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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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stieg. »Willst du mit mir eine Führung durch Dickens’
London machen?«
    »Du wirst es gleich sehen.« Daisy blieb vor
einer nicht weiter gekennzeichneten Tür stehen und drückte auf die Klingel ohne
Klingelschild.
    »Hallo?« sagte eine Stimme.
    »Hallo«, sagte Daisy. Ein Surrer wurde
bestätigt, und die Tür ging auf.
    Costelloe folgte ihr auf einer wackligen Treppe
in den ersten Stock und dort in einen Raum, der wie ein privates Wohnzimmer wirkte.
Etliche schmuddelige, aber bequeme Sofas standen herum.
    »Willkommen in meinem Club«, sagte Daisy.
    »Ich dachte schon, wir seien in einer
Privatwohnung!« sagte Costelloe. »Hübsch hier.«
    »Was hättest du gern?« fragte Daisy, die sich darüber
freute, daß er beeindruckt war. Sie bedeutete ihm, sich auf eines der Sofas zu
setzen.
    »Ach, ich glaube, ich hätte gern Champagner.
Wenn du Lust hast, kannst du mich ruhig zur Arbeiterklasse zählen, aber ich
kann einfach nicht genug von diesem Zeug bekommen«, sagte er in einem
aufgesetzten tuntigen Tonfall.
    Einen Moment lang dachte Daisy: »O mein Gott, er
ist schwul«, und eine Woge der Enttäuschung schwappte über sie hinweg. Der Six-Pack -Leser
war nicht schwul. Der Six-Pack- Leser war ein vitaler Hetero. Wie sollte
sie daraus bloß einen Artikel machen?
    »Hast du was dagegen, wenn ich den laufen
lasse?« fragte sie und zog einen Kassettenrecorder aus ihrer Handtasche, um ihn
auf den niedrigen Tisch zu stellen, vor dem sie saßen.
    »Ach! Willst du etwa mit dem Interview
weitermachen?« jammerte er. »Und dabei habe ich gerade erst angefangen, mich zu
amüsieren!«
    Er war nicht schwul. Sie konnte es daran
erkennen, wie er sie ansah. Sie hatte ihre Jeansjacke ausgezogen. Der
fliederfarbene Leinenhänger war nicht gerade ideal, um sich darin auf eine
niedrige Couch zu setzen. Das Kleid war kurz, knitterte schnell und wirkte im
Sitzen noch kürzer.
    Daisy hatte zwar in den letzten Monaten
abgenommen, doch ihr Körper wies immer noch die typisch weiblichen Rundungen
auf, die sie schon mit zwölf Jahren gehabt hatte. Sie sehnte sich nach einer
flachen Brust und einem flachen Hintern, doch sie wußte selbst, daß sich das
ohne radikale chirurgische Eingriffe niemals machen ließe. Manchmal beging sie
den Fehler, Kleidungsstücke zu kaufen, die für weniger üppige Frauen entworfen
worden waren, wie zum Beispiel diesen fliederfarbenen Hänger, dem sie wegen der
Farbe einfach nicht hatte widerstehen können, aber sie wußte, daß das Kleid
nach einem langen Tag, wenn sie sich ein paarmal darin hingesetzt hatte,
reichlich zerknittert war und sie ein wenig nuttig aussehen ließ.
    »Warum erzählst du mir nicht ein paar Dinge, die
du bisher noch keinem anderen Journalisten verraten hast, und dann sehen wir
weiter«, sagte sie kokett. Vielleicht, sagte sie sich, um rationale Gründe für
ihr Verhalten zu finden, sollte sie den Artikel so aufziehen, als hätte sie ein
Rendezvous mit ihm.
    »Deine Augen sind violett«, flüsterte er. »Also,
das habe ich bisher noch zu keiner Journalistin gesagt. Tut mir leid«, sagte
er, um seine Bemerkung zurückzunehmen, als er einen Ausdruck von Mißbilligung
über ihr Gesicht huschen sah, nachdem er gerade noch geglaubt hatte, sie würde
allmählich lockerer.
    »Was war mit Eliza Beth Jacobs?« fragte sie.
    »Wir hatten unseren Spaß. Und dann...«
    »Dann hattest du die Nase voll?«
    »Gewissermaßen.«
    »Oder hast du dich einfach in ein Mauseloch
verkrochen?«
    »Schon möglich.«
    Komm schon, sagte sich Daisy. Sag dir, daß du
ein Rendezvous mit ihm hast. Was würdest du ihn fragen, wenn du privat mit ihm
verabredet wärst?
    »Wie denkst du über die Ehe?« Das war so
ziemlich die letzte Frage, die sie ihm privat gestellt hätte.
    »Ich halte viel davon«, erwiderte Costelloe.
»Meine Eltern sind sehr glücklich verheiratet, und ich habe einen Bruder und
drei Schwestern. Dasselbe hätte ich auch gern, mit dem richtigen Menschen. Das
habe ich übrigens noch keiner anderen Journalistin erzählt«, sagte er und
beugte sich zu ihr vor.
    »Du hättest gern fünf Kinder?« fragte Daisy.
    »Ja. Oder jedenfalls mehrere.«
    Woher kam bloß dieser Hang zu Kindern, den die
Männer derzeit zu haben schienen? fragte sich Daisy. Lol versuchte ständig, sie
zu überreden, sie sollten allmählich anfangen, Kinder zu bekommen, und jetzt
behauptete ein Sexsymbol von Mitte Zwanzig, sich ein halbes Dutzend Kinder zu
wünschen. Hatten sie alle zu viele Werbespots für Rasierschaum gesehen, in
denen

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