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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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rosigeren Gesicht als sonst nach Hause gekommen war, »du
könntest dich jemals in jemanden verlieben, der Roger heißt?«
    Gemma konnte sich noch genau daran erinnern.
»Nein«, hatte ihre unmißverständliche Antwort gelautet.
    »Ein gräßlicher Name, nicht wahr?« hatte Kathy
das Thema weiterverfolgt. »Glaubst du, du könntest dich jemals daran ge-wohnen
oder dir eine brauchbare Kurzform oder einen Kosenamen einfallen lassen?«
    »Nicht wirklich.«
    »Auch das noch«, sagte Kathy.
    Anschließend hatte sie von ihm ein paar Wochen
lang als »dieser Typ, den ich kennengelernt habe« gesprochen. Dann wurde er
»der gefürchtete R.«, und dann kam er eines Abends zum Essen rüber und stellte
sich Gemma als Rog vor. Gemma nahm an, das sei der Kompromiß, zu dem sich Kathy
bereit erklärt hatte.
    Danach blieb er häufig über Nacht, worüber sich
Gemma von Mal zu Mal mehr ärgerte, denn sie hatten von Anfang an gesagt, sie
wollten es vermeiden, das Haus mit einer dritten Person zu teilen. Zum Glück
hatte sie nie etwas sagen müssen, denn zu Beginn des Sommertrimesters hatten
die beiden, ganz gleich, ob es nun auf Kathys Intuition oder auf Rogs
Gemeinheit zurückzuführen war, angekündigt, sie hätten vor, in Rogers Wohnung
zusammenzuleben, und Kathy würde ausziehen, sowie Gemma eine neue Mitbewohnerin
gefunden hatte.
    Gemma wußte nicht, ob eine Spur von Eifersucht
im Spiel war oder ob sie ihn als denjenigen angesehen hatte, der ihr ihre beste
Freundin wegnahm, aber Gemma hatte sich in Rogers Gegenwart nie wirklich wohl
gefühlt, und daher stellte es eine beträchtliche Erleichterung für sie dar, daß
er erst nach Hause kam, als sie gegen Mitternacht reichlich angetrunken
aufbrach. Zur Begrüßung küßten beide die Luft neben der Wange des anderen, und
dann eilte Gemma zu dem Taxi, das schon auf sie wartete.
     
    Sie glaubte, sie würde gut schlafen, unterstützt
durch den Jetlag und die eineinhalb Flaschen Chardonnay, die sie miteinander
getrunken hatten. Als sie jedoch in dem riesigen Hotelbett lag und zu
entscheiden versuchte, was schlimmer war, das Surren der Klimaanlage oder der
Verkehrslärm bei offenem Fenster, schwirrten in Windeseile die Bilder durch
ihren Kopf, die der Abend wachgerufen hatte. Im Grunde genommen hatte sie schon
seit Jahren nicht mehr wirklich an Oxford gedacht und auch nicht an ihre Kindheit
oder an dieses Puppenhaus.
    Als sie endlich einschlief, träumte sie, sie sei
klein, sehr klein, und sie liefe über einen Perserteppich zu einer
leuchtendroten Haustür mit einem großen Messingklopfer.
     
     
     

3
     
    Sie überlegte sich, daß sie gern ein Haus mieten
wollte. Apartments waren charakteristisch für New York. Sie standen für Barfuß
im Park, für Frühstück bei Tiffany und für ihr Leben mit Boy. Sie
konnte sich nicht vorstellen, in London in einer Wohnung zu leben.
    Die glücklichste Zeit, die sie in England
verbracht hatte, waren ihre beiden letzten Jahre in Oxford gewesen, als sie in
dem kleinen Häuschen in der Boulter Street gewohnt hatte, nicht erst nach
Olivers Einzug, sondern schon vorher, als sie und Kathy das Haus gemeinsam
gemietet und es sich Stück für Stück angeeignet hatten.
    Es stand in einer keineswegs anziehenden
Sackgasse, die von St. Clements abging, und es roch schlecht. Eine alte Dame
war kurz davor dort gestorben. Ihr Neffe hatte die beiden herumgeführt. Das
ganze Haus wirkte entsetzlich braun. Wände, die seit Jahrzehnten nicht frisch
tapeziert oder gestrichen worden waren, waren braun vor Schmutz. Man konnte
unmöglich sagen, welche Farbe die Tapeten ursprünglich einmal gehabt hatten.
Die Küchenschränke waren mit einer braunen Kruste aus Bratfett überzogen, und
das Bad, das offensichtlich in den frühen siebziger Jahren modernisiert worden
war, hatte Sanitärinstallationen aus braunem Plastik und braune Kacheln mit
einem wüsten orangefarbenen Spiralmuster.
    Kathy, die in einer guten Gegend von Croydon
aufgewachsen war, rümpfte die Nase und bedeutete Gemma hinter dem Rücken des
Neffen mit panisch abwehrenden Handbewegungen und verzerrtem Gesicht, sie
wollte nichts damit zu tun haben. Aber Gemma hatte die Möglichkeiten erkannt.
Die Miete war gering. Das Haus hatte zwei Zimmer im Erdgeschoß und zwei Zimmer
im ersten Stock, was hieß, daß jede von ihnen ein Schlafzimmer und noch ein
weiteres Zimmer für sich haben konnte, und trotzdem erübrigte sich die Sorge,
daß sie eine dritte Person bräuchten, um die Kosten zu teilen, etwas, was
beiden

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