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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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schon mit sachlicher Genauigkeit untersuchen, wenn William Rufus Le ffaçasé in ihm residierte? Schläfrig in einem ledernen Armsessel sitzend, öffnete er ein Paar winziger, tiefliegender Augen, um uns bei unserem Eintritt interessenlos zu mustern. Unter einer glänzenden Alpaka-Jacke trug er ein altmodisches, kragenloses Hemd, dessen Nackenstreifen mit einem diamantenen Kragenknopf befestigt war. Weder ein Kragen noch eine Krawatte konkurrierten mit dem Glanz des strahlenden Edelsteins, der in einem geschorenen Stoppelfeld seines faltigen Halses ruhte. Sein Gesicht war bemerkenswert lang, seine Oberlippe erstreckte sich endlos von einem Mund, der aussah, als wäre er gerade mit Vaseline eingeschmiert worden, bis zu einer Nase, die der Form eines Golfschlägers nicht unähnlich war. Aus der Schnupftabakdose auf seinem Schreibtisch (ich hatte geglaubt, sie sei nur ein Zierstück oder Behältnis für kleinere Gegenstände) schaufelte er mit dem Daumen einen kleinen Hügel aus graubraunem Staub, den er sich mit einer wischenden Aufwärtsbewegung in ein klaffendes Nasenloch schob.
    „Chef, das ist Albert Weener.“
    „Wie geht’s, Mr. Weener? Gootes, wer, zum Teufel, ist Weener?“
    „Aber Chef, das ist der Bursche, der das Zeug auf das Gras gebracht hat.“
    „Oh!“ Er betrachtete mich mit der Aufmerksamkeit, die man einem interessanten, aber nicht sonderlich wertvollen Gegenstand schenkt. „Sie haben den Hund gebissen, was, Weener?“
    Gootes brach in lautes, anerkennendes Gackern aus. Le ffaçasé wandte den Todesstrahl seines linken Auges auf ihn. „Sie sind ein Syncophant, Gootes“, stellte er verdrossen fest, „ein elender, kriecherischer, mieser, katzbuckelnder, speichelleckender, feiger, leisetretender, krötenfressender, radfahrender, sabbernder Syncophant.“
    Ich sah nicht, wie wir auf diese Weise zur Sache kommen konnten, also bemerkte ich vorsichtig: „Ich nehme an, daß Sie in Anbetracht der Tatsache, daß ich Mrs. Dinkmans Rasen eingesprüht habe, wünschen, daß ich einige Beiträge …“
    „Die Wünsche werden kleiner, wenn die Intelligenz zunimmt“, brummte Le ffaçasé, „alles, was ich wünsche, sind einige ungestörte Augenblicke, in denen ich das Werk des unsterblichen Hobbes lesen kann.“
    „Pardon“, sagte ich. „Ich hatte angenommen, Sie wünschten, daß ich über die Entwicklung des wildwachsenden Grases berichte.“
    „Provinzgeschichte für den Lokalredakteur“, erklärte er interesselos.
    „Nichts für den Intelligenter “, informierte Gootes mich in lautem Flüsterton. Le ffaçasé, der ihn offensichtlich verstanden hatte, starrte, griff nach unten, zog das Telefon aus seinem Versteck unter dem Schreibtisch und schnorrte in die Sprechmuschel: „Ich unterbreche Ihr Knobelspiel nicht gern mit den trivialen Erfordernissen dieses Organs, das die Leute einmal die Zeitung bezeichneten, bis ich Sie auf die Gehaltsliste setzte. Ich schicke Ihnen einen Mann, der etwas über das verrückte Gras weiß. Trennen Sie sich von dem pornographischen Heft, an dem Sie sich wahrscheinlich im Augenblick weiden, und sehen Sie mal, ob wir ihn brauchen können.“
    Unsere Anwesenheit schien er auf der Stelle zu vergessen, ein Verhalten, das so beleidigend war, daß ich, wenn Gootes nicht die erste Bewegung zum Rückzug getan hätte, von selbst gegangen wäre. Ich weiß nicht, welche weitreichenden Überlegungen von ihm Besitz ergriffen, als er das Telefon einhängte, aber meines Erachtens hätte er wenigstens die Höflichkeit besitzen können, uns zum Abschied zuzunicken.
    „Sie sind eingestellt, o Jesus“, erklärte Gootes; natürlich war ich das, denn es gab keinen Zweifel, daß eine so brillante, erfolgreiche Gestalt wie Le ffaçasé – was ich auch von seiner zügellosen Sprache und seinem Mangel an gutem Benehmen halten mochte, er war ein eindrucksvoller Mann – mich in Sekundenschnelle richtig eingeschätzt und mein Talent erspürt hatte, bevor ich auch nur eine Zeile zu Papier gebracht hatte.
     
    14.
     
    Das Gehalt, das der Daily Intelligencer mir anbot, war hoch genug, um den Kauf eines Gebrauchtwagens zu rechtfertigen selbst wenn man annahm, was die Zeitung gewiß tat, daß die Geschichte mit dem Gras schnell vorbei und meine Arbeit damit beendet sein würde. Eine frühere unerfreuliche Beziehung mit einem Finanzierungsbüro erschwerte die Transaktion, da ich nur wenig Bares vorzuweisen hatte, aber ein Anruf bei der Zeitung stellte meine Vertrauenswürdigkeit wieder her, und

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