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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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letzten Rest Vanillesauce aus
ihrem Schälchen und legte ihren Löffel hin.
    »Ich finde es erfrischend, ein Mädchen zu sehen,
das gern ißt«, sagte Cals Vater und warf den Zwillingen, die das Mittagessen
kaum angerührt und den Nachtisch abgelehnt hatten, einen bedeutungsvollen Blick
zu. Sie sahen einander an und verdrehten die Augen zur Decke. »Es freut mich sehr,
daß Sie sich uns heute anschließen konnten, Daisy«, fuhr er fort, »denn dieses
Essen war für uns etwas Besonderes, da es eine Weile dauern wird, bis wir uns
wieder alle gemeinsam an einen Tisch setzen.«
    »Ach?«
    »Ich muß morgen zurück nach Amerika«, erklärte
Cal.
    »Ach, wirklich?« sagte Daisy und bemühte sich,
auf eine unverbindliche Art und Weise interessiert zu wirken. »Für wie lange?«
    »Das steht noch nicht fest«, sagte er und strich
sich das Haar zurück. Er stand auf. »Hast du Lust, einen Spaziergang zu machen?«
    »Und was ist mit dem Spiel?« fragte ihn Desmond
besorgt. »Es ist gleich soweit.«
    »Ich sehe es mir später an«, sagte Cal.
    »Aber, Cal...« protestierte Desmond.
    »Er wird es sich später ansehen«, mischte sich
der Vater vermittelnd ein, und Desmond hielt augenblicklich den Mund.
    »Um was für ein Spiel geht es?« fragte Daisy,
als sie gemeinsam durch die Straße liefen.
    »Manchmal frage ich mich, auf welchem Planeten
du eigentlich lebst«, sagte Cal. »Es ist das Endspiel.«
    »Oh! Wenn das so ist, dann mußt du es dir
natürlich anse-hen«, protestierte Daisy. »Wirklich. Wenn du willst, sehe ich es
mir auch an...«
    Cal lächelte sie an. »Das tätest du für mich,
Daisy Rush?« fragte er in einem melodischen irischen Singsang.
    »Aber nur, weil es dein letzter Tag im Land ist«,
erwiderte sie, da sie nicht ganz so entgegenkommend erscheinen wollte.
    Er lachte in sich hinein. »Ich werde es mir
später ansehen. Aber wenn sie verlieren, dann weiß ich, wem ich die Schuld
daran geben werde. Übrigens, das bleibt doch unter uns?«
    »Herzensbrecher ißt Rinderbraten und
Streuselkuchen mit Rhabarber?« Daisy lachte. »Also, ich weiß wirklich nicht, ob
ich einen solchen Knüller für mich behalten kann...« Dann sah sie, wie sein
Gesicht lang wurde, und sie fügte hinzu: »Natürlich bleibt es unter uns...«
    »Es ist einfach nur... warum bist du nicht zu
der Filmvorführung gekommen, zu der ich dich eingeladen habe?« fragte er
plötzlich, und es klang ausgesprochen aggressiv.
    »Ach, du warst das? Das ist ganz einfach. Ich
war nicht hier...«
    »Und warum hast du mich erst heute
zurückgerufen?«
    »Ich hatte vergessen, daß du mir auf dem Band
eine Nachricht hinterlassen hast. Ich dachte, du wolltest mich wegen dieses
Interviews beschimpfen... Ich weiß es auch nicht... Warum nimmst du mich
überhaupt ins Kreuzverhör?«
    »Es kommt nur daher, daß ich seit dem Tag, als
wir uns begegnet sind, ständig an dich denke...«, platzte er heraus. »Als ich
nichts von dir gehört habe, dachte ich... und heute bist du endlich hier, und
ich habe keine Zeit mehr... ich will dich sehen...«
    »Aber du fliegst doch nach Hollywood«, sagte
Daisy, die wegen seines Ausbruchs verwirrt war. Sein Verhalten war so uncool,
so jung, so ganz und gar untypisch für einen Filmstar.
    »Komm mit mir!« sagte er und nahm energisch ihre
Hand.
    Es war der erste körperliche Kontakt, den sie
mit ihm hatte, und er schien folgenschwer zu sein. Daisy starrte die Hand an,
die ihre umklammert hielt. Es war eine angenehme trockene Hand mit einem
attraktiven männlichen Handgelenk. Sie wußte, daß sie etwas hätte sagen müssen,
doch ihr fiel nichts ein, nur daß seine Armbanduhr kurz nach drei anzeigte.
    »Am Tag des Endspiels um den Fußballpokal bin
ich um fünf nach drei durch die Kilburn High Road gelaufen und gerade an
McDonalds vorbeigekommen, als wir uns ineinander verliebt haben.« Sie stellte
sich vor, diesen Satz eines Tages auszusprechen.
    »Daisy?« fragte er sie und brach damit das
Schweigen.
    »Das ist doch albern«, sagte Daisy. »Du kennst
mich kaum, und ich kenne dich kaum. Solche Dinge passieren nicht... noch nicht
einmal im Film«, sagte sie und rechnete fast damit, daß er sich in Luft
auflösen oder »April, April!« rufen würde.
    Sie schloß die Augen, holte tief Luft und
öffnete die Augen wieder, und er war immer noch da, lief neben ihr her und sah
in seinem roten Fußballerhemd mit der Nummer 7 auf dem Rücken sehr jung und
knabenhaft aus.
    »Wie alt bist du?« fragte Daisy.
    »Dreiundzwanzig«, erwiderte er.

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