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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Kindersprache, in der sie als kleine Mädchen miteinander geredet hatten. Um
Himmels willen, Daisy war achtundzwanzig Jahre alt!
     
    Sie traf sich an der U-Bahnstation Holland Park
mit dem Makler, und sie gingen gemeinsam durch den Ladbroke Grove. Es War ein
weiterer sonniger Frühlingsabend. Die Kirschbäume standen kurz vor der Blüte. Als
sie die eleganten weißen Stuckfassaden der halbmondförmigen Straßenzüge sah,
die von der Hauptstraße abzweigten, fragte sich Gemma, ob sie den Gedanken an
eine Wohnung nicht allzu voreilig ausgeklammert hatte; doch als sie das kleine
Häuschen sah, ein Teil der umgebauten Stallungen direkt hinter der Portobello
Road, wußte sie, daß sie es gar nicht besser hätte treffen können.
    Der Besitzer war zu einem einjährigen
Studienaufenthalt nach Florenz gegangen. Er war Professor für Archäologie, und
die Wände waren mit Bücherregalen gesäumt, und dazwischen hingen gerahmte
Drucke von römischen Gemälden. Das komplette Erdgeschoß nahm ein einziger
großer, luftiger Raum ein, an dessen einem Ende zwei Sofas und ein Rollpult
standen; am anderen Ende befand sich vor einer Küchenzeile ein offener
Eßbereich mit einem Tisch, an dem sechs Leute bequem Platz fanden, im Notfall
aber auch acht Personen sitzen konnten. Die Hintertür führte auf einen
unbenutzten kleinen Hof hinaus. Oben gab es ein recht komfortables Schlafzimmer
mit einem Doppelbett und Einbauschränken hinter Jalousientüren, die sich über
eine ganze Wand zogen, ein Bad und noch ein weiteres Zimmer, das abgeschlossen
war.
    »Das ist sein Arbeitszimmer. Dort bewahrt er
seinen gesamten Kram auf. Eigentlich müßte man hier von einer Zweizimmerwohnung
reden«, sagte der Makler. »Die Miete ist sehr hoch. Der Besitzer hat sich
vorgestellt, daß jemand, der sein Haus zu würdigen weiß, den Preis bezahlt, den
er verlangt.« Ganz offensichtlich hatte der Makler ihn von dieser Vorstellung
abbringen wollen. »Bisher war das Haus nicht vermietet. Ich kann es Ihnen nur
noch für sechs Monate anbieten.« Anscheinend fand er, sie müsse wahnsinnig
sein, wenn sie auf dieses Angebot einging. »Für denselben Preis habe ich eine
wunderschöne Wohnung mit zwei Schlafzimmern im ersten Stock in der Lansdowne
Road.«
    »Aber ich bin nur eine Person«, sagte Gemma.
»Haben Sie einen Schlüssel zu dem abgeschlossenen Zimmer? Ich würde doch gern
sehen, was sich dort verbirgt, ehe ich etwas unterschreibe.«
    Der Makler kam ihrem Wunsch nach und schloß die
Tür auf. Unzählige Stapel von Büchern und Papieren kamen zum Vorschein.
    »Keine Skelette«, sagte der Makler und schloß
die Tür wieder ab, nachdem Gemma sich eingehend umgesehen hatte.
    »Ich nehme an«, sagte Gemma.
    Sie zog sofort ein, glücklich, das Hotel zu
verlassen. Bei ihrer Ankunft hatte sie es für eine gute Idee gehalten, ein
Hotelzimmer zu nehmen, doch die silbergrauen Wände und das Bonbonrosa des
Futterstoffs der Rollos in ihrem Schlafzimmer erzeugten bereits Klaustrophobie
in ihr. Die alberne Freude darüber, jeden Abend ein kleines Fläschchen Shampoo
und eine neue Wegwerfbadekappe im Bad und auf dem zurückgeschlagenen Zipfel der
Bettdecke eine einzeln abgepackte Praline in einem Schächtelchen mit dem
Aufdruck »Gute Nacht!« vorzufinden, hatte am zweiten Tag schon nachgelassen,
und sie war nicht mehr zu Luftsprüngen aufgelegt gewesen.
    Sie hatte nur sehr wenig aus New York
mitgebracht. Das Zeug in der Wohnung hatte ohnehin größtenteils Boy gehört. Ein
Schrankkoffer mit Kleidern folgte auf dem Seeweg, aber abgesehen davon, bestand
ihr Gepäck aus zwei großen Koffern und ihrer Kosmetiktasche.
    Sie kaufte Kissen, eine neue Bettdecke und weiße
Laken und Bezüge aus ägyptischer Baumwolle bei Heals, und als sie den Preis sah,
wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Sie rechnete sich aus, daß es immer noch
weniger kostete, als ihre Bettwäsche aus New York herschicken zu lassen. Aber
es tat gut, den Geruch der neuen Baumwollbettwäsche einzuatmen und in einem
jungfräulich weißen Bett zu liegen.
     
    Am nächsten Morgen erwachte sie früh, da
ungewohnte Geräusche sie aus einem traumreichen Schlaf rissen. Der Straßenmarkt
wurde aufgebaut. Sie konnte hören, wie Metallgerüste über die Straße geschleift
wurden, und die laufenden Motoren der Lastwagen, die Waren lieferten. Sie
schlüpfte in ein langes weißes T-Shirt und ging nach unten, um sich Kaffee zu
machen, und sie war so aufgeregt, daß sie sich vorkam wie ein Kind, auf das ein
neues Abenteuer

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