Es grünt so grün

Namen.“
    „Ich möchte, daß Sie ein paar Minuten mit mir kommen; ich habe einen Vorschlag, der Sie interessieren könnte.“
    Trotz der Dunkelheit konnte ich sehen, wie er mich argwöhnisch musterte. „Handelte es sich um eine weltliche Verführung vom christlichen Weg?“
    „Ich glaube, Sie werden mein Angebot als materielle Hilfe für Ihre Kirche einschätzen.“
    „Ich habe keine Kirche“, sagte er. „Wir sind Christen und erkennen keine von Menschen geschaffenen Institutionen an.“
    „Nun, dann eben für Ihre Bewegung oder wie Sie es auch nennen.“ Trotz seines Widerstands, der jetzt so groß war wie ursprünglich der meine, überredete ich ihn, mich zu begleiten. Unruhig saß er in dem Sessel, während ich ihm erklärte, wer ich war, und meinen Plan, etwas Gras einzusammeln, skizzierte.
    „Was ist das schon für mich? Ich habe längst alle materiellen Gedanken aufgegeben und sorge mich jetzt nur noch um das Leben der Seele.“
    Das mußte zutreffen, dachte ich, wobei ich seine schäbigen Kleider, den schweißfetten Schal, die rissigen Schuhe und die Socken, die eine braun, die andere schwarz, registrierte. „Für Sie bedeutet es folgendes: Wenn Sie kein Gehalt und keine Prämie für die Organisierung und Leitung der Expedition wollen und ich habe vor, großzügig zu sein, können Sie das Geld an Bruder Paul weitergeben. Ich meine, das ist doch akzeptabel.“
    Er schüttelte den Kopf und murmelte: „Satan, Satan.“ Die untere Hälfte seines Gesichts war breit und waagerecht gespalten wie eine Gußform. Es verjüngte sich zu den klammergleichen Ohren, über denen ein rötliches Haarbüschel stand. Ich setzte mich mit meinen Argumenten durch.
    „Ich werde Bruder Paul ihren Vorschlag übermitteln“, willigte er schließlich ein.
    „Ich dachte, Unterscheidungen zwischen einem Menschen und dem nächsten seien weltlich und trivial“, lockte ich ihn. „Sind Sie denn nicht Bruder Paul?“
    „Saten, Satan“, wiederholte er.
    Ich bin sicher, es konnte sich nur um einen dieser Geistesblitze gehandelt haben, für den erfolgreiche Wirtschaftsmanager berühmt sind, als ich diesen Mann trotz seiner absurden Großspurigkeit und seines abstoßenden Äußeren auflas. Keine echte Intuition, sondern eine Fähigkeit, Persönlichkeiten sofort abzuschätzen und einzuordnen. Ich besaß diese Gabe schon immer; sie half mir bei meinen früheren Erfahrungen als Vertreter und blühte weiter auf, als ich mein eigentliches Tätigkeitsfeld betrat.
    Anthony Preblesham – denn das war sein weltlicher Name – enttäuschte meine Einschätzung nicht, denn er erwies sich als einer der aggressivsten Männer, die ich je eingestellt hatte. Der Bruder-Paul-Hokuspokus, den er schnell ablegte, hatte nur dazu gedient, eine überreiche Energie zu binden und zu kanalisieren, die sonst ziellos in einer stillstehenden Welt geflossen wäre. Bei Consolidated Pemmican fand er seine wahre Religion; sein Einsatz für unsere Produkte erwies sich als ebenso groß, wenn nicht noch größer, wie seine frühere hysterische Begeisterung für die Erlösung der Menschheit. Es war nicht sein Fehler, daß die von ihm geleitete Expedition sich als fruchtlos herausstellte.
    Die Menschen, die Tony Preblesham mitnahm, waren sämtlich Brüder Paul, die – da sie so etwas verachteten – über die materielle Entlohnung nicht informiert worden waren, sondern den Eindruck vermittelt bekamen, sie trugen zur Förderung ihres fanatischen Glaubens bei. Sie bauten ein Lager auf dem Gras – oder besser auf dem Schnee, der über dem Gras lag – in der Nähe des ehemaligen Springfield, Illinois. Als sie sich durch den Schnee zu dem Unkraut vorgruben, entdeckten sie, daß es in der Ruhepause den größten Teil seiner gummiartigen Widerstandsfähigkeit verloren hatte, und schnitten verhältnismäßig leicht mehr als vier Tonnen heraus, die unter größten Schwierigkeiten zu unserem Werk in Florida transportiert wurden. Um es vorwegzunehmen: Ihre Arbeit erwies sich als sinnlos, denn es wurde keine praktikable Methode entdeckt, das Gras in eine Form zu bringen, in der ihm seine Nährelemente auf wirtschaftliche Weise entzogen werden konnten.
     
    61.
     
    Die Geheimhaltung, die die Regierungsexpedition umgab, konnte nicht aufrechterhalten werden, und bald wurde bekannt, daß der Versuch geplant war, das Gras in seiner Ruhepause zu verbrennen. Alle früheren Bemühungen, das Gras mit Feuer zu bekämpfen, hatten stattgefunden, wenn es in vollem Saft stand, und man