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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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gern wissen, wie ich überhaupt so weit gekommen bin! Aber viel lieber würde ich wissen, wie ich hier wieder rauskomme.
    Ich stecke jetzt meinen Kopf aus dem Turm. So weit diese Stengel es zulassen – und das ist nicht sehr weit. Sie bilden eine feste Masse über dem Wagen. Und neben ihm. Ich hole mir ein paar Werkzeuge und mach mich an den Motor. Was anderes kann ich nicht tun. Kann ja nicht den ganzen Tag hier sitzen und euch Drückebergern Graswurzeln beschreiben. Ich probier’ mal, ob ich das Ding wieder zum Laufen kriege, und dann nichts wie raus. Und dann kündige ich dem Staat Kalifornien. Sobald ich raus bin! Hier ist SMT 7; ich verlasse jetzt das Funkgerät wegen dringender Reparaturen, Ende.“
    Stundenlang kamen die Berichte herein, und alle im gleichen Tenor: schnelles Vorankommen, das bald gebremst wurde, dann entweder Motorschaden oder mißlungene Treffen mit anderen Wagen, und alle Sendungen schlossen ähnlich: „Ich verlasse das Funkgerät.“ Es hatte keinen Zweck, daß das Einsatzhauptquartier ihnen aufgeregt befahl, unbedingt in ihren Panzerwagen zu bleiben. Sie waren jung, durchtrainierte, ungeduldige Männer, und wenn etwas schiefging, krochen sie nach draußen, um sich durch ein paar Schritt Gras zu kämpfen und es wieder in Ordnung zu bringen. Schließlich befanden sie sich im Herzen einer Großstadt. Ihre Wagen hatten sich geradewegs in das Gras hineingebohrt, und auch Drohungen mit dem Kriegsgericht konnten sie nicht dazu bringen, däumchendrehend herumzusitzen und auf Hilfe zu warten. Einer nach dem anderen wanden sie sich aus dem Wagen, um die Zündung in Gang zu setzen, den Vergaser einzustellen oder die Rädchen, die Laufketten antrieben, freizuhacken. Und eines nach dem anderen verstummten ihre Funkgeräte und wurden nicht wieder gehört.
    Des Captains Unbekümmertheit wurde zu Zweifel, der Zweifel zu Angst und dann zu wilder Wut. Er war sich des Erfolgs des Manövers so sicher gewesen, daß dieser Fehlschlag ihn nicht in Verzweiflung, sondern in heißen Zorn trieb. Er kannte die meisten der Panzerwagenfahrer persönlich, und die Vorstellung, diese Freunde in ihren winzigen, ständig schrumpfenden grünen Höhlen gefangen zu sehen, trieb ihn zu hektischer Aktivität. „SMT 1 – Lew Brown! Geh nicht raus, Lew – bleib, wo du bist, du Holzkopf! Bleib, wo du bist, Lew!“ bellte er in den stummen Lautsprecher.
    „Jake White. Jake White ist in vier. Wollte ihm hinterher einen Schnaps ausgeben. War ein Scherz. Er ist ein Cola-Junge. Warum kannst du nicht drinbleiben, Jake? Warum nicht?“
    Unfähig, es länger zu ertragen, rannte er schreiend aus dem Hauptquartier. „Wir holen sie raus, Jungs, wir holen sie raus!“ Er hätte persönlich einen Trupp Freiwilliger angeführt, der sich zu Fuß durch das Gras kämpfen sollte, wäre er nicht mit Gewalt daran gehindert worden. Er schluchzte hysterisch, als verständnisvolle Kameraden ihn fortführten, damit er behandelt werden konnte.
    Der Vorschlag des Captains wurde, auch wenn er undurchführbar war, von allen seinen Kameraden unterstützt. Im Augenblick war die Vernichtung des Grases zweitrangig gegenüber der Rettung der gefangenen Panzerwagenfahrer. Schon vorher war es im Hauptquartier geschäftig hergegangen, jetzt verwandelte es sich in einen wahren Bienenstock; Offiziere schrien, mahnten und klagten, die Männer rannten hin und her, als gäbe es gegen diese Situation kein Mittel außer unbegrenzten Mengen ihres Schweißes.
     
    19.
     
    Selbst wenn ich mich an alle erinnern könnte, wäre es müßig, alle verschiedenen Methoden und Mittel aufzuzählen, die zur Rettung der Panzerwagenfahrer vorgeschlagen und verworfen oder ausprobiert wurden und dann fehlschlugen. Presse und Rundfunk verfolgten jeden waghalsigen Versuch und jedes sorgfältig geplante Unternehmen, bis einer faszinierten Öffentlichkeit auch das letzte bißchen Erregung entrungen worden war. Vierundzwanzig Stunden lang hatten die Titelseiten nur Platz für die letzten Nachrichten über die „Gefangenen des Grases“, wie sie anfangs genannt wurden. Danach, als die Hoffnung auf ihre Rettung schwand und sie zugunsten aktueller Entwicklungen aus dem Rampenlicht verbannt wurden, hießen sie nur noch die „Helden im Kampf gegen den unheimlichen Feind“.
    Denn das Gras hatte während der Pause keinesfalls höflich seine Aktivität eingestellt. Im Gegenteil, es schien aus den Opfern, die es begraben hatte, neue Energie zu schöpfen. Haus für Haus, Häuserblock für

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