Es gibt kein nächstes Mal
man dort gerade am Layout eines
Interviews mit einem weiblichen Sexsymbol aus Hollywood saß, und sie hatte dem
Layouter über die Schulter gesehen und einen Teil des Texts gelesen.
Als Patrick, der Herausgeber, zu dem monatlichen
Treffen erschienen war, hatte Daisy zu ihm gesagt: »Kommt ihr mit dieser Form
von unverhohlenem Sexismus tatsächlich durch? Ich meine, in diesem Interview
geht es doch weniger um die Befragte als um die Phantasien, die ihr Hintern bei
dem Journalisten auslöst.«
»Er macht seine Sache wirklich gut, findest du
nicht auch?« hatte Patrick darauf geantwortet. »Wir hatten enorme Reaktionen
auf den Artikel, den er für die Februarausgabe geschrieben hat, über den Typ
Mieze, der intelligente Männer anmacht.«
»Und worin zeigt sich die Intelligenz?« fragte
Daisy. »Ich meine, was hieltest du davon, wenn ich einen Artikel über den
Hintern von Daniel Day Lewis schriebe oder mich darüber ausließe, wie feucht
mein Höschen war, als er mit mir geredet hat?«
»Tätest du das wirklich?« erwiderte Patrick.
»Das wäre ja phantastisch. Wen würdest du dir gern vornehmen?«
»Sei nicht albern...«
»Weißt du was? Im Juni haben wir Cal Costelloe
auf dem Titelblatt. Ich wollte tolle Aufnahmen von ihm machen lassen, aber laß
uns ruhig auch ein Interview mit ihm bringen.«
»Also...« Es war schon lange her, daß Daisy das
letzte Mal ein Interview gemacht hatte, und sie glaubte nicht, daß sie Skrupel
hätte, Costelloe in die Pfanne zu hauen. Sie erinnerte sich, daß er einmal
gesagt hatte, Frauen hätten keinen Sinn für Humor, wenn es um sexuelle
Belästigung ginge, und auf Fotos wirkte er immer so verdammt zufrieden mit sich
selbst.
»Also gut«, hatte sie eingewilligt und somit die
Herausforderung angenommen.
Cal Costelloe war wesentlich schmächtiger, als
sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war kaum größer als sie. Er sah auf eine
typisch irische Art gut aus — blaue Augen, hellbraunes Haar und ein strahlendes
Lächeln, das sehr sexy war — , und sie mußte zugeben, daß sie ihn
außerordentlich attraktiv fand. Als er ihr die Hand drückte und äußerst intim
in ihre Augen sah, spürte sie zu ihrem Entsetzen, daß sie errötete. Er bedachte
sie mit diesem Lächeln, das sein Markenzeichen war, nämlich reiner Sex, gepaart
mit Arroganz, und sie wußte, daß er es gewöhnt war, diese Wirkung auf Frauen
auszuüben. Wahrscheinlich brachte er Stunden damit zu, dieses Lächeln
einzustudieren. Er hatte sich das Haar für diesen Film länger wachsen lassen,
und heufarbene Strähnen waren hineingefärbt worden. Daisy beschwor das Bild vor
sich herauf, wie er mit einem Igelkamm aus Alufolie auf einem Friseurstuhl saß.
Sofort hatte sie das Gefühl, ihre Selbstbeherrschung wiedergefunden zu haben.
Der PR-Mann sagte, viel Zeit hätten sie nicht
und sie würde versuchen müssen, in den Pausen zwischen den einzelnen Aufnahmen
ihren Kram hinzukriegen.
»Was? In den Kulissen? Im Stehen?« sagte Daisy.
Der PR-Mann tauschte einen Blick mit Cal aus, und beide lächelten vielsagend.
»Ich meinte im Stehen und nicht im Sitzen«,
sagte Daisy, doch die beiden grinsten daraufhin nur noch breiter. »Also gut«,
fügte sie hinzu und bemühte sich, die Fassung wiederzuerlangen.
Sie begriff, daß man von ihr erwartete, sie
solle jetzt sofort mit dem Interview beginnen.
»Brauchen Sie dafür wirklich einen Bodyguard?«
fragte sie und sah Costelloe direkt ins Gesicht.
Mit einer Spur von Verlegenheit schickte er den
PR-Mann fort.
»Na denn«, sagte Daisy, »fangen wir doch einfach
vorn an. Von da, wo Sie herkommen, haben Sie es ganz schön weit gebracht, nicht
wahr?« Sie beschrieb mit einer Geste die Filmkulissen.
»Wenn Sie es genau wissen wollen, ich bin in
Kilburn geboren«, sagte Cal. »Ich würde sagen, mehr als zehn Meilen sind das
nicht.«
»Eine reichlich klugscheißerische Antwort«,
erwiderte Daisy-»Sind Sie mit dieser Art von Humor schon geboren worden, oder
rührt das vom Medientraining her?«
Sie bemühte sich, so ungerührt wie möglich und
alles andere als belustigt zu wirken, und ihr fiel auf, daß er sein Gewicht
voller Unbehagen von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Eins zu eins.
Hiermit hätten wir gleichgezogen, dachte sie.
Es war ihr gelungen, ihn zu fragen, wie er den
Sprung geschafft hatte von einer kleinen Nebenrolle als Teenageridol in einer
Soap-Opera für das Fernsehen zum Hollywoodschauspieler, ehe der Regisseur auf
sie zukam und anordnete, sie solle sich aus
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