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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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weil ich erst mal erwachsen sein müßte — sagte er. Und zunächst sei eins sowieso schon gerade genug, bei der Schererei, die kleine Kinder machten. War das nicht gemein von ihm?«
    Ungefähr dachte ich das auch, ohne es jedoch auszusprechen. Ich küßte sie rasch, weil ich spürte, daß mir selber Tränen in die Augen stiegen. Und doch bedauerte ich den von Sorgen geplagten Ehemann. Sich in Trina verlieben, war nicht schwer — das täten die meisten Männer —, doch es war kaum zu erwarten, daß sie sich gleichsam über Nacht in die genau zu einem ehrgeizigen Arzt passende Ehefrau verwandelte und keinerlei Dummheit mehr beging. Na, und so verwandelt hafte sie sich ja auch nicht, und wir trugen jetzt die Verantwortung für sie. Das bekümmerte mich.
    Peter saß, eine Zigarette rauchend, am Küchentisch. Er sagte: »Das arme Karnickelchen hat sich schön ‘was eingebrockt. Bin gespannt, was der tugendsame Angus unternehmen wird. Möchte wetten, daß er im Abenddämmer sitzt und melancholisch singt: >Willst du denn nicht wiederkommen?< Ich rechne auch täglich damit, in der Plantage mal einen Privatdetektiv zu erspähen.«
    »Glaube ich nicht. Bis er ihren Brief erhält, wird er denken, daß sie in Australien ist.«
    »Vor vier Monaten ist sie schon ausgebüxt. Sogar einem Schotten müßte in vier Monaten ein Licht aufgehen.«
    »Vielleicht hat er in den Zeitungen inseriert, und sie hat es nicht gesehen.«
    Peter tat das geringschätzig ab. »Ist dir so etwas Unsinniges schon mal zu Ohren gekommen? Wenn wir dieses erzdumme Kind nicht kennten, wäre es kaum zu glauben! Hat gar keinen ernsten Grund und läßt sich mittellos durchs Land treiben! Und nun haben wir sie auf dem Pelz.«
    »Wenn plötzlich jemand hier als Gast erscheint, der sie erkennt? Sollen wir sie etwa im Baderaum verstecken, wie Venedig?«
    »Unwahrscheinlich. Sie hat ihr ganzes Leben auf der südlichen Insel zugebracht, und von dort haben wir bisher keine Anfragen gehabt. Oder doch?«
    »Nein, Gott sei Dank nicht. Aber Neuseeland ist klein. Auf keinen Fall können wir sie stante pede nach Hause schicken, doch den Brief muß sie morgen unbedingt schreiben. Ich gehe jetzt schlafen. Mir reicht das Drama für einen Tag.«
    Ich schlief nicht gut. Im Geist sah ich sie immerfort verloren in ihrem kindlichen Nachthemd vor mir sitzen und hörte sie über Babys sprechen. Es war wirklich, wie Peter meinte, eine unsagbar alberne Geschichte, und um zwei Uhr nachts hatte ich den heftigen Wunsch, diesen Angus mal tüchtig am Kragen zu packen.
    Tags darauf blieb mir freilich wenig Zeit, über Trina zu grübeln, weil die Zeltgäste in aller Kürze erwartet wurden und da es vorher noch viel zu tun gab. Trina schrieb ihren Brief und wollte unbedingt haben, daß ich ihn lese. Da ich jedoch eine fast pathologische Abneigung habe, Briefe anderer Leute zu lesen, lehnte ich es ab. Peter allerdings hatte keine Hemmungen, er erzählte mir nachher, der Brief sei ebenso komisch wie lächerlich.
    »Sie schrieb, sie hoffte, daß es ihm sehr gut gehe und er sich um sie keine Sorgen mache. Die arme beschränkte Kleine! Ihr gehe es gut, fuhr sie fort. Sehr unglücklich sei sie nicht, sie befinde sich bei netten Freunden, gedenke aber vorläufig noch nicht heimzukehren. Dann kam noch etwas über >abenteuerliches Leben< und einiges über geldliche Komplikationen — falsch geschriebene Fremdwörter und alles ziemlich schleierhaft und er möge doch bitte nicht nach ihr forschen, sondern sich mit dem Wissen begnügen, daß sie nichts täte, was ihm mißfallen würde. Und wenn das nicht sein hartes Hochländerherz völlig erweicht, verdient er, sie zu verlieren!«
    »Mag sein. Jedenfalls wird’s für ihn nicht einfach sein, sie hier aufzuspüren — vielleicht zum Glück«, sagte ich. Peter erklärte achselzuckend, er müsse nach Edgesea fahren und verschiedene Lebensmittel holen, weil Mrs. Morton sich morgens meinen ganzen Tee und beinah auch allen Zucker ausgeborgt hatte, mit der Erklärung, daß sie doch gewissermaßen >unvorbereitet< hier eingetroffen sei.
    »Besser, ich kaufe gleich einen guten Vorrat«, sagte er, »denn sämtliche Gäste werden anfragen, ob du ihnen dies oder jenes leihen könntest oder wo sie in ihrer Verlegenheit schnell Marmelade oder Büchsenfleisch hernehmen sollen. Wir müßten tatsächlich einen eigenen Laden hier auf dem Grundstück haben. Die meisten Camps haben den auch.«
    »Na, wir haben keinen, und ich hätte sowieso keine Zeit, da auch noch zu

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