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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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hatte; aber Slafe hatte einen Job erledigt, für den er bezahlt worden war, während Joe nur seinen eigenen Launen frönte. Stundenlang lag er flach auf dem Bauch und starrte durch den Feldstecher; dann wieder wanderte er am Rand des Grases entlang, betrachtete, fühlte und roch es, und einmal sah ich, wie er sich vorbeugte und wie ein Schaf an ihm nagte.
    „Wissen Sie, A. W.“, sagte er begeistert – er nannte mich stets „A. W.“ und das mit so merkwürdiger Betonung, daß es mich zweifeln ließ, ob er die Initialen respektvoll oder ironisch benutzte, „wissen Sie, A. W., ich verstehe diese Burschen, die sich in das Gras geworfen haben. Es ist edel; so etwas ist noch nie in der Natur geschehen. Ich habe Zeitungs- und Illustriertenberichte darüber gelesen, und entweder haben die Autoren keine Augen, oder sie lügen das Blaue vom Himmel runter. Sie schwätzen vom ‚schmutzigen Braun’ der Blüten, aber ich habe die Blüten selbst gesehen, A. W., und sie sind von lebhaft strahlendem Purpur. Haben Sie den funkelnden Schimmer bemerkt, wenn der Wind die Halme kräuselt? Alle Farben des Spektrums vor dem Hintergrund dieses wunderbaren Grüns.“
    „Da ist nichts Wunderbares dran“, sagte ich ein wenig gereizt. „Es war normalerweise wirklich grün, eine intensive, gleichmäßige Farbe, aber hier oben, wo es hoch und kalt ist, unterscheidet es sich kaum von gewöhnlichem Teufelsgras - schmutzig und häßlich.“ Seinen Enthusiasmus hielt ich unter den herrschenden Umständen für reichlich unangebracht.
    Er schien mich gar nicht zu hören, sondern fuhr träumerisch fort: „Und die Töne, die es hervorbringt! Mein Gott, A. W., ein Komponist würde die Hälfte seines Lebens dafür geben, diese Töne reproduzieren zu können. Laut und durchdringend, leise und stumm; in seiner einsamen Größe schaffte es Tongedichte und Etüden.“
    Ich habe die Laute, die das Unkraut erzeugt, schon einmal erwähnt. Es handelt sich um ein donnerndes Krachen und Knistern, das auf die enorme Wachstumsgeschwindigkeit zurückzuführen ist. Während der Ruhepause hatten die Laute aufgehört und waren, zumindest in den Bergen, von anderen Tönen und Tonkombinationen abgelöst worden, die entstanden, wenn der Wind durch die Halme blies und die zähen Stengel gegeneinanderrieb. Gelegentlich klang der Widerhall dieser Töne sehr, sehr angenehm, doch häufig bereitete er mit schrillen Dissonanzen Ohrenschmerzen; aber selbst in ihren angenehmsten Ausprägungen waren diese Laute meiner Meinung nach - und ich kann wohl von mir behaupten, für Schönheit ebenso empfänglich wie jeder andere zu sein – weit davon entfernt, Joes übertriebenen Hymnen gerecht zu werden.
    Aber er war zu berauscht, um mit gesundem Menschenverstand zu urteilen. Er schrieb Notizbücher - diese dicken, pappgebundenen Kladden, die die Kinder eigentlich in der Schule benutzen sollen, was sie aber nie tun - mit seinen Reaktionen voll. In ruhigen Minuten, wenn er fort war, blätterte ich sie durch, aber sie waren überwiegend zusammenhanglos. Gedichte ohne Versmaß, Ansammlungen von Adjektiven, übertriebene Interpretationen der Handlungen des Grases und viele musikalische Aufzeichnungen, die über einen unsicheren, sich wiederholenden Anfang nicht hinauszukommen schienen.
    Ich gebe einige Seiten des noch am wenigsten chaotischen Materials hier wieder: „Die Eiszeit hat den Cromagnon aus den Höhlen getrieben, wie es Knossos, Pithom und der Tempel der Athene auf der Akropolis prophezeiten. Dieses Gras, Eis des zwanzigsten Jahrhunderts, treibt Magnaten aus ihren Zwanzigzimmervillen in ihre Zwanzigzimmerzweithäuser. Der Verlust ist gestrig. Walt Whitman.
    Denn die Tiere sind es. Kühe und Schweine, Pferde, Ziegen, Schafe und Kaninchen, vom Bauern im Stich gelassen, aufgeschreckt und verwirrt; die Uhr, deren Triebfeder gebrochen ist, läuft rückwärts. Das Wild: Reh, Hirsch, gestreift und gefleckt; Wildschaf, ovis poli, rooseveltgeschossen, brehmgedruckt, Bergziegen, in ängstlichen Sprüngen zur schwankenden Sicherheit auf Babels Spitze jagend, hinauf zu der Nadelspitze, auf der keine Engel tanzen. Doch nicht nur sie.
    Fleisch und Fleischfresser, Nahrung und Nährer, Räuber und Opfer, Füchse, Luchse, Koyoten, Wölfe, Wildkatzen, Berglöwen (die Wandertaube ist fort, der Dung der Herden, in dem sie zu picken pflegten, eine Schicht, so dick wie alle Menschen samt der noch nicht geborenen, liegt nicht mehr auf den Ebenen, Tag und Nacht reisten wir, doch die Vögel über

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