Es gibt kein nächstes Mal
sich, sie sei noch nie
glücklicher gewesen.
Als sie aufwachte, packte Kathy gerade die
Essensreste ein. »Ich muß jetzt wieder nach Hause und Weiterarbeiten. Roger
wird mich zurückstaken. Euch macht es doch nichts aus, zu laufen?«
»Wo sind die beiden anderen?« fragte Gemma, als
sie sich aufsetzte und sich den Schlaf aus den Augen rieb.
»Sie haben beschlossen, einen Spaziergang zu
machen«, sagte Kathy schroff. Sie war so kurz angebunden, daß Gemma sich
fragte, ob etwas vorgefallen war, was sie beleidigt hatte.
In dem Moment hörten sie, wie Daisys
unverwechselbares Gelächter durch die Bäume hallte. »Ich habe dir doch gleich
gesagt, daß das die richtige Richtung ist. Komm schon. Wir laufen um die
Wette.«
Sie tauchte rennend zwischen den Sträuchern auf,
und Oliver folgte dicht hinter ihr. An Daisys Kleid klebten stachelige Halme,
und etliche der winzigen Perlmuttknöpfe, mit denen es vorn geschlossen war,
standen offen. Sie sprang auf die karierte Schottendecke, die Kathy gerade
zusammenfalten wollte, brach lachend darauf zusammen und schnappte nach Luft.
Gemma, die ihre Schwester schon oft so erlebt
hatte, mußte unwillkürlich mitlachen, obgleich es sie überraschte und auch
begeisterte, daß Oliver sich so kindisch benahm.
»Ich bin hingefallen und habe mir das Knie
aufgeschürft«, sagte Daisy und zeigte Gemma die Wunde.
»Das ist doch nur ein Kratzer«, versicherte ihr
Gemma und reichte ihr eine Papierserviette.
»Also, wir machen uns dann auf den Weg«, sagte
Kathy und nahm den Picknickkorb. »Roger?«
»Aye, aye, Captain«, sagte er gutgelaunt.
Als sie um die Flußbiegung verschwunden waren,
sagte Daisy, die ihnen nachgewunken hatte: »Und was jetzt?«
Gemma sah Oliver an und wartete auf eine
Eingebung.
»Oh, ich glaube, das einzig Vernünftige, was wir
jetzt tun können«, sagte Oliver ernst, »ist, noch viel mehr zu trinken.« Er sah
Gemma an und zwinkerte ihr zu.
Daisy quietschte vor Vergnügen.
Auf dem Rückweg durch die Magdalenfelder hängte
Daisy sich bei Gemma ein, und es erschien völlig normal, daß Oliver sich bei
ihr unterhakte.
Später, als sie alle im Garten der Turf Tavern
saßen und Daisy Oliver spielerisch auf den Arm schlug, damit er aufhörte, sie
zu necken, reagierte er mit einem zarten Klaps, auf den gleich darauf ein Kuß
auf Daisys Nase folgte, um ihr zu zeigen, daß er es nicht so gemeint hatte.
Selbst in dem Moment hatte Gemma die Signale noch nicht begriffen. Sie fühlte
lediglich eine grandiose und berauschende Euphorie, weil sie die Prüfungen
hinter sich hatte und mit den beiden Menschen zusammen war, die sie mehr als
alle anderen Menschen auf Erden liebte.
Wesentlich später ließ sie die beiden im Wohnzimmer
allein. Dort tranken sie dunklen Rum, den Oliver in seinem Zimmer versteckt
hatte. Gemma konnte die Augen einfach nicht mehr offenhalten.
Als sie am nächsten Morgen wach wurde, erschien
es ihr sehr ruhig im Haus. Sie schälte sich aus den tristen Kleidungsstücken,
die sie am Vorabend nicht mehr ausgezogen hatte, weil sie einfach zu erschöpft
gewesen war, und dann zog sie den Frotteebademantel an und ließ sich ein heißes
Bad einlaufen. Anschließend ging sie nach unten und schlich leise an der Tür zum
hinteren Zimmer vorbei, um ihre Schwester nicht zu wecken. Daisy schlief
gewöhnlich bis um die Mittagszeit wie ein Stein, was hieß, daß ihr noch etliche
Stunden allein mit Oliver blieben. Sie kochte eine Kanne Tee und schenkte einen
Becher für ihn ein, ehe sie im Flurspiegel ihr Gesicht kritisch überprüfte, und
dann schlich sie sich auf Zehenspitzen wieder nach oben und klopfte, bebend vor
Erregung und Nervosität, an seine Tür.
Sie hörte sein gewohntes mürrisches Nuscheln und
lächelte. Dann holte sie tief Luft, um Mut zu fassen, ehe sie behutsam seine
Tür aufstieß.
Ihr erster Gedanke war, daß er mit einem Kissen
im Arm schlief, doch dann bewegte sich das Kissen, und Daisy setzte sich auf
und zog das Laken hoch, um ihre vollen Brüste zu bedecken.
»Hallo, Biskuit!« sagte sie und streckte die
Hände aus, um den dampfenden Becher entgegenzunehmen. »Ist es nicht wunderbar?
Lol und ich sind verliebt!«
Teil II
8
»ALTERNATIVEN IN DER LIEBE...« tippte Daisy. »Fünf
Frauen unterhalten sich mit Daisy Rush über das Leben und die Liebe mit
dreißig...«
Es war ein reichlich banaler Artikel, dachte
Daisy, sogar an ihren eigenen Maßstäben gemessen. Sie hatte sich tatsächlich
die Mühe gemacht, fünf Frauen in
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