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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Restaurants, La Piazza, gemacht hatte. Im Kreis der Cognoscenti war das Restaurant schon bald unter dem Namen Estella ’s bekannt. Shirley
hatte nie gewußt, wie diese Beziehung wirklich aussah. Ihr war aufgefallen, daß
Tränen in seinen Augen gestanden hatten, als Stella und Bertie die Ehegelübde
gesprochen hatten, doch sie hatte es darauf zurückgeführt, daß er Südländer
war.
    Das meiste hatte sich Gemma zusammengereimt.
Shirley hatte keine Ahnung, was aus ihrem Anteil an der Korrespondenz geworden
war. Wahrscheinlich hatte Estella alles weggeworfen. Zwischen Laurie und Bertie
hatte sie so viele verschiedene Adressen gehabt. Jedenfalls glaubte sie nicht,
daß ihre Briefe einen wesentlichen Beitrag geleistet hätten. Stella hatte den
Dreh raus, einen Brief so zu schreiben, als redete sie. Shirley war es immer
schwergefallen, jedesmal etwas anderes über ihr Leben zu berichten. Soweit sie
sich erinnerte, stand in ihren Briefen immer etwas wie: »Das Wetter ist schön
hier, und das Geschäft läuft für die Jahreszeit nicht schlecht...«
    »Shirley?« sagte Gemma und holte sie aus ihren
Erinnerungen zurück. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Tja«, setzte sie an, »da ist etwas, wovon ich
erwartet habe, daß du es fragst, aber du hast es bis jetzt noch nicht getan...«
Gemma runzelte die Stirn und wartete darauf, daß sie weitersprach. »Du hast
mich noch nicht danach gefragt, was aus Estellas kleinem Jungen geworden
ist...«
    »Ich dachte, er sei adoptiert worden?« sagte
Gemma.
    »Ja, das stimmt, aber das ist doch noch lange
nicht das Ende der Geschichte, oder? Willst du denn nicht wissen, was aus eurem
Bruder geworden ist?«
    Ein Bruder. Gemma war bisher noch nicht auf den
Gedanken gekommen, in ihm einen Bruder zu sehen. Sie dachte an ihn als ein kleines
Baby. Sie sah ihn noch nicht einmal als einen Mann an, obwohl er inzwischen
einer sein mußte. Sie rechnete kurz nach. Er mußte ein Mann von über Vierzig
sein. Sie hatte einen älteren Bruder. Und er mußte etwa im selben Alter wie
Jonathan sein. So was Verrücktes! Kein Wunder, daß es Estella so verhaßt
gewesen war, Jonathan um sich zu haben.
    »Weißt du, was aus ihm geworden ist?« fragte sie
fasziniert. »Damals sind Leute doch bestimmt einfach adoptiert worden, und
damit hatte es sich, oder etwa nicht? Kinder haben doch erst in der letzten
Zeit das Recht eingeräumt bekommen, etwas über die Mutter zu erfahren, die sie
geboren hat, oder?«
    »Ja, ich glaube, dazu ist es erst in der letzten
Zeit gekommen«, sagte Shirley. »Aber ich glaube, das Gesetz bezieht sich auf
alle Altersgruppen.«
    »Was willst du damit sagen, Tante?« fragte
Gemma. Ihr Herz hatte begonnen, schneller zu schlagen.
    »Stell hat ihn zur Adoption freigegeben. Sie hat
es mir erst hinterher erzählt. Das weißt du doch?«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Gemma mit einer
Geduld, die sie nur mühsam aufbrachte.
    Sie wollte, daß ihre Tante endlich auf die
Fakten zu sprechen kam. Sie schien immer wieder Rückzieher zu machen. Gemma
konnte nicht entscheiden, ob sie sich bewußt wiederholte oder ob das Alter sie
vergessen ließ, was sie gerade gesagt hatte.
    »Ja, nun, das gehört alles der Vergangenheit
an... Ich habe nie erfahren, wer ihn adoptiert hat. Ich habe keine Fragen
gestellt. Ich habe nie wieder mit Stell darüber geredet, aber ich glaube, sie
hat es auch nicht gewußt«, plapperte Shirley drauflos. »Sie haben sich immer
bemüht, ein besseres Zuhause für die Kinder zu finden, du weißt schon, sie
wollten sie in christlichen Familien unterbringen, und nach allem, was ich
gehört habe, muß er ein wunderschönes Baby gewesen sein...« Shirleys Augen
füllten sich mit Tränen. »Danke«, sagte sie, als Gemma ihr ein
Papiertaschentuch reichte.
    »Bitte, Tante, sprich weiter«, flehte Gemma.
    Shirley holte tief Luft. »Vor ein paar Monaten
habe ich einen Brief vom Sozialamt bekommen, in dem stand, mein adoptierter
Sohn wolle Kontakt zu mir aufnehmen und mich treffen...« Sie blickte auf.
Gemmas Mund war weit aufgesperrt.
    »Man hatte mich unter unserem Mädchennamen
angeschrieben... vermutlich ist das der Name, der auf seiner Geburtsurkunde
gestanden hat. Ich habe nie erfahren, ob sie den Namen des Vaters angegeben
hat«, sagte Shirley. Sie lief wieder Gefahr, den Faden zu verlieren. »Der Brief
war an Stella gerichtet... ich habe ihn zerrissen.«
    »Warum hast du mir nichts davon erzählt?« fiel
ihr Gemma ins Wort.
    »Immer mit der Ruhe...« Shirley erstattete ihren
Bericht

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