Es ist ja so einfach
finsteren Blick nach gegenüber, wo Melly in der Tür stand und die Ohren spitzte »solange wie die nicht versucht, mich zu unterbieten. Manche Frauen haben kein Ehrgefühl — Anwesende natürlich ausgeschlossen, Miss Napier.« Das letzte sagte er mit so gewaltiger Stimme, daß Melly es drüben gehört haben muß.
Ich war bemüht, nicht zu lachen. Was mochte das wahre Geheimnis ihrer verheerenden Fehde sein? Sie waren doch beide — wie Trina es ausgedrückt hätte — >richtige Herzchen<. Wie konnten sie sich so verfeindet haben?
Es war eine Freude, die Vorräte in dem winzigen Laden zu stapeln. Trina war so aufgeregt wie ein Kind mit neuem Spielzeug. Ihre Begeisterung war rührend, und sie rief aus: »Ich spüre, daß ich jetzt endlich mal etwas Richtiges leisten werde! O Helen, wäre es nicht herrlich, wenn mir das gelänge? Könnte nur Angus mich jetzt sehen!«
»Berufstätige Frau, wie sie im Buche steht«, neckte Peter, der aber von ihrer Sehnsucht ebenso ergriffen war wie ich. Es war rührend, wie sie jetzt, nachdem sie sich herbeigelassen hatte, von ihrem Mann zu sprechen, ihre Gedanken dauernd ihm zuwandte. Womit beschäftigt er sich wohl gerade und weshalb kommt er nicht, sie zu suchen...
8
Ausgerechnet an dem Morgen, als wir die Gäste erwarteten, kam Andy grimmig lächelnd ins Haus.
»Schon gesehen, was mit unserem ganzen Zaun los ist?« fragte er.
Der Satz, in anderem Ton gesprochen als sonst, klang so bedrohlich, daß wir schleunigst hinausliefen, um selbst zu sehen. Nur noch Spanische Reiter hätten gefehlt, um dem Grundstück das Aussehen eines Gefangenenlagers zu geben! In Abständen waren überall an unseren Grenzzäunen Schilder mit der Aufschrift >Privateigentum. Bitte nicht betreten!< angebracht. Unser Strand war von dem John Muirs an drei Seiten durch Zäune bis zur Hochflutgrenze hinauf abgeriegelt, und durch die Warnschilder verteidigte sich unser Nachbar nun ganz unzweideutig gegen jegliche Verletzung seiner Privatsphäre. Trina war empört. »Ein greulicher Mensch! Als ob jemand sein dämliches Land betreten möchte! Er schließt das Camp ein, als wäre es ein Gefängnis.«
»Jedenfalls wirkt es jetzt nicht gerade heiterer als vorher«, stimmte Peter zu.
Mich packte die Wut, doch ich ließ sie mir nicht anmerken. »Na ja, schließlich ist das alles sein Eigentum, und Gelegenheitsbesucher kümmern sich oft nicht um Grenzzäune. Es steht ihm jederzeit frei, Warnschilder aufzuhängen, wenn er’s für richtig hält. Wir haben immerhin vier Morgen und ein Stück Strand, das dürfte für unsere Zeltgäste ausreichen, außerdem haben sie Platz im Wasser oder können zum Wellenreiten und Baden zum anderen Ufer hinübergehen, wann sie Lust haben. Ich glaube kaum, daß sie sich über die Schilder aufregen werden.«
Später kam Mrs. Warren angetrabt, offensichtlich, um die Schilder zu rechtfertigen. »Es ist ein Jammer, liebe Helen, aber Sie wissen ja, wie Campgäste sind — zerbrechen Flaschen und Torlatten, und John denkt immer noch verärgert an den Bullen von damals.«
Da ich zu der alten Dame nicht unfreundlich sein wollte, sagte ich munter: »Vielleicht ist’s auch besser, es von vornherein ganz deutlich zu machen, und immerhin sagt er auf den Schildern >bitte<.«
Damit heiterte ich sie mächtig auf. »Ja, das stimmt. Ich finde, daß >Betreten verboten< so grob klingt, nicht wahr? Aber trotzdem...«
»Liebe Mrs. Warren, machen Sie sich darum nur keine Kopfschmerzen. Wir nehmen’s nicht übel, und es betrifft ja seinen eigenen Grund und Boden. Kommen Sie doch mal mit und schauen Sie sich das Camp an, ehe es von Menschen überfüllt ist.«
Sie sah ordentlich erleichtert aus, und wir sprachen über die anrüchigen Schilder kein Wort weiter.
Als erste Mieter einer Autokabine trafen die Boyds ein. Den Namen hatte ich während meiner Zeitungstätigkeit oft gehört, denn Boyd, ein schwerreicher Mann, war, wie es hieß, an allen bedeutenden Finanzgeschäften beteiligt. Daher war ich sehr erstaunt, daß er den Wunsch hegte, zur Erholung in ein bescheidenes Autocamp zu kommen. Hotels mit fünf Sternen hätten besser zu ihm gepaßt.
Boyd, ein hagerer, stiller Mensch, sah älter aus, als er war, und schien äußerst nervös zu sein. Seine Frau war freundlich, doch ihr Gesicht hatte, wie zu erwarten, den sorgenvollen Ausdruck, den die dreißigjährige Ehe mit einem schwierigen, vor Überarbeitung leicht erregbaren Mann erzeugt hatte, auf dessen Launen sie jederzeit
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