Es grünt so grün
der Dankbarkeit wurde es zum Nationalpark erklärt. Die Rationierungen wurden gelockert und viele Industriezweige vernünftigerweise wieder in Privateigentum überführt. Der gute Uncle Sam war schließlich doch unschlagbar.
Doch während die Amerikaner in Jubel ausbrachen, wurden die Russen von tiefster Niedergeschlagenheit erfaßt. An erhebliche Menschenverluste in Kriegszeiten gewohnt, hatten sie die Nachrichten zuerst mit stoischer Gelassenheit hingenommen; für sie war es eben eine Niederlage, die später dadurch ausgeglichen werden würde, daß neue Truppen eingesetzt wurden, um die vernichteten Kräfte zu ersetzen. Aber als sie merkten, daß sie nicht nur Divisionen, sondern ganze Armeen verloren hatten, ja, daß sie die größte Niederlage ihrer Geschichte hatten hinnehmen müssen, daß die ihnen noch verbliebene Reservestreitmacht kaum größer war als die Armeen, die den Amerikanern noch zur Verfügung standen, und daß schließlich das Gras, der Gegner, der ihnen all diese entsetzlichen Schläge versetzt hatte, die Reste ihres Brückenkopfs schnell auslöschte, fingen sie an, sich gegen den Krieg selbst auszusprechen.
„Unter unserem lieben kleinen Onkel Stalin“, sagten sie, „wäre das nie geschehen. Unsere Söhne und Brüder wären nicht ausgeschickt worden, um fern von unserem heiligen Mütterchen Rußland zu sterben. Nieder mit den Feinden Stalins! Nieder mit der kriegshetzenden Bürokratie!“
Der Kreml beeilte sich, der Bevölkerung zu versichern, daß sie die Wünsche des heiligen Stalin ausführte. Er überzeugte sie von der Lauterkeit seiner Motive, indem er alle Demonstranten von Maschinengewehren niedermähen ließ und als trotzkistisch-amerikanischen Saboteure und Verräter nach öffentlichen Prozessen exekutieren ließ. Aus irgendeinem Grund konnten diese Argumente die Menschen nicht überzeugen, und am 7. November war ein neues Motto zu hören: „Lang leben Stalin und Trotzki!“ Dieser Wahlspruch erwies sich als so populär, daß die gesamte Bürokratie in kürzester Zeit liquidiert, die Sowjetunion als unzweideutiger Arbeiterstaat erklärt, die Armee durch Rote Garden ersetzt und der Verkauf sowjetischer Schuldscheine als Verstoß gegen die sozialistische Wirtschaft geahndet wurde. Alle Einkommen wurden einander angeglichen und der Begriff „Stachanow-System“ aus allen russischen Wörterbüchern getilgt.
Ein formeller Friedensvertrag wurde nie geschlossen. Keine Seite verspürte weiter Lust auf einen Krieg, und obwohl Zeitungen wie der Daily Intelligencer noch monatelang fortfuhren, die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu verlangen, und sogar für den Einsatz von Flugzeugen plädierten, da jetzt keine Vergeltungsmaßnahmen mehr zu fürchten waren, schienen sich beide Länder damit zu begnügen, zum Status quo zurückzukehren. Die einzigen Folgen des Krieges waren, abgesehen von den schrecklichen Verlusten, daß das Gras in Amerika ein Jahr lang ungehindert wachsen konnte und die Sowjetunion eine neue Verfassung hatte. Eine der besonderen Vorkehrungen dieser Verfassung war, daß politische Straftäter – und die Definition für sie war jetzt engbegrenzt, so daß neunundneunzig Prozent der bisher in Haft genommenen ausgeschlossen wurden – von nun an ihre Verbrechen sühnen müßten, indem sie die Dauer ihrer Strafe damit verbringen mußten, auf das gewaltige Grabmal Stalins zu blicken, das den Mittelpunkt des Roten Platzes beherrschte.
46.
General Stuart Thario, von einer undankbaren Republik sehr rüde behandelt, hatte die Wahl zwischen einer lebenslangen Obristenstelle und sofortigem Abschied. Ich war immer der Meinung, menschliche Eitelkeit, die ihn sich an den Titel eines Generals klammern ließ, hätte ihn veranlaßt, seinen Abschied zu nehmen. Jedenfalls gab es keine Schwierigkeiten, für ihn einen Platz in unserer Organisation zu finden, und wenn folgerichtig Gehalt und Position seines Sohns gemindert wurden, blieb, wie es so schön heißt, alles in der Familie.
Eines der erfreulichen Ergebnisse unseres einzigartigen Systems freien Unternehmertums war die Tatsache, daß die Menschen in exaktem Verhältnis zu ihren Verdiensten und Fähigkeiten entlohnt werden. Der Krieg, der so viele ungeschickte und kurzsichtige Menschen in den Bankrott trieb, machte aus Consolidated Pemmican einen der größten Konzerne des Landes. Das Unternehmen, das General Thario in seine Reihen aufnahm, unterschied sich beträchtlich von dem, welches seinen Sohn eingestellt hatte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher