Es gibt kein nächstes Mal
recht
zufrieden zu sein. Er sagte, er würde sich sehr bald bei ihr melden.
Als sie das Haus in der Boulter Street erreichte
und sah, daß das Fenster des vorderen Zimmers einen Spalt weit offenstand,
kletterte Daisy über die Blumenkästen und warf dabei versehentlich einen der
Kästen hinunter, und in einer Woge von Erde wirbelten die gelben und weißen
Blumen auf, als er auf den betonierten Vorplatz prallte. Sowie sie in das Haus
eingestiegen war, ging sie in den Flur und öffnete die Haustür, um ihre
Leinentasche zu holen, die sie draußen stehenlassen hatte, und bei der
Gelegenheit stand sie plötzlich von Angesicht zu Angesicht einem Mann
gegenüber, der einen halben Liter Milch in der einen und einen Schlüssel in der
anderen Hand hielt.
»Wer bist du?« fragte sie ihn.
»Ich bin Oliver«, erwiderte er und unterdrückte
seine Belustigung. »Ich wohne hier. Und wer bist du?«
»O Merde !« Daisy verzog das Gesicht. »Ich
bin Daisy. Willst du nicht reinkommen?«
Als Gemma an jenem Nachmittag mit einem
Freudensprung aus den abschreckenden grauen Portalen des Collegegebäudes
auftauchte und auf die sonnige High Street trat, suchte sie in der Menschenmenge
nach einem wunderschönen Gesicht mit dunklen Augen und langen Locken. Zwei
dieser Gesichter begrüßten sie draußen.
»Hier, Gem!« schrie Daisy und schüttelte die
Magnumflasche Champagner, die sie von Berties Geld erstanden hatte, und wie der
Sieger eines Autorennens besprühte sie die Leute, die um sie herumstanden, mit
dem Champagner. Oliver wurde klatschnaß und hatte offensichtlich seinen Spaß
daran. Die beiden schienen so zwanglos miteinander umzugehen, daß es einen
Moment dauerte, bis Gemma wieder einfiel, daß sie einander noch nie begegnet
waren.
Zwischen zahlreichen Küssen und Umarmungen
fragte sie Daisy, wie es kam, daß sie und Oliver gemeinsam hier erschienen
waren.
»Ich habe meinen Kram in der Boulter Street
abgestellt, und in dem Moment ist Lol zum Glück gerade vom Einkäufen
zurückgekommen.«
»Lol?«
»Findest du nicht, daß das gut zu ihm paßt? Er
ist so groß und irgendwie schlapprig. Wir haben im Hof gesessen. Trink einen
Schluck«, sagte sie und hielt Gemma die Magnumflasche hin. »Ich habe schon reichlich
viel getrunken. Lol hat auch eine Flasche für dich gekauft, aber die haben wir
bereits geleert!« sagte sie lachend.
»Aber wann bist du überhaupt zurückgekommen?«
Die Erleichterung darüber, die Prüfungen hinter
sich zu haben, die Sonne, Daisys unerwartetes Auftauchen — all das verwirrte
Gemma reichlich.
»Gestern abend. Ich bin eine Woche früher nach
Hause gekommen, damit ich heute bei dir sein kann. Beeindruckt dich das denn
gar nicht?«
»Bist du schon zu Hause gewesen?«
»Ja sicher, aber nur kurz.«
»Wie geht es Dad?«
»Es scheint ihm gutzugehen«, erwiderte Daisy
munter. »Oh, sieh mal, da kommt Kathy!«
Kathy war in heller Aufregung. Sie schob ihr
Fahrrad durch die Menschenmenge, und ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet.
»Es tut mir leid, daß ich zu spät komme«,
keuchte sie. »Oh, hallo, Daisy, du siehst gut aus. Wie war es in Frankreich?
... Roger hat diesen Stakkahn für fünf Uhr bekommen, und er ist zum Bootshaus
runtergegangen, damit sie ihn nicht an jemand anderen vergeben. Wir müssen uns
beeilen. Roger hat das Essen schon mitgenommen.«
Gemmas Herz sank ein wenig. Sie wünschte, sie
hätte nicht Roger die Organisation ihrer Feier überlassen. Jetzt würden sie
alle für den Rest des Tages tun müssen, was er sagte. Oliver hatte ohnehin
schon keinerlei Gemeinsamkeiten mit Roger, und da Daisy jetzt auch noch hier
war, würde sie bestimmt jemanden vor den Kopf stoßen.
Von der Magdalen Bridge fuhren sie auf dem Kahn
stromabwärts zum Fluß. Nach dem Gedränge in der High Street wirkten der kühle
Schatten der hohen Bäume, deren Wipfel ein wenig in der sanften Brise
rauschten, und das Schwappen des Wassers gegen den Kahn einschläfernd. Sie
fanden einen unbefahrenen Bach, und dort aßen sie Schweinefleischpasteten und
Erdbeeren und tranken aus Plastikbechern Champagner. Roger und Lol, beide
Juristen, hatten ihre Abschlußprüfungen schon in der vergangenen Woche gehabt.
Kathys Examen würde in wenigen Tagen beginnen.
Alle schienen friedfertig zu sein, als hätten
die Sonne und der Champagner ihre scharfen Kanten abgeschliffen. Gemma lehnte
sich zurück und blickte durch das Laub zu dem oszillierenden Muster des blauen
Himmels auf, und kurz bevor sie eindöste, sagte sie
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