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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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der Kulisse entfernen. Sie setzte
sich auf einen Klappstuhl in den Seitenkulissen und beobachtete, wie sie die
nächste Szene miteinander durchsprachen. Costelloe stand mit dem Rücken zu ihr,
und das gab ihr die Möglichkeit, Notizen über seinen Hintern zu machen.
    »Kleiner als erwartet, wie alles andere an ihm
auch«, schrieb sie. »Gute Muskulatur, die sich durch einen silbernen
Astronautenanzug deutlich abzeichnet.« Costelloe trug eine Art
mittelalterliches Kostüm, ein kurzes Wams über Strumpfhosen und dazu kniehohe
Stiefel mit weichen Stulpen. Seine Aufmachung unterschied sich nur durch das
Material, aus dem die Kleidungsstücke hergestellt waren, von der eines
herkömmlichen Robin-Hood-Darstellers: sehr dünnes silbergraues Leder oder
etwas, was so wirkte. Sie fand, daß er eher wie ein Ballettänzer und nicht wie
ein Zukunftsheld aussah.
    Plötzlich füllte sich die Kulisse mit Menschen,
und als der Regisseur: »Action!« rief, rannten sie alle los, schrien und
kämpften miteinander. Eine Sekunde lang verschwand Costelloe in der Menge, doch
als der Tumult sich legte, blickte er zum zweiten Stock des Gebäudes auf, in
dem die Burgerbar untergebracht war. Dort stand Antoinette da Souza, die die
weibliche Hauptrolle spielte.
    »Schnitt!« rief der Regisseur.
    Sie wiederholten die komplette Szene. Dann rief
der Regisseur: »Zehn Minuten«, und Daisy nahm wahr, daß der PR-Mann sie
heranwinkte, damit sie das Interview weiterführen konnte. Schweißperlen standen
auf Costelloes Schläfen.
    »Verraten Sie mir bloß nichts«, sagte Daisy.
»Das soll die Balkonszene werden.«
    »Wie haben Sie das erraten?« erwiderte
Costelloe. Dann wischte er sich mit dem Ärmel die Stirn ab und lächelte sie an
Die Erschöpfung, die aus seiner Stimme herauszuhören war verriet zum ersten
Mal, wie albern auch er diese ganze Geschichte fand.
    »Was hat Sie an dieser Rolle gereizt?« fragte
sie in der Hoffnung, aus seinem leisen Unbehagen Kapital zu schlagen.
    »Tja, also«, erwiderte Costelloe, »ich könnte
Ihnen jetzt erzählen, was für eine tolle Rolle das ist, oder ich könnte sagen,
ich hätte dringend eine Hauptrolle in einem Liebesfilm gebraucht, nachdem ich
in meinen ersten beiden Filmen den Schurken gespielt habe, aber ich könnte
vermutlich auch sagen, daß die Kohle verflucht unwiderstehlich war.«
    Daisy lachte und schrieb seine Antwort
pflichtbewußt auf. Sie eignete sich gut zum Zitieren, und doch haftete ihr die
routinierte Lässigkeit eines prägnanten Spruchs für die Presse an, der schon
häufig breitgewalzt worden war.
    Der Regisseur kam wieder auf sie zu. Daisy
schlich sich zu ihrem Stuhl zurück. Es lief gar nicht gut. Sie konnte nichts
aus ihm herausholen, was er nicht jedem anderen Journalisten auch vorgesetzt
hätte. Aus dem, was sie bereits hatte, ließen sich mühelos achthundert Wörter
fabrizieren, doch für ein Tiefeninterview von zweitausend Wörtern brauchte sie
weitaus mehr.
    Sie drehten gerade die erste Szene. Daisy
begriff, daß sie an einem Tag gekommen war, an dem nur Massenszenen abgedreht
wurden. Und sie hätte gern gesehen, wie er die Balkonszene bewältigte. Als er
zurückkam, fragte sie ihn, ob er diese schon hinter sich hatte.
    »Oh, ja. Die haben wir schon vor etwa zwei
Wochen gedreht. Vielleicht würden Sie sich gern die Schnellkopien ansehen?« bot
er ihr an. Daisy sagte, das wäre ihr sehr lieb.
    Sie sah sich ihre Notizen an. Sie mußte ihn
unbedingt nach seinem Liebesleben fragen, aber sie hatte das Gefühl, das ließe
sich einfach nicht machen, wenn so viele Leute umherliefen. Er hatte mit einer
wesentlich älteren amerikanischen Schauspielerin eine Affäre gehabt, die erst
kürzlich in die Brüche gegangen war. Darüber war viel geschrieben worden. Ihr
schwirrte der Kopf, weil sie sich etwas dazu einfallen lassen mußte, in welcher
Form sie diese Fragen stellen könnte, doch dann merkte sie, daß er mit ihr
sprach.
    »Hören Sie, ich bin für heute fertig«, sagte er
gerade. »Was halten Sie davon, wenn ich mich umziehe, und dann gehen wir und
schauen mal, wo wir eine Tasse Kaffee auftreiben?«
    »Prima«, sagte sie.
    Als er zurückkam, trug er schwarze Jeans und
eine schwarze Motorradfahrerjacke. Darin sah er wesentlich irdischer aus, und
er war sehr attraktiv.
    Das Taxi setzte sie vor dem Coliseum ab, und
Daisy eilte mit ihm in eine schmale Gasse, die von der Hauptstraße abbog und
Brydges Place hieß.
    »Wohin führst du mich?« scherzte Costelloe, als
er über eine Urinpfütze

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