll... Ich habe diese verdammte Ausbildung zur Beziehungsberaterin hinter
mich gebracht, aber wenn es um den eigenen Mann geht, dann hilft das alles
nichts.«
    Gemma holte tief Luft und ertappte sich dabei,
daß sie innerlich umschaltete. Sie hatte sich gewünscht, einen Abend lang wie
in jungen Jahren mit einer Freundin zu kichern, über Ralph zu reden und Kathy
von Estellas Briefen zu berichten, und sie hatte sich auf eines der wunderbaren
Gespräche gefreut, wie sie sie früher miteinander geführt hatten, eines der
Gespräche, die einem das Gefühl gaben, als sei am Ende des Abends alles in die
richtige Perspektive gerückt. Kathy verstand sich darauf, zur Sache zu kommen
und klar zu erkennen, worum es eigentlich ging, und die Dinge, die sie sagte,
waren immer nützlich.
    Gemma war der Auffassung, daß eine Freundschaft
selten ein ausgewogenes Gleichgewicht besaß. Gewöhnlich bestand die Funktion
einer der beiden Parteien darin, in erster Linie zuzuhören, wogegen die andere
Seite sich das Herz ausschüttete. Letztendlich glich es sich aus, weil man bei
einer Person der Zuhörer und bei einer anderen der Redner sein konnte. Diese
Theorie hatte sie Boy einmal erklärt, der daraufhin augenblicklich gesagt
hatte: »Ja, du hast recht. Es verhält sich ganz ähnlich wie mit dem Rauchen.
Man schnorrt nie Zigaretten von dem Menschen, der einen ständig um Zigaretten
anpumpt, aber von irgend jemandem schnorrt man sie dann doch.« Seitdem war es
Gemma nie mehr möglich gewesen, sich der Seelenforschung hinzugeben, ohne dabei
an

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