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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Spilker
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bist.«
    »Du meinst, ich sah gesund aus?«
    »Genau. Nicht so wie sonst immer. Nicht so wie jetzt.« Das ist ihre Art, sich um ihren erwachsenen Sohn zu kümmern: ihm ab und zu mal beizubringen, dass er schlecht aussieht. Bei meinen Eltern geht es immer darum, einen guten Eindruck zu machen. Gut auszusehen. Gesund zu sein. Leistung zu bringen. Aber sie meint es ja nur gut und macht auch gleich wieder ein Versöhnungsangebot. «Willst du noch ein Bier?«
    Wir kramen weiter in der Kiste.
    »Ich war wohl ziemlich oft auf Inselfreizeiten.«
    »Nein, auf Baltrum waren wir zusammen.«
    »Und die hier?«
    Eine andere Postkarte taucht auf. Das vergilbte Bild zeigt einfach nur Grün. Wenn man genauer hinsieht, kann man erkennen, dass es sich um einen Wald handelt. «Der Schwarzwald« steht in geschwungenen altmodischen Lettern über dem Bild. Ich drehe die Karte um. Eine unbekannte Handschrift, die eher nach einem Mädchen aussieht, und der übliche Mir-geht-es-gut-wie-geht-es-Euch-Text. Am Schluss eine krakelige Unterschrift, die wie meine ersten Schreibversuche wirkt.
    »Ach, da warst du doch zur Kur.«
    »Zur Kur? Ich? Ach, so nennt man das.«
    »Nein, das war eine richtige Kur, keine Freizeit. Wegen deiner Bronchitis. Dein Arzt hat uns dazu geraten. Du warst für sechs Wochen im Schwarzwald.«
    Der Arzt – eine nicht zu hinterfragende Autoritätsperson.
    »Wie alt war ich da?«
    »So etwa acht Jahre? Ja genau, du warst in der dritten Klasse. Du warst doch immer so schwächlich und dauernd krank.«
    Ich habe keinerlei Erinnerungen daran. »Wirklich? Ich fand mich immer ganz gesund.«
    »Doch, doch, wir haben uns ständig Sorgen gemacht. Später ist es dann besser geworden. Du warst ja immer so ein stiller und zarter Junge, gar nicht wie die anderen. So zerbrechlich, mehr wie ein Mädchen. Aber du bist immer wütend geworden, wenn dich alle für ein Mädchen gehalten haben.«
    Daran wiederum kann ich mich erinnern. »Ich bin vor allem wütend geworden, wenn mir alle ins Gesicht gefasst haben.«
    »Wieso, wer hat dir denn ins Gesicht gefasst?«
    »Na alle. Die ganzen Onkels und Tanten, die ihr kanntet. Alle glaubten, sie müssten mir in die Wange kneifen. Na ja, fast alle.«
    »Aber das ist doch nicht schlimm.«
    »Wenn man es schlimm findet, schon. Man möchte ja gern selbst entscheiden, wer einem ins Gesicht fasst.«
    »Na ja, jedenfalls hattest du damals immer diese Bronchitis und der Arzt hat gesagt, man muss aufpassen, dass daraus kein Asthma wird.«
    Fast habe ich das Gefühl, dass sie sich rechtfertigt. Sie nimmt sich einen Keks und schaut verlegen auf den Fußboden. Es ist natürlich auch nicht schön, sich in meinem Alter aufzuführen wie ein Pubertierender und seinen Eltern all die Fehler vorzuhalten, die sie bei der Aufzucht angeblich begangen haben. Wie um mich zu entschuldigen, wechsle ich das Thema und erzähle ihr doch ein bisschen von meinen Schwierigkeiten in Hamburg. Während meiner Ausführungen bekommt Vater spitze Ohren und setzt sich zu uns an den Tisch. Wenn es um Wirtschaft geht, seine Kernkompetenz, darf er nicht fehlen. Er hört mir ungefähr zwei Minuten lang zu und präsentiert dann schon eine Lösung meines Problems: Ich müsse mir dringend einen neuen Job suchen. Es sei reine Zeitverschwendung, weiter in dieses Projekt zu investieren, das einfach nichts abwerfe. Am Ende bliebe ich nur auf meinen Schulden sitzen. Ein Rat, den er vor gar nicht langer Zeit selbst bitter nötig gehabt hat.
    Als ob ich das nicht selbst wüsste. Als ob ich diesen Rat nicht schon mal gehört hätte.
    »Aber es gibt ja nicht nur die finanzielle Seite, sondern auch eine menschliche. Und eine künstlerische«, versuche ich einzuwenden.
    »Dann ist es ein Hobby«, lautet seine strikte Antwort. »Wenn es nicht ums Geldverdienen geht, ist es kein Beruf, sondern reines Privatvergnügen. Du musst etwas machen, das Geld aufs Konto bringt.«
    Richtig. Wie konnte ich nur so naiv sein? Ich verdränge seine konsequente Haltung in dieser Frage seit langem, nachdem es wegen unserer gegensätzlichen Ansichten fast zum Bruch gekommen ist. Es geht ihm einfach nicht in den Kopf, dass Einkommen und Lebensqualität nicht notwendigerweise das Gleiche sind. Wie die meisten Menschen reagiert er allergisch auf das Wort »Künstler«, weil er denkt, diese nehmen sich etwas heraus, was er sich selbst niemals gestatten würde. Dabei bin ich nicht mal Künstler, nur jemand, der sich in der Nachbarschaft von Kunst aufhält.
    «Wenn du es nicht

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