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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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extremere Witterungen akklimatisieren. Unter diesen Pessimisten tat sich Miss Francis, die aus der wohlverdienten Vergessenheit hervortrat, mit besonderer Hysterie hervor. Sie prophezeite neue plötzliche und schnelle Angriffe des Grases und verlangte, daß die gleichen Geldsummen und die gleiche Mühe, die im letzten Krieg aufgebracht worden waren, jetzt zum Kampf gegen das Gras eingesetzt wurden. Als seien die Steuern nicht schon ohnehin unverschämt hoch.
    Gut beraten von hochgestellten Persönlichkeiten, ignorierten die Amtsträger ihre mäkeligen Zudringlichkeiten. Mit dem Gras beschäftigte sich jetzt ein ständiges Gremium, die Bundeskatastrophenkommission. Diese Gruppe hatte die ersten sechs Monate ihres Daseins damit verbracht, ihren Zuständigkeitsbereich, der ebenso wie das Gras, durch welches das Gremium entstand, zu wuchern schien, zu definieren und zu sichern; in den folgenden sechs Monaten stritten sie sich mit der Bundeshandelsaufsicht über sofort vollziehbare Verfügungen gegen Firmen, die Anspielungen auf das Gras auf den Verpackungen ihrer Produkte benutzten und  damit den Eindruck erweckten, diese seien so robust oder so weit verbreitet wie das Gras selbst. Die Katastrophenkommission hatte keine prinzipiellen Einwände gegen diese Verfügung, ihre Mitglieder glaubten nur, sie hätte von ihren ordnenden Händen unterschrieben werden müssen.
    Aber mit dem Ende des Kriegs belebte ein neuer Geist die ehrenwerten Mitglieder der Kommission, und als Symbol neu erweckter Energie erließen sie eine strenge Verfügung, daß Gruppen, die in der Anti-Gramineenforschung tätig waren, ihre Kenntnisse nicht vereinigen durften; denn Wettbewerb, so argumentierte die Kommission in ihrem Siebenundsechzig-Seiten-Erlaß, spornte die Begeisterung an, und die Rivalität zwischen den Forschern würde um so eher eine Lösung hervorbringen. Nachdem sie diesen Erlaß von grundlegender Bedeutung verabschiedet hatten, wandten sie ihre Aufmerksamkeit der Frage zu, warum das Gras langsamer vordrang; es ging darum, ob diese Erscheinung von Dauer oder nur vorübergehend sei und ob man aus seiner momentanen Trägheit irgendeinen Nutzen ziehen konnte. Als eine Art Nebenprojekt – vielleicht um die Bandbreite ihrer Kompetenz aufzuzeigen – regten sie auch eine Studie darüber an, das Versagen der Kriegs-Sprühaktion in der Steppe, verglichen mit der ursprünglich zu erfolgreichen Grasbehandlung in Kalifornien, zu ergründen. Sie planten eine Zusammenstellung ihrer Erkenntnisse, die nach vorsichtigen Schätzungen einhundertundsiebenundvierzig Bände umfassen und das grundlegende Werk für alle Versuche werden sollte, die sich mit dem Problem der Bekämpfung des Grases beschäftigen; und als bedeutende Figur, die zu dem Thema einige Erfahrungen aus erster Hand hatte, baten sie mich, auf eigene Kosten die neuesten Vorposten des Unkrauts in Augenschein zu nehmen und ihnen meine Beobachtungen freundlicherweise mitzuteilen. Ich hatte gegen den Vorschlag nichts einzuwenden, denn die Autorität der Kommission würde mir Bereiche erschließen, die gewöhnlichen Bürgern verschlossen waren, und ich spielte bereits mit der Idee, das Teufelsgras möglicherweise als Zutat zu unseren Nahrungsprodukten zu verwenden.
     
    48.
     
    Da George Thario auf vielfache Weise gezeigt hatte, daß er mit seiner Tätigkeit überanstrengt war und Urlaub brauchte, beschloß ich, ihn mitzunehmen. Außerdem würde seine Beteiligung in einem so frühen Stadium seine Verwendbarkeit steigern, falls aus dem Gedanken, das Unkraut als billigen Rohstoff einzusetzen, irgend etwas wurde. Bevor wir ausrückten, las ich Berichte der Beobachter und war beunruhigt, als ich feststellte, daß in allen neuen Auswüchse am Rande des grünen Gletschers erwähnt wurden. Ich beschloß, keine Zeit zu verlieren, und wir starteten in meinem Privatflugzeug zu einer Berghütte, die ein Geschäftsfreund mir angeboten hatte. Hier widmeten Joe und ich uns in den nächsten Wochen der Beobachtung des Grases; nur das Telefon hielt mich mit meinen vielfältigen Unternehmungen in Kontakt.
    Um genau zu sein, blieb die Beobachtung des Grases hauptsächlich meine Angelegenheit, denn George Tharios Vorstellung über das Sammeln von Informationen unterschied sich radikal von der meinen – und, da bin ich sicher, von der fast jeden anderen intelligenten Menschen. Irgendwie erinnerte er mich an den Kameramann Slafe und dessen selbstverlorenes Desinteresse für alles, das nichts mit dem Gras zu tun

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