Es grünt so grün

und nicht die entwürdigende Panik, wie sie das gräßliche Unbekannte, das in dem Gras steckte, erzeugt.
    Der Helikopter schwankte und ruckte, seine Bewegungen versetzten die unbefestigte Leiter in torkelnde Drehbewegungen, und bei jedem Ruck erwartete ich, weggeschleudert zu werden. Ich holte mir blaue Flecken und verbrannte mir die Handflächen, meine Knie zitterten, und mein Gesicht, Rücken und Brust waren schweißnaß. Doch trotz alledem überkam mich ein Gefühl der Dankbarkeit.
    Das rasselnde Gebrüll über mir wurde lauter; schließlich erreichte ich das offene, glasverkleidete Cockpit und zog mich mit letzter Kraft hinein. Eine lange Sekunde lag ich völlig ausgepumpt auf dem Boden. Mein Auge nahm jede einzelne Niete wahr, jeden Kratzer, jede Delle, jedes Anzeigegerät, jede Naht und jedes einzelne Stück der Verkleidung; in meinem Kopf wirbelten all diese Wahrnehmungen durcheinander und verfestigten sich zu strukturierten Mustern. Sie waren künstlich, stammten von einem glückbringenden Fließband – und waren kein grauenerregendes Produkt der Natur.
    Ich fragte mich, wie die kleine Kabine uns alle aufnehmen konnte, und war aufrichtig dankbar, daß wenigstens ich in Sicherheit war. Bei dem Gedanken an meine Begleiter schaute ich nach unten. Die Graswände waren fast zum Greifen nah; jenseits des Lochs, das so unerwartet in seiner Oberfläche entstanden war, erstreckte sich das Unkraut ebenmäßig, friedlich und einladend. Ich erschauerte und blickte hinab. Erneut hing die Leiter verlockend vor Slafe.
    Wieder stieß er sie zur Seite. Gootes schien mit ihm zu diskutieren, denn er schüttelte störrisch den Kopf und ließ seine Kamera wieder in Aktion treten. Schließlich packte der Reporter ihn mit einer Kraft, die ich ihm nicht zugetraut hätte und hob ihn gewaltsam auf die erste Sprosse der Leiter. Slafe schien sich endlich damit abzufinden, daß er das Loch verlassen mußte, zeigte aber besorgt auf seine andere Kamera und Filmdosen. Gootes nickte heftig und gestikulierte den Fotografen nach oben.
    Von dem, was nun geschah, sah ich jedes Detail, und zwar so einprägend und eindringlich, als liefe ein Zeitlupenfilm ab. Ich hörte Slafe an Bord klettern und wußte, daß wir in wenigen Sekunden frei wären. Ich sah, wie sich das strahlende Sonnenlicht blendend auf den Halmen des Grases reflektierte, das sich unmerklich zu der in der Ferne sichtbaren Stadt hin abflachte, um eins mit ihr zu werden.
    Die Sonne war, wie gesagt, an dieser Stelle von strahlender Helle, aber in dem Loch, wo Gootes jetzt Slafes Ausrüstungsgegenstände an der Leiter festband, ließen die Schatten der Wände es zum düsteren Zwielicht werden. Ich blinzelte, drängte ihn telepathisch zur Eile; er wirkte langsam und unbeholfen, viele seiner Handgriffe mißlangen. Und dann …
    Und dann brachen die Wände zusammen. Keineswegs langsam, ohne jede Vorwarnung, völlig undramatisch und ohne Getöse. Sie kamen so stumm und natürlich zusammen wie zwei Wellen, die ein Loch im Ozean schließen, aber ohne Strudel und Aufwallungen. Sie fielen in eine Umarmung, in eine Vereinigung, die so unvermeidlich war, wie die Vertiefung, die sie auslöschten, zufällig war. Sie schlossen sich wie die Kiefer einer Falle ohne jede Boshaftigkeit und ließen das obere Stück der Leiter von der glatten, friedlichen Oberfläche des Grases nach oben schnellen.
    Ob der Pilot unwillkürlich einen falschen Knopf drückte oder ob die Bewegung des Grases die Leiter vom Schiff abzwackte, weiß ich nicht; aber das letzte kleine Stückchen, das noch am Helikopter befestigt war, riß ab und fiel auf das Grün. Es war die einzige Markierung der Stelle, wo das Loch, das uns festgehalten hatte, gewesen war, und es lag da, ein braunes, nutzloses Durcheinander aus Stricken und Holz, ein hilfloser künstlicher Fleck auf einer undurchdringlichen Pflanzenmasse.
     
    24.
     
    Mr. Le ffaçasé nahm das Sprechrohr des Diktafons von den Lippen, als ich eintrat. „Weener, obwohl mich meine feste Bindung an Tatsachen zwingt, für mich eine passable Allgemeinbildung und einige dünne Kenntnisse abnormer Psychologie in Anspruch zu nehmen, muß ich zugeben, daß mich das Schauspiel verblüfft, Ihren scheckigen Teint erneut in diesen Räumen zu sehen, die dem Fortbestand der Wahrheit und der Verbreitung der Erleuchtung geweiht sind. Tag für Tag unterschlagen Sie unter dem Vorwand, dafür einen Gegenwert zu liefern, gutes Geld von dieser Zeitung, und täglich wird Ihre Nutzlosigkeit