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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wirklich
interessierte oder ob er sich nur wieder einen Scherz mit ihr erlaubte. Dennoch
erzählte sie ihm, wie sie in diese Branche geraten war.
    Der Verleger ihres Vaters hatte schon immer eine
Schwäche für Gemma gehabt, und als sie während ihres letzten Jahres in Oxford
an ihn geschrieben hatte, um sich zu erkundigen, wie sie eine Karriere im
Verlagswesen in Angriff nehmen könnte, hatte er darauf geantwortet, er würde
ihr ein paar Namen nennen. Als sie ihn wenige Monate später auf der Beerdigung
ihres Vaters sah, hatte er sich freundlich bei ihr erkundigt, ob sie schon
Fortschritte gemacht hätte. Sie hatte ihm mitgeteilt, sie habe das Interesse daran
verloren, und sie wünsche sich nichts weiter, als das Land zu verlassen und so
weit wie möglich fortzugehen. Später hatte sie ihre Grobheit bedauert, doch sie
war viel zu sehr mit ihrem Kummer beschäftigt, um etwas zu unternehmen.
    Aber schon wenige Wochen später hatte er ihr
geschrieben. Er hoffe, es würde ihr nichts ausmachen, wenn er das jetzt
erwähnte, doch Larry Marx, sein ältester Freund, der in New York als Verleger
tätig war und schon mehr oder weniger in den Ruhestand überging, suchte
jemanden, der sich seiner Korrespondenz annehmen und Bücher für ihn lesen
würde. Ob sie das interessierte? Es gäbe sogar ein kleines Zimmer im Souterrain
von Larrys Haus in Brooklyn, in dem er Gemma unterbringen könnte, bis sie eine
Unterkunft fände, die ihr genehm war.
    Es war, als sei ihr wie durch Zauberhand ein
Wunsch erfüllt worden. Sechs Wochen später lebte sie in New York und hatte
einen Job, für den sie sich begeisterte. Sie war schnell zur Sekretärin des
Cheflektors in Marxs Verlagshaus aufgerückt und hatte sich eine eigene Wohnung
in Manhattan gemietet. Etwa zwei Jahre später war sie Lektorin geworden.
    »Das war wirklich köstlich«, sagte sie, als die
Teller abserviert wurden, denn sie war besorgt, sie könnte für seinen Geschmack
vielleicht zuviel reden.
    »Das Essen schmeckt prima, aber es ist Gift für
die Zahnhygiene«, erwiderte Ralph und beugte sich verschwörerisch über den
Tisch. »Ehe dieser Augenblick ungenützt vorübergeht, muß ich dir sagen, daß du
ein Bröckchen Spinat auf dem mittleren linken Schneidezahn hast. Wie steht es
mit mir?«
    Er grinste sie an und entblößte dabei sämtliche
Zähne. Es waren schöne, ebenmäßige Zähne. Ganz weiß, und ohne jede Spur von
Grün. Sie paßten gewissermaßen zu seinem etwas gehobenen Durchschnittsgesicht.
Er hatte Sommersprossen und gelocktes rotes Haar, das eher lang und an der
Seite gescheitelt war.
    »Und jetzt, Gemma«, sagte er, als sie zurückkam,
nachdem sie sich mit dem Finger die Zähne gereinigt und von der großen Auswahl
an Parfümflaschen im Vorraum der Damentoilette einen Spritzer Chanel No. 19
aufgesprüht hatte, »erzähl mir mehr über dich.«
    »Damit du es für einen Roman verwenden kannst?«
fragte sie im Scherz.
    »Oh, nein, ich schreibe nämlich nur über
Masturbation und konfuse Sexualität«, sagte er lächelnd.
    »Ich habe dir doch gerade schon alles erzählt«,
sagte sie.
    »Nein, du hast über deinen Job gesprochen«,
sagte er, »aber du hast mir so gut wie nichts über dich selbst erzählt. Wo
treibt sich zum Beispiel dein Ehemann heute abend rum?«
    Die Selbstverständlichkeit, mit der er diese
Frage stellte, warf sie aus dem Gleichgewicht. Ihre Augen füllten sich sofort
mit Tränen.
    »He, entschuldige, bitte.« Ralph schien bestürzt
zu sein. »Ich hatte keine Ahnung, daß das ein heikles Thema ist. Es ist nur
einfach so, daß Patrick gesagt hat...«
    »Was hat Patrick gesagt?« fragte sie kühl und
beruhigte sich wieder. »Und wann?«
    »Als er gemeinsam mit dir reingekommen ist«,
stammelte er. »Als du deinen Mantel abgegeben hast, hat Patrick erwähnt, du
hättest ein echt cooles Arrangement mit deinem Mann...«
    »Oh, ich kann mir genau vorstellen, was Patrick
gesagt hat. War das der Grund für die Einladung zum Abendessen?«
    »Nein«, erwiderte er bedächtig. »Ich glaube
nicht.«
    Die Einschränkung war zumindest ehrlich.
    »Ich nehme an«, sagte sie, jedoch jetzt schon weniger
feindselig, »Patrick hat dir erzählt, ich hätte eine ganz irre, offene
Beziehung laufen.«
    Sie erinnerte sich noch an Patrick an jenem
Abend. Es war sein erster Besuch in New York gewesen. In seinen Augen war alles
wunderbar hektisch, anders als gewohnt und cool gewesen. Sie konnte seine
Aufregung verstehen. Genau dasselbe hatte sie empfunden, als sie in der

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