Es gibt kein nächstes Mal
anzuhören und die Nummern zu notieren, die sie
brauchte. Sie drückte auf die Abspieltaste. Es ärgerte sie, daß Gemmas Stimmte
mit jeder weiteren Nachricht, die sie auf Band sprach, immer mürrischer wurde.
Abgesehen davon waren die meisten Nachrichten für Oliver, darunter auch die von
Caroline, die sie bisher noch nicht weitergeleitet hatte. Sie nahm an, sie
sollte ihn im Büro anrufen und es ihm sagen. Sie nahm an, sie sollte ihn auch
fragen, wie er zurechtkam. Tja, aber heute war Sonntag, und daher konnte sie
ihn nicht erreichen. Sie notierte die Nachrichten für ihn auf einem gesonderten
Blatt.
Bei der einzigen anderen Nachricht, die für sie
bestimmt war, handelte es sich um Cal Costelloes mürrische Anfrage: »Wenn das
der Anrufbeantworter von Daisy Rush ist, dann möchte sie mich doch bitte
zurückrufen.«
Sie dachte an ihn in dieser Uniform. Was hatte
es bloß mit Uniformen auf sich? Daisy lächelte in sich hinein und wählte die
Nummer, die er hinterlassen hatte. »Könnte ich bitte Cal Costelloe sprechen?«
fragte sie.
»Und von wem wird er gesucht?«
Daisy war irritiert, als sie den schroffen
Tonfall hörte. Wenn das sein PR-Manager war, dann sollte er ihn feuern.
»Daisy Rush.«
»Ich sehe nach, ob er da ist«, sagte die Stimme,
und dann hörte sie den Mann rufen: »Cal, hier ist ein Mädchen für dich am
Telefon. Bist du da? Daisy soundso.«
Ein paar Sekunden später kam Cal ans Telefon. Er
war ein wenig außer Atem, als sei er gerannt. »Daisy, wie geht es dir?«
»Gut«, sagte Daisy unbeschwert. »Und wie geht es
dir?«
»Gut«, sagte er lachend.
»Du hast bei mir angerufen?« fragte sie. Sie
bekam keine Antwort.
»Ich nehme an, Patrick hat dir meine Nummer
gegeben«, ermutigte sie ihn. Falls er sauer auf sie war und sich Luft machen
wollte, dann konnte sie es ebensogut auch gleich hinter sich bringen.
»Ja, richtig.«
»Und worin besteht das Problem?« fragte Daisy
schließlich.
Cal lachte wieder. »Von einem Problem ist mir
nichts bekannt«, erwiderte er leichthin. »Ich habe dich angerufen, um mich bei
dir für den Artikel zu bedanken. Erst wußte ich nicht so recht, was ich daraus
machen soll, aber dann habe ich beschlossen, mich geschmeichelt zu fühlen.«
Daisy erinnerte sich an den Absatz, in dem sie
ihre Phantasien vor dem Treffen mit Costelloe geschildert hatte, und sie
spürte, daß sie errötete. »Laß es dir trotzdem nicht zu Kopf steigen«, sagte
sie. »Jedenfalls vielen Dank für den Anruf.«
»Ich habe schon vor ein paar Wochen angerufen«,
sagte Cal.
»Ich war in Urlaub. Ich habe die Nachrichten auf
meinem Anrufbeantworter jetzt erst abgehört«, erklärte Daisy und dehnte die
Wahrheit ein wenig.
Nachdem einen Moment Stille geherrscht hatte,
wollte sie sich gerade verabschieden, als er sagte: »Hast du etwas Wichtiges zu
tun? Oder hättest du vielleicht Lust rüberzukommen?«
»Tja, also...« Daisy zögerte. Diesen Parties
fühlte sie sich im Moment nicht wirklich gewachsen. Sie hatte schon etliche
»zwanglose« Treffen zum Mittagessen oder zum Brunch mitgemacht, die von
Filmstars oder von Leuten in der Rockmusikbranche veranstaltet wurden. Bei solchen
Anlässen wurde von vornherein sorgsam darauf geachtet, daß Journalisten sich in
diesen Kreisen wohl fühlten, daß sie sich zugehörig fühlten, damit sie sich
hinterher nicht in der Lage sahen, Gemeinheiten über die Leute zu schreiben.
Sie erinnerte sich jedoch auch daran, daß das
Essen normalerweise köstlich und sehr amerikanisch war, zum Beispiel pochierte
Spinateier oder Bagel mit Räucherlachs und Frischkäse. Im allgemeinen floß die
Bloody Mary in Strömen.
Das Tropfen des Kühlschranks war schließlich der
Auslöser, verbunden mit dem Gedanken daran, die Wasserpfütze aus dem
Gefrierfach aufzuwischen, die sich auf ihrem Küchenboden ausbreitete. Sie
schrieb die Adresse auf und war ein wenig überrascht, da es sich keinesfalls um
eine elegante Gegend handelte.
Das Haus war eine wenig ansprechende
Doppelhaushälfte in einer Sackgasse, die von der Willesden Lane abging. Das
einzige, wodurch es sich von den Nachbarhäusern abhob, war ein protzig
wirkender Sportwagen, der auf der Straße vor dem Haus geparkt war. Der
Taxifahrer stöhnte, daß er hier niemals wenden könnte, und daher gab ihm Daisy
ein außerordentlich üppiges Trinkgeld und fragte sich, wie es kam, daß
Taxifahrer es immer wieder fertigbrachten, ewige Dankbarkeit oder Schuldgefühle
in ihr auszulösen. Sie läutete an der Haustür.
Ein
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