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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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posaunt hatte! Noch dazu in John Muirs Ohren...
     
     
     

10
     
    Am nächsten Morgen, in aller Frühe, besuchte uns Mrs. Warren. Ich hatte bereits bei dem Arzt angerufen, der über Weihnachten in Thurston praktizierte und mir versprach, zu kommen, sobald er seine dringendsten Fälle versorgt hätte. Peter mußte unbedingt im Bett bleiben, doch mit Andys Hilfe erledigten wir unsere Morgenarbeiten pünktlich genug. Die gute Mrs. Warren machte sich Gedanken, ob und wie wir allein zurechtkämen.
    »John hatte Bruce gestern abend als Helfer herüberschicken wollen, konnte ihn jedoch nicht finden. Bruce kam von einer Party mit den netten Leuten, Ihren neuen Campgästen, erst sehr spät zurück, und heute früh, bevor er aufstand, war John schon draußen auf der Farm. Bruce wird gleich erscheinen, und John läßt bestellen, daß Bruce Peters Arbeit übernimmt, bis er wieder gesund ist. Auf der Farm haben sie gerade nicht viel zu tun, und John meinte, Bruce würde sich freuen, schon weil er so Gelegenheit hätte, Trina zu sehen.«
    »Schön und gut, daß Ihr Neffe so großzügig disponiert — aber wie denkt Bruce selbst darüber?« fragte ich.
    Seine Mutter lächelte gemütlich. »Meine Liebe, John sieht das vollkommen richtig. Bruce langweilt sich sehr. Ständig schaut er über den Grenzzaun und sagt, es müsse doch großen Spaß machen, einen Campingplatz zu besitzen. Er wird seine Zeit mit Begeisterung hier zubringen, und Peter hat dann keinen Grund, sich Kummer zu machen.«
    Schon lange hatten wir im Umgang mit Mrs. Warren und ihrem Sohn auf die Förmlichkeiten verzichtet und sprachen einander mit Vornamen an. So schien es auch ganz natürlich, daß sie in Peters Zimmer ging, ihm das Bett frisch bezog und sich dann eine Weile zu ihm setzte. Wohl kaum jemand verstand es so gut wie sie, kranke oder bekümmerte Menschen zu beruhigen, denn sie sprach kein unnützes Wort und war äußerst behutsam. Peter gefiel es, sie um sich zu haben, und er nahm brav das Getränk aus Zitronensaft mit Honig, das sie ihm zubereitete. Mit dem Plan, daß Bruce ihn vertreten sollte, war er ergeben und dankbar einverstanden. Er sagte nur, mit etwas schiefem Lächeln, Bruce werde ja auch entschieden brauchbarer sein als so ein >schlapper Kerl wie ich, der sich von einer gewöhnlichen Erkältung flachlegen läßt<. Deshalb war es ihm fast ein Trost, daß es sich keineswegs um eine gewöhnliche Erkältung handelte, sondern, nach dem ärztlichen Befund, um eine bösartige Spezies der Grippe, die gerade >grassierte<.
    »Setzt sich in der Brust fest und verursacht diesen eigenartigen Husten. Nein, mit seiner früheren Erkrankung hängt das wahrscheinlich nicht zusammen. Eine ganze Reihe junger Menschen ist davon erfaßt worden. Ein ziemlich heftig angreifender Virus. Ihr Bruder soll, auch wenn das Fieber vorbei ist, noch vierundzwanzig Stunden Bettruhe halten. Mit Ruhe und Antibiotika wird’s schon ausheilen.«
    Das war, als fiele mir ein Stein vom Herzen. An Grippe konnte jeder Mensch erkranken. Allerdings war es doch — wie ich zu Trina sagte — auffallend, daß sonst keiner im Hause die Grippe bekam.
    Wir alle entgingen ihr, und niemand im Camp erfuhr überhaupt, daß ein >heftiger Virus< sich bei uns herumtrieb. Bruce war sehr pflichtgetreu, er war schon in aller Frühe bei unserer gräßlichen ersten Tasse Tee zugegen und erfüllte nicht allein Peters Aufgaben, sondern half auch noch Andy. Dem Lagerleben paßte er sich ganz glücklich an, weit besser — argwöhnte ich — als der landwirtschaftlichen Atmosphäre nebenan. Er hatte Freude am Umgang mit vielen Menschen, besaß einen prächtigen Humor und — betete Trina an. Peter wurde recht eifersüchtig, wenn er die zwei lachen hörte.
    »Scheint nicht die Spur um den abwesenden Angus zu trauern«, knurrte er, sobald er sich etwas erholt hatte und wieder reizbarer wurde. »Hat ganz recht, wenn sie sich als Leichtgewicht bezeichnet.«
    »Eins scheinst du an Trina nie begriffen zu haben«, sagte ich, »nämlich, daß sie ihre wahren Gefühle verborgen hält.«
    »Wenn sie welche hat«, murmelte er bissig, worauf ich ihm erklärte, daß Eifersucht sich nicht lohne und eine würdelose Schwäche sei.
    »Ach, sei doch nicht albern«, gab er da ganz zornig zurück. »Natürlich mag ich sie leiden, aber wenn du dir einbildest, ich wäre so verflixt dumm, mich in sie ernstlich zu verlieben, dann irrst du dich.«
    Ich wechselte das Thema, denn Peters Proteste wurden mir allmählich zu hitzig.

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