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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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die freundschaftliche Atmosphäre,
die zwischen ihnen geherrscht hatte, wie weggeweht, und Gemma fühlte sich Ralph
sehr fern, und da sie soviel von sich preisgegeben hatte, fühlte sie sich zudem
noch angreifbar und äußerst verletzlich.
    Ralph lachte verlegen.
    »Sie ist meine Schwester, aber wir kommen
wirklich nicht gut miteinander aus. Worüber schreibt sie?« fragte Gemma und
bemühte sich, mit ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Ihre Kolumne heißt >Aus der
Vogelperspektiven Es ist gewissermaßen eine weibliche Sicht der Dinge...«
    »Welcher Dinge?«
    »Du weißt schon, das kennt man doch alles — ist
es die Qualität, die zählt, oder geht es um die Quantität?« erklärte er ein
wenig einfältig.
    Sie wünschte, sie hätte nicht gefragt.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt besser nach Hause«,
sagte sie.
    So, wie die Worte herauskamen, klangen sie gräßlich
britisch und prüde, doch sie konnte nichts dafür. Plötzlich hatte sie das
Gefühl, in dem eleganten Raum mit der hohen Decke und der erlesen schönen
Ausstattung keine Luft mehr zu bekommen.
    »Ach?« Er schien enttäuscht zu sein. Er bat um
die Rechnung und reichte dem Kellner eine goldene American Express Card.
    »Was schulde ich dir?« fragte sie und holte ihr
Portemonnaie heraus.
    »Das geht auf mich«, erwiderte Ralph. »Doch, im
Ernst. Du lädst mich das nächste Mal ein.«
    »Wenn das so ist, dann bedanke ich mich. Es war
ein netter Abend«, sagte sie und bemühte sich, höflich zu wirken.
    »Komm doch noch mit in die Bar auf einen Drink«,
schlug Ralph vor, der darauf aus war, die Intimität wiederherzustellen.
    »Nein. Ich glaube, ich sollte jetzt besser
gehen. Ich habe noch eine ganze Menge zu lesen, ehe ich meinen Job hier
antrete«, erklärte sie.
    Er hielt ein Taxi für sie an. Ein paar
bedeutsame Sekunden lang sahen sie einander an. Schließlich streckte sie ihm
die Hand hin.
    »Es war sehr nett, dich kennenzulernen«, sagte
sie.
    »Es tut mir leid, wenn das, was ich über Patrick
gesagt habe, taktlos war«, wagte er sich vor.
    »Nein, ganz und gar nicht«, antwortete sie und
schloß die Tür.
    Als das Taxi losfuhr, fiel ihr auf, daß sie die
Telefonnummern nicht ausgetauscht hatten.
     
    Sie mußte feststellen, daß sie nicht schlafen
konnte. Sie ärgerte sich über sich selbst. Warum hatte sie sich bloß so
merkwürdig benommen? Sie schien die Fähigkeit eingebüßt zu haben, mit Männern
zu flirten. Sie war wohl aus der Übung.
    Es waren Ewigkeiten vergangen, seit sie das
letzte Mal mit jemandem geschlafen hatte. Es war zu einer kurzen
Ferienbekanntschaft mit dem Deutschen in Las Vegas gekommen, aber diese Romanze
war ebenso unwirklich gewesen wie der Rest der Stadt, und vor diesem Deutschen
war Patrick vermutlich der letzte Mann gewesen.
    Sie fand die Vorstellung gräßlich, daß Patrick
über sie geredet hatte. Mit One-night-stands verhielt es sich wie mit einer
Gratismahlzeit, sagte sie sich. So etwas gab es nicht. Sie stand auf und machte
sich einen Kamillentee, doch danach fühlte sie sich nur noch wacher.
    Sie setzte sich auf das Sofa, öffnete die
Einkaufstüte und holte eines der Bücher heraus, die sie gekauft hatte. Die
Erfahrung, von Patrick auf frischer Tat ertappt worden zu sein, hatte schon jetzt
zu dem Entschluß geführt, daß die Bucheinbände, falls sie tatsächlich das
Programm umstellen würde, außerordentlich geschmackvoll und zurückhaltend
ausfallen würden.
    Sie las schnell und machte sich währenddessen
Notizen.
    Was wollen Frauen?
    Geist versus Körper
    Fesselungsspiele
    Reizwäsche?
    Ein flüchtiges Durchblättern wies auf ein
deprimierendes Übergewicht dessen hin, wovon Gemma immer angenommen hatte, es
seien männliche Phantasien. Sie stieß auf haufenweise schwarze Spitze und
Leder, und auch das Durchgeficktwerden von ganzen Horden von Männern kam nicht
zu kurz. In vielen der Geschichten schienen Schönheitsfarmen und luxuriöse
Fitneßcenter im Mittelpunkt zu stehen.
    In New York hatte es eine Phase gegeben, in der
Gemma von dem Fitneßrummel angesteckt worden war. In dem ersten Sportstudio,
das sie aufgesucht hatte, hatten die Geräte nach altem Schweiß gerochen, und
die Duschen waren überschwemmt gewesen, weil dichte Haarbüschel den Abfluß
verstopft hatten. Das Gefühl, beim Duschen bis zu den Knöcheln in einer
lauwarmen Brühe zu stehen, die weitgehend aus Seifenlauge und dem benutzten
Shampoo anderer Leute bestand, war für Gemma eine Erfahrung gewesen, der sie
absolut nichts Sinnliches abgewinnen

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